Dracos Sicht
Beim Frühstück schlug Harrys Tante vor, dass er mir ja mal den Ort zeigen könnte.
Harry stimmte sofort zu, ich war aber nicht gerade heiß darauf. In meiner Vorstellung würde es ein langweiliger Tag werden, denn was gab es in Little Whinging schon zu sehen? Für mich war es ein ganz normaler Keinstadtort wie jeder andere auch.
Alle Blicke richteten sich auf mich, weshalb ich nun wohl etwas sagen musste. Zugegebenermaßen war es nicht die einfallsreichste Antwort. „Äh, okay." Wenn ich ehrlich war, war es eine Vollkatastrophe. Und es entsprach nicht einmal meinem Willen. Warum traute ich mich nicht auszusprechen, was ich wollte?Harrys Sicht
Heute war ein schöner Tag, die Sonne ließ Dracos blonde Haare in der Sonne glänzen, die Vögel zwitscherten, es war warm, aber nicht zu heiß, und es gab eine leichte Brise. Draco schien das alles aber gar nicht wahrzunehmen. Oder war es ihm einfach egal, mochte er die Natur nicht genauso wie ich? Auf jeden Fall war mir klar, dass es ihn nur nerven würde, wenn ich jetzt auch noch Reiseführer spielte.
Am besten war es wohl, Draco einfach durch den Ort zu führen, ohne Worte.
Plötzlich zog sich alles in mir zusammen. Wir liefen direkt auf die Unterführung zu, in der mir damals die Todesser begegnet waren. Danach würde der Spielplatz kommen, auf dem Dudley mich mit seinen Freunden immer gemobbt hatte. Beides waren keine schönen Plätze. Warum hatte ich mich so in meine Gedanken versinken und nur von meinen Füßen treiben lassen? Ich musste mich besser konzentrieren. Doch die wichtigste Frage: Warum liefen meine beschissenen Füße überhaupt hier lang?
In mir kamen wieder alle Erinnerungen hoch: Wie die Todesser mich fast geschnappt hatten, wie Dudleys Freunde mich auf die Scheibe geworfen, und sie gedreht hatten, bis ich mich übergeben hatte. Wie sie mich dazu gezwungen hatten, Sand und die Ausscheidungen der Katzen zu essen. Wie sie das alles ins Netz gestellt hatten und wie dann die ganze Schule über mich gelacht hatte. Es war alles so grausam, die Tränen stiegen in meine Augen, aber ich ignorierte sie, lief tapfer weiter auf den Sand des Spielplatzes zu.
Trotzdem schien Draco zu merken, dass es mir nicht gut ging, denn zum ersten Mal auf diesem Sparziergang kam er näher zu mir, legte seinen Arm um meine Schultern und fragte mich einfühlsam: „Hat dein Cousin dir hier schlimme Sachen angetan?"
Draco war wirklich gut im Kombinieren, er hatte die Situation vorhin beobachtet und nun seine Schlüsse gezogen. Noch nie hatte ich jemandem davon erzählt, nachdem mir bei den ersten Malen niemand geglaubt hatte, aber Draco würde ich alles berichten. Was eine Ironie, dass ich dem Jungen, der mich jahrelang gemobbt hatte, berichtete, wie mich ein anderer Junge davor jahrelang gemobbt hatte.
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Verbotene Liebe (Harry Potter FF)
FanfictionHarry verliebt sich in Draco, aber erwidert dieser seine Liebe auch? Immerhin hat er ihn jahrelang gehänselt und fertiggemacht. Außerdem ist er doch hetero. Oder?