3 - Party? Okay.

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R O S E

Ich entdeckte Hailee in den Massen der Schüler. Ich lief auf sie zu und stellte mich zu ihr. Sie stand mit mehreren Leuten zusammen und klärte anscheinend irgendetwas ab. Ich stoß Hailee leicht mit dem Ellbogen in die Seite, worauf ihre volle Aufmerksamkeit mir galt.

„Morgen“, flüsterte ich ihr zu.

Sie runzelte ihre Stirn und blickte mich an, als spräche ich walisch, wie Dori aus ‚Findet Nemo’ zu sagen pflegte.

„Was  ‚morgen’?“ Ich verdrehte die Augen und bevor ich reagieren konnte, weiteten sich ihre Augen und sie grinste mich entschuldigend an.

„Oooooh. Sorry, ich steh ein wenig auf dem Schlauch.“

„Was du nicht sagst“, erwiderte ich provozierend.

Sie schenkte mir einen gespielt genervten Blick. „Wann genau morgen?“

Ich verzog leicht den Mund. „Ich weiß nicht. Das haben wir gar nicht gesagt. Er hat nur morgen vorgeschlagen, und ist dann gegangen. Mit den Worten, dass wir voneinander hören.“

Ich ärgerte mich gerade über mich selbst. Wieso hatten wir es nicht direkt abgesprochen? Meine beste Freundin dachte wohl das gleiche, ihre Blicke sagten alles. Ich schloss für einen kurzen Moment die Augen. Egal, wir würden uns morgen bestimmt noch über den Weg laufen – hoffte ich.

„Mach dir nicht gleich in die Hose“, lachte Hailee, aber immer noch so leise, dass es nicht jeder mitbekam. So wie ich es beurteilen konnten, hatten die umstehen Leute mich eh noch nicht bemerkt. „So groß ist unsere Schule jetzt auch nicht, dass es unmöglich ist, sich zu sehen.“

Ich nickte leicht. Sie hatte Recht. Ich durfte nicht alles so ernst nehmen und manches auch mal lockerer nehmen. Ich steigerte mich zu schnell in Sachen hinein.

Das zweite Klingeln ertönte, was uns deutlich machte, dass wir nun zu Unterricht gehen mussten. Schließlich hatten wir noch zwei Stunden vor uns, und wir konnten nicht noch mehr unerlaubt fehlen.

Hailee und ich machten uns auf den Weg zum Kursraum. Ich strengte mich an, mich am Unterricht zu beteiligen und nicht die ganze Zeit mit meinen Gedanken irgendwo anders zu sein, weswegen die letzten beiden Stunden recht schnell vorübergingen.

Zu Hause angekommen, zog ich mir zuerst eine Jogginghose an. Ich war froh darüber, dass man an unserer Schule keine Uniform tragen musste. Bei fast allen anderen Schulen in Australien war dies der Fall. Doch unser Schulleiter hielt nicht so viel davon und hatte sie schon vor einigen Jahren abgeschafft. Jeder kannte die Vor-und Nachteile davon, denn wirklich jeder hatte sie mindestens einmal im Unterricht besprochen. Doch letzten Endes wollte sie kein Schüler tragen. Spätestes nach einem Monat ging sie einem auf den Keks.

Dann ging ich nach unten in die Küche und machte mir etwas zu essen. Meine Mutter hatte mir eine Nachricht hinterlassen, dass sie heute etwas länger bei der Arbeit bleiben musste, da ihre Kollegin krank geworden war. Mein Vater kam sowieso nie über Mittag nach Hause, sondern aß im Büro und kam dafür früher nach Hause. Und mein Bruder studierte. Auch wenn das College hier in Sydney war, wohnte er nicht bei uns zu Hause, sondern auf dem Campus.  Es war leichter für ihn, da er direkt da war und nicht noch fahren musste, denn Sydney war ja bekanntlich nicht klein. Außerdem wollte er, wie er einmal gesagt hatte, sein Studentenleben in vollen Zügen genießen. Zuerst war es komisch, ihn nicht mehr im Haus zu haben, vor allem, weil wir uns sehr gut verstanden und er immer für mich da war, aber ich sah ihn ja nach wie vor regelmäßig.

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