21. Going home

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Juni 2005, Köln

Marshall half mir aus dem Wagen. Wir hatten es geschafft ohne, dass Bilder von uns gemacht wurden in der Garage meiner Eltern zu landen. Mit der Hilfe des Krankenhauses hatten wir die Klinik mitten in der Nacht verlassen und warn jetzt wieder zu Hause. Ich kletterte aus dem Inneren des Wagens und strich meine dunkle Jeans glatt. Marshall lächelte mich an und warf sich meine große Reisetasche über die Schulter. Ich drehte mich wieder zum Wagen um und löste Torries aus ihrem Sitz. Seit ich die Kleine das erste Mal gehalten hatte, empfang ich eine innere Ruhe, die ich seit Harrys Tod nicht mehr gespürt hatte. Vielleicht war es, weil ich jetzt ein kleines Stück mehr von ihm in meinen Armen hielt. Aber es ging mir einfach besser. Meine Gedanken trugen mich zurück zu dem Moment, in dem ich Torrie das erste Mal gesehen hatte. Sie hatte so friedlich und entspannt in Marshalls Armen gelegen. Es hatte so ausgesehen, als wenn sie dort hingehören würde. Seit Torrie auf die Welt gekommen war, war Marshall uns nicht mehr von der Seite gewichen. Er hatte seinen Flug zurück nach Hause um eine Woche verlegt und sein Personal musste ihm Kleidung ins Krankenhaus bringen, weil er uns einfach nicht aus den Augen lassen wollten. Kein einziger Angestellter im Krankenhaus hatte ein Wort über Marshall oder mich verloren. Gestern hatte das Königshaus ein kurzes Statement veröffentlich, in dem erklärt wurde, dass Torrie gesund auf die Welt gekommen war und wir uns beide von er schweren und stressigen Geburt erholen mussten. Nur wenige Stunden später hatte die Presse das Krankenhaus gefunden. Aber Marshall hatte gar keine Anstalten gemacht zu gehen und war weiter bei uns geblieben. Ich lächelte bei dem Gedanken daran, wie er unbequem und total verrenkt auf einem der Sofas geschlafen hatte, während Torrie und ich beide ein gemütliches Bett hatten. Torrie. Wieder ließ ich ihren. Name durch meinen Kopf schweifen. Marshall hatte sie mir so vorgestellt, als ich sie zum ersten Mal auf dem Arm gehabt hatte. Er meinte, dass ihr richtiger Name viel zu alt wäre und sie einfach eine Torrie wäre. Und irgendwie hatten ihm wohl alle zu gestimmt, denn ab diesem Moment nannte jeder sie nur noch Torrie. Jona und Alex waren gestern mit meinen Eltern zu Besuch gekommen um ihre kleine Schwester kennen zu lernen. Jona wusste nicht so ganz, was er davon halten sollte, aber Alex war hin und weg von seiner kleinen Schwester. Ich wurde von Marshalls Stimme aus meinen Gedanken gerissen. „You want the carrier?", fragte Marshall mich und deutete auf den Kindersitz. Ich schüttelte den Kopf und lief mit Torrie auf dem Arm in Richtung Verbindungstür, die uns direkt in die Küche führte. Im Wohnzimmer brannte noch immer Licht und ich wusste, dass meine Eltern noch wach waren. Kurz steckte ich meinen Kopf ins Wohnzimmer, um ihnen zusagen, dass wir da waren, bevor ich Marshall noch oben folgte.

