Kapitel 17

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Es dauerte nicht lange bis Fiona sich wieder meinem Tisch näherte. Mein Bier hatte ich nicht einmal bis zur Hälfte ausgetrunken als sie vor mir stand. "Er meinte du sollst zu ihm rein gehen"
Sie stand noch unschlüssig an meinem Tisch, als ich bereits aufgestanden war und mich ohne Zögern auf dem Weg zum Büro von diesem Sonny machte. Dabei vermied ich bewusst in die Richtung von Matt und Seth zu gucken. Nur den armselig aussehenden Barkeeper hatte ich im Blick. Der sah mich nämlich mehr als finster an, als ich im Begriff war zu seinem Boss vorzudringen. Doch Fiona war mir schließlich doch gefolgt und schien ihm eine kurze Erklärung zu liefern. Zumindest schnappte ich noch einige Wortfetzen diesbezüglich auf, als ich vor seiner Bürotüre zu stehen kam.

Ohne große Umschweife und ohne auch nur den Gedanken daran zu verschwenden anzuklopfen, legte ich die Hand auf die Türklinke und drückte sie nach unten. Ich öffnete die Tür schwungvoll und stand gleich darauf in einem nicht minder muffigen Raum, als die Bar selbst. Der Zigarettenqualm hing in der Luft und kitzelte selbst mich unangenehm in der Nase. Abgewetzter Teppich und eine Wand die dringend mal wieder einen neuen Anstrich nötig hatte.

Das Büro war winzig und so stand ich quasi direkt vor dem Schreibtisch dieses Sonnys, als ich die Tür hinter mir wieder ins Schloss fallen ließ. So bekam ich nun diesen Kerl auch endlich zu sehen und musste feststellen, dass ich ihn mir zumindest ein bisschen respekteinflößender vorgestellt hatte. Doch mit seinen blondierten, mit Strähnchen durchzogenen und aufgestellten Haaren und dem flippigen Outfit sah er eher aus, als wäre er einer schlecht gecasteten Boyband entsprungen.
Ich schätzte ihn auf Ende dreißig, doch sein knalliges T-Shirt und seine Frisur ließen ihn wesentlich jünger wirken. Jünger und ungefährlich. Zwar hatte ich gelernt niemanden zu unterschätzen, doch die leichte Unsicherheit die mich vorhin noch begleitet hatte, war bei seinem Anblick beinahe völlig verschwunden.

Prüfend begutachtete er mich von seinem Bürostuhl aus. Erst nachdem ich mich unbeeindruckt zu einem seiner Schränke mit Ordnern bewegt hatte und ungeniert meinen Blick darüber streichen ließ, brach er das Schweigen.
"Wer zum Teufel bist du? Ich hab dich noch nie bei Silvio gesehen"
Ein schiefes, biestiges Lächeln stahl sich auf meine Lippen, als ich mich ihm langsam zuwandt.
"Es war nie die Rede davon, dass ich einer von Silvios Männern bin"
Eine tiefe Falte bildete sich auf der Stirn von Sonny und seine Miene verfinsterte sich.
"Wessen Mann bist du dann?"
"Das tut hier jetzt nichts zu Sache"

Wie von der Tarantel gestochen sprang Sonny von seinem Stuhl auf und stämmte seine Hände auf die Tischplatte. Trotz seinem Zorn und der dazu passendenen Pose, war er wenig furchteinflößend.
"Wer glaubst du eigentlich wer du bist? Tanzt hier rein als wäre es selbstverständlich und trägst die Nase viel zu hoch! Hast du eigentlich eine Ahnung mit wem du hier sprichst?!"
Weiterhin unbeeindruckt zog ich eine Augenbraue nach oben. Hatte er eigentlich eine Ahnung wie aberwitzig er aussah?
"Was willst du, du aufgeblasener Vollidiot?", wollte er wissen, nachdem ich auf seinen kläglichen Versuch einer Provokation nicht eingegangen war.
"Siehst du, du musst nur die richtigen Fragen stellen" Betont gelassen verschränkte ich die Arme vor der Brust und hatte mein Grinsen immer noch im Gesicht.
"Weiß Silvio von deinen anderwertigen Geschäften?"

Kurz entgleisten ihm sämtliche Gesichtszüge. Zwar nur für den Bruchteil einer Sekunde, doch der reichte aus um mir zumindest eines zu bestätigen; Sofia schien den richtigen Riecher gehabt zu haben. Dieser aufgehübschte, schmierige Kerl fuhr tatsächlich zweigleisig.
"Du sagst mir auf der Stelle wer du kleiner Wurm bist, oder ich hetze dir meine Männer auf den Hals", knurrte Sonny.
"Welche Männer? Sofern du nicht irgendwelche in deiner Abstellkammer versteckt hast, kannst du wohl nur von deinem besoffenen Barkeeper da draußen reden" Ich deutete mit meinem Kopf in Richtung der Tür durch die ich soeben gekommen war. "Und bei allem Respekt, aber der Hampelmann würde mich hier wohl kaum rausbekommen"

Two FacesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt