R O S E
„Also, gehen wir jetzt noch, oder nicht?"
Chase schien mit der Zeit sichtlich genervter zu werden. Es war auch kein Wunder. Wir standen mittlerweile vor dem Bowlingcenter und Ashton hatte vorgeschlagen, noch etwas essen zu gehen. Ich war damit einverstanden. Es war schließlich noch nicht spät und ehrlich gesagt wollte ich auch nicht, dass der Abend schon zu Ende ging. Denn er war echt schön.
„Ich hätte schon Lust. Die Frage ist nur, wo?"
Die anderen nickten zustimmend.
„Da waren wir gerade auch schon." Luke verdrehte die Augen.
Es stimmte, es hatte schon jeder zugesagt, nur konnten wir uns nicht einigen, wohin wir gehen. Letzten Endes einigten wir uns auf eine Imbissbude in der Nähe.
„Hast du Lust, mit zu laufen? Ich brauche noch ein wenig frische Luft. Es ist ja nicht weit."
Luke vergrub seine Hände in den Hosentaschen und sah mich abwartend an. Warum nicht? So hatte ich wenigstens noch etwas Zeit mit Luke alleine, ohne das Gefühl haben zu müssen, dass mich jeder beobachtet. Mittlerweile war es nämlich nicht nur Amy, sondern auch Lionel, der mich dann immer schelmisch angrinste. Auch Chase warf Luke – und wenn ich bei ihm war auch mir- einen Blick zu, auch wenn er dachte, es würde keiner merken. Unglücklicherweise wurde ich das komische Gefühl nicht los, was ihn betraf.
„Ja, gerne", antwortete ich auf Lukes Frage, woraufhin er lächelte.
Die anderen schienen sich aufzuteilen. Ein paar waren mit dem Auto gekommen und konnten die jeweils anderen, die gelaufen waren, mitnehmen.
„Luke, Rose, kommt ihr? Hier sind noch Plätze frei", rief Calum und deutete auf das Auto, vor dem er stand.
Ich bekam mit, wie Chases Kopf hochschnellte und sein Blick sofort auf uns beide gerichtet war.
„Nein, danke, wir laufen lieber."
„Okay, dann bis gleich", Calum nickte, er stieg ein und der Fahrer des Wagens fuhr los. Die anderen taten es ihnen nach und wir liefen schließlich auch los.
Es entwickelte sich eine Unterhaltung und ich stellte fest, dass ich immer mehr über Luke erfuhr. Luke sprach gerade darüber, dass er sich einerseits auf seinen Abschluss, freute, doch andererseits auch nicht. Er machte ja dieses Jahr seinen Abschluss und es dauerte nicht mehr lange bis seine die Endphase anfing. Laut seiner Aussagen hat er auf die Prüfungen überhaupt keine Lust, was ihm auch keiner übelnehmen konnte.
„Ich versteh' dich", sagte ich, „Mir graut es jetzt auch schon davor. Ich finde die Prüfungsphasen schon jetzt schlimm."
Er verzog seinen Mund. „Ja, ich auch. Müsste eure nicht auch bald anfangen?"
„Ja, so langsam. Nächte Woche schreibe ich die erste Klausur und leider auch Mathe. Dann hab ich erst einmal ein paar Tage Pause und dann kommt wieder alles auf einmal."
„Das ist immer so.", schüttelte er den Kopf. „Es wird immer alles in einen möglichst kurzen Zeitraum gepackt. Als hätte man in den Wochen nicht noch etwas anderes zu tun. Anstatt das aufzuteilen und zu entzerren."
Ich stimmte ihm voll und ganz zu.
„Wenn ich das gerade richtig verstanden habe, magst du Mathe nicht?"
„Nein, nicht wirklich. Ich verstehe dieses Thema einfach nicht."
Er kratzte sich am Hinterkopf. „Nun ja, ich bin in Mathe gar nicht so schlecht. Ich kann dir helfen, wenn du möchtest."
Hatte Luke gerade wirklich angeboten, zusammen mit mir zu lernen?
„Das würdest du echt tun?"
Er lachte. „Klar, wieso denn nicht? Voraussetzung ist natürlich, dass ich das Thema selbst beherrsche, aber das können wir ja noch sehen."
„Analysis oder sowas war das glaube ich."
„Glaubst du?" Er zog eine Augenbraue hoch und schien sichtlich amüsiert.
Ich machte eine abwinkende Handbewegung. „Ich sag' ja, so ganz bin ich nicht im Thema drin. Außerdem kann ich ja nicht im Kopf haben, was wir die ganze Zeit gemacht haben."
Den letzten Satz meinte ich nicht ernst. Natürlich sollte ich eigentlich wissen, was es war und worum es ging, aber mein Lehrer besaß einfach nicht die Gabe des verständlichen Erklärens.
„Das sollte ich hinbekommen." „Denke ich", fügte er noch hinzu, „Sonst kann ich die Abschlussprüfungen vergessen."
„Also hilfst du mir", fragte ich hoffnungsvoll und betete innerlich, dass er zustimmen würde.
Obwohl er es doch eigenhändig vorgeschlagen hatte, du Dummerchen.
Es bedeutete nämlich nicht nur einfach, dass er mir helfen würde, sondern dass er Zeit mit mir verbringen würde. Und es freute mich um so mehr, dass der Vorschlag von ihm kam. Ich hatte zwar gesagt, dass die Prüfung bevorstand und ich das Thema nicht ganz beherrschte, doch der Vorschlag kam voll und ganz von ihm allein.
„Ja, mache ich."
„Ohh, super danke!"
„Freu' dich nicht zu früh", grinste er schief.
Ich würde mich also alleine mit Luke treffen. Auch wenn es nur zum Lernen war, wunternahmen wir nichts mit anderen und es kam von ihm aus. Ich hatte gar nicht mal an die Möglichkeit gedacht. Ich machte Fortschritte. Und dies ermutigte mich.
Ich fühlte mich in seiner Umgebung immer wohler und je besser ich ihn kennenlernte, desto größer würde dieses Gefühl. Es entwickelte sich wirklich gut und das meinte ich neutral oder freundschaftlich betrachtet.
Ich wusste nun, dass er homosexuell war und es hatte ein wenig gedauert, dies zu realisieren. Doch ich sah ihn immer noch so wie vorher. Ich fand ihn schon seit einer längeren Zeit interessant. Ich hatte ihn immer genau beobachtet. Ich bewunderte seine Leichtigkeit, mit der er durch die Schule ging und mit seinen Freunden redete und ich bewunderte seine Schönheit.
Auch wenn andere den Kopf über mich schütteln würden, ich fühlte mich in seiner Umgebung wohl, zwar auch freundschaftlich wohl, vielleicht aber auch etwas mehr. Ich wusste es nicht. Fakt war, dass ich die Verbindung, die sich langsam zwischen uns aufzubauen schien, nicht einfach wegwerfen wollte.
Fakt ist, dass es nicht normal ist, wie du auf seine Worte, seine Handlungen und seine Blicke reagierst. Das ist Fakt, Süße.
Ich würde nicht aufgeben. Ich musste mir immer wieder ins Gedächtnis rufen, weswegen ich ihn überhaupt angesprochen hatte. Ich war froh, so weit gekommen zu sein – keine Frage- , aber es hieß ja nicht, dass ich nicht kämpfen konnte.
Vielleicht war es ja nur eine Phase. Von wem ich das dachte, war noch unklar. Denn es könnte beides sein. Es könnte eine Phase von mir sein, aber auch von ihm. Das würde sich nur zeigen, wenn ich kämpfte.
Möglicherweise war ‚kämpfen' auch das falsche Wort.
Ich verband es immer damit, dass man nicht aufgab, etwas zu tun, obwohl man es gar nicht mehr wollte. Obwohl man keine Lust mehr daran hatte. Und dies traf nicht auf mich zu. Ich wollte Zeit mit Luke verbringen. Ich wollte auch Zeit mit seinen Freunden verbringen. In den letzten Tagen hatte ich einige neue Leute kennengelernt, mit denen ich schon jetzt super klar kam. Es war keine Qual für mich, ich machte dies gerne!
Die anderen drei Jungen – Calum, Ashton und Micheal – hatte ich auch schon ins Herz geschlossen, auch wenn wir uns noch nicht lange kannten. Aber die kurze Zeit hatte dafür gereicht. Denn es sagte schon viel, wenn sie so einem so offen gegenüber waren. Vor allem ich wusste dies zu schätzen, denn normalerweise konnte man dies ja nicht wirklich von mir behaupten.
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Nicht spektakulär, ich weiß, aber ich denke ein nicht unwichtiger Übergang/Part.
Würde mich über Rückmeldungen sehr freuen:)) (Das übrigens immer, aber ich schreibe es mal lieber unten hin:'D)
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Phase
Fanfiction„Ich dachte du wärest nur so eine Phase wie Midlife Crisis.“ idea by @maliksaffair cover by @TryToCatchDreams