Marshall hatte die beiden Reisetaschen in mein altes Kinderzimmer gestellt und schaute sich jetzt um. Er ließ seine Hände in die Taschen seiner schwarzen Jogginghose gleiten, während er die alten Pferde und Backstreet Boys Poster begutachtete. Vorsichtig legte ich Torrie auf den Wickeltisch und zog ihr die kleine Jacke aus, um sie Bett fertig zu machen. Die Kleine hatte die ganze Fahrt über brav geschlafen und machte auch jetzt keine Anstalten wach zu werden. Marshall trat an die Wickelkommode heran und beobachtete mich dabei, wie ich Torrie umzog. Ich drückte ihr einen Kuss auf die Stirn und ließ sie zum ersten Mal in ihrem neuen Bett schlafen. Meine Finger hielten die Stäbe ihres Gitterbettchens umschlungen, als ich spürte wie Marshall hinter mich trat. „She's so beautiful!", flüsterte ich und wusste nicht, ob ich es mehr zu mir oder ihm sagte. Im Gegensatz zu Alex und Jona schien Torrie der perfekte Mix aus mir und Harry zu sein. Wenn sie die Augen offen hatte, sah ich Harry in ihr. Die gleich strahlenden Augen, die aufgeweckten Blicke und ihre kleine Stubsnase. Aber jetzt lag sie ganz ruhig in ihrem Bettchen und sah mehr aus wie ich. Ihre blonden Haare bedeckten fast ihren gesamten Kopf und es sah fast so aus, als wenn sie leicht im Schlaf lächelte. Wie sehr wünschte ich mir, dass Harry jetzt hier war, um sie zu sehen. Aber ich wusste, dass er an einem besseren Ort war und immer auf uns aufpassen würde. Ich vermisste ihn so schrecklich doll. Aber durch Torrie war ein Stück von ihm bei mir und es tat nicht mehr ganz so sehr weh, wie vor ihrer Geburt. „You're beautiful!", flüsterte Marshall ganz nah an meinem Ohr und spürte wie sich eine Gänsehaut von meinem Nacken aus ausbreitetet. Sein warmer Atem kitzelte meine Haut und ein kleines Lächeln umspielte meine Lippen. Auch wenn ich keinen blassen Schimmer hatte, wie er so etwas sagen oder denken konnte. Ich hatte seit 2 Tagen nicht geduscht, trug ein altes T-Shirt und Nike Shorts, meine Haare waren zu einem wilden Knoten auf meinem Kopf gebunden und Makeup trug ich auch nicht. Er schlang seine Arme um meine Mitte und drehte mich zu sich um. Ich fiel gegen seine harte Brust und wusste nicht wo ich mit meinen Armen hinsollte. Aber Marshall drückte mich nur noch fester an sich. Ich schlang meine Arme um seinen Oberkörper und verringerte so den Abstand zwischen uns. Marshall sah aus seinen blauen auf mich hinab und lächelte mich an. Ich erwiderte sein Lächeln als er mit seinem Daumen über meine Wange strich. Er legte seine andere Hand auf meine Wange und ich lehnte mich in seine Berührung. Ich schloss meine Augen und genoss den ruhigen Moment zwischen uns beiden. Es fühlt sich so gut an, dass er hier war. Die ganze Zeit im Krankenhaus war ich so dankbar gewesen, dass er bei mir war. Er hatte meine Hand gehalten, wenn ich Angst hatte, mir Torrie abgenommen, damit ich in Ruhe essen konnte und mit den Jona, Alex und seinen Mädchen per Skype gechattet damit sie Torrie sehen konnten. Ich wusste, das er eigentlich zurück nach Detroit zu seinen Mädchen musste, aber tortzdem war er noch hier – bei mir. Ich wollte gar nicht daran denken, wie es sein würde, wenn er wirklich zurück nach Detroit fliegen würde. Bei dem Gedanken öffnete ich meine Augen wieder. Marshall sah mich noch immer an. Ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen. Und dann lehnte er sich zu mir runter und ich spürte seinen warmen Atem auf meinen Lippen. Bis gerade waren mir noch tausende Gedanken durch den Kopf geschossen. Aber jetzt war da gar nichts mehr. Das Einzige, an was ich noch denken konnte waren Marshalls weiche Lippen auf meinen. Mit einer schnellen Bewegung schloss er den kleinen Abstand zwischen uns und drückte seine Lippen auf meine. Es dauerte einen Moment bis ich realisierte, was hier gerade passierte und begann seinen Kuss zu erwidern. Marshall drückte vorsichtig mit seiner Zunge gegen meine Lippen und ließ sie langsam in meinen Mund gleiten. Ein kleines Stöhnen entwich mir und ich spürte wie er in unseren Kuss hinein lächelte. Ich schlang meine Arme um seinen Hals und zog ihn näher an mich heran. Ich legte alle die Gefühle, die sich in den letzten Wochen und Monaten in mir aufgestaut hatten in diesen Kuss, während ich Marshalls Hände überall auf meinen Körper spürte. Er strich mir über meinen noch immer nicht flachen Bauch. Ließ seine Finger  über meinen Rücken fahren und hörte nicht damit auf mich zu küssen. Erst als Torrie einen kleinen Laut von sich ab, löste er sich von mir und schaute besorgt in ihr Bettchen. Aber er ließ mich nicht los. Noch immer hielt er mich fest umschlungen an sich gedrückt. Ich war außer Atem und wusste nicht richtig, was hier gerade passiert war. „Marshall!", flüsterte ich in die Stille hinein. Aber Marshall legte nur einen Finger auf meine Lippen, bevor er mich wieder küsste. Dieses Mal war es ein kurzer, aber bestimmter Kuss. „Relax babe!", sagte er und streichelte meine Oberarme, „We have all the time in the world! But I've been wanting to do this since you walked up to me in that beer garden with your beautiful smile and big belly!" Wieder strich er mir über den noch leicht gewölbten Bauch und ließ seinen Blick zurück zu Torrie wandern. Ich lächelte leicht und lehnte meinen Kopf gegen seine Brust. „I don't know what to do!", flüsterte ich in sein T-Shirt, mehr an mich selbst als an ihn gewandt. Anstatt sich von mir zu lösen, zog schlang Marshall seinen Arm um mich und zog mich zu dem kleinen Sessel unter dem Fenster. Er ließ sich auf den Sessel fallen und zog mich auf seinen Schoß. Ich kuschelte mich an seine Brust und ließ ihn seine Arme um mich legen. „Let's take it slow and see how it goes! You have a lot on your plate and I have a lot on my plate. But I want to spend time with you Kat! I don't want to go back to Detroit without you!" Er sah mir in die Augen und zog mich zu sich hinunter. Wieder küsste er mich dieses Mal auf eine zärtlichere Weise, als wenn er seinen Worten mit dieser Geste noch mehr Bedeutung verpassen wollte. Ich ließ es einfach geschehen. Ich konnte und wollte gar nicht anders. Ich dachte an nichts anderes als an Marshall und seine wunderbaren Lippen auf meinen. Alles andere spielten in diesem Moment keine Rolle. Ich dachte nicht an Harrys Familie oder die Presse und was passieren würde, wenn irgendetwas hier von je an die Presse gelangen würde. Nicht daran, dass ich vor ein paar Tagen erst das Kind eines anderen zur Welt gebracht hatte, der aber nie wieder für mich da sein würde. Nicht an die Blicke oder Kommentare anderer. Ich dachte noch nicht einmal darüber nach, was meine Eltern sagen würden. Denn es war mir alles egal. Ich wollte nur Marshall. Und wie konnten wir uns später überlegen. Wir zählten und das war im Moment das einzige. Ich atmete tief durch als ich Marshalls warme Hände auf meinen Beinen spürte, wie er langsam und beruhigend über sie strich. „Sleep babe! It's been a long few days!", flüsterte er in mein Ohr und küsste es. Er machte keine Anstalten auf zu stehen oder mich los zu lassen, also lieb ich einfach dort liegen und schloss meine Augen, festgehalten und umschlungen von Marshalls starken Armen.

Second Chances (Eminem Story)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt