Phase

6 - Ein Kuss vielleicht?

R O S E

"Und dann hat er mich, wie gesagt, noch nach Hause gebracht. Die Verabschiedung war total komisch, ich wusste überhaupt nicht, was ich sagen sollte. Und dann habe ich mich nur bedankt und er meinte so etwas wie 'Man sieht sich'. Ich doofe Nuss habe das einfach nur wiederholt. Das war einfach nur sooo peinlich, Hailee! Aber wie hätte ich mich auch verabschieden sollen? Eine Umarmung wäre auch unangebracht gewesen."

"Ein Kuss?"

"Ha ha ha", gab ich ironisch von mir und verdrehte die Augen, "Auf jeden Fall bin ich dann ins Haus gegangen und den Rest kennst du."

Ich schloss meine Erzählung ab und vergrub das Gesicht in meine Hände.

Hailee stupste mich leicht mit ihrem Ellbogen an und sah mich aufmunternd an.

"Kein Grund bedrückt zu sein. Wenn du mich fragst, hast du alles richtig gemacht. Ich hätte es genauso gemacht. Es ist verständlich, dass dir eure Verabschiedung ein wenig seltsam vorkam, aber alles andere wäre noch seltsamer gewesen. Du hast ihn erst an diesem Abend kennengelernt, da musst du ihm nicht um den Hals fallen. Also keine Sorge. Und der Rest klingt doch schon gut."

Sie fuhr fort.

"Es ist gut, dass es so verlaufen ist - meiner Meinung nach. Eigentlich hätte es nicht besser laufen können. Du hast dich gut mit ihm verstanden und bis jetzt war er noch nicht ein totaler A*sch."

"Was soll das denn heißen? Bis jetzt?"

"Jemand kann immer zwei Gesichter haben, aber ich habe nicht gesagt, dass Luke dies hat. Schau mal, du kanntest ihn vorher fast gar nicht, also wusstest du auch nicht, wie sein Charakter ist. Du kannst glücklich darüber sein, dass er nett zu dir ist."

Ich zog meine Stirn kraus. Hailee verhielt sich ziemlich komisch. Was sie da redete war wirres Zeug, also der letzte Teil. In gewisser Weise hatte sie Recht, natürlich konnte ich froh darüber sein, dass er gestern freundlich zu mir war. Ob er es aus reiner Höflichkeit getan hat, oder ob es wirklich ernst gemeint war, konnte ich nicht sagen.

"Hailee?", sah ich sie fragend an und zog eine Augenbraue hoch.

Ich kannte meine beste Freundin zu gut, um zu bemerken, dass etwas nicht stimmte.

"Wo warst du gestern?"

Ihre Augen wurden größer und sie sah mich ertappt an. "So offensichtlich?", fragte sie leicht beschämt und senkte ihren Kopf.

Ich nickte schmunzelnd, fügte trotzdem noch etwas hinzu. "Zumindest für mich, du weißt, dass ich so etwas merke."

Der letzte Teil, der von ihr kam, bezüglich, dass Jungs oft zwei Gesichter haben könnten, war gar nicht mehr auf Luke bezogen, da war ich mir sicher.

"Wen meinst du damit? Wer war gestern auch da?"

Sie seufzte einmal und hob dann wieder ihren Blick.

"Eigentlich war es nichts besonderes. Das haben andere täglich. Ich war abends noch im Steven's."

Das Steven's war eine kleine Bar bzw. eine kleine Kneipe bei uns in der Nähe. Es war ein kleiner Familienbetrieb und man konnte super dort hingehen, um sich ein wenig mit seinen Freunden zu unterhalten, aber auch um zu tanzen. Wenn wir davon erzählen, denken viele, dass es dort nicht so toll sein wird. Sie sind der Meinung, dass beides gleichzeitig in einem Haus nicht geht. Entweder ruhig unterhalten oder zu lauter Musik tanzen. Aber dort ist es wirklich möglich und auch gut.

"Sorry, das war doof von mir. Du hattest ja gefragt, ob ich mitkomme, aber ich wollte euch nicht stören und habe deswegen gesagt, dass ich nicht kann. Eigentlich hatte ich nichts vor und lag nur zu Hause rum, bis Josh gefragt hat, ob ich mit ins Steven's gehe."