Es dauerte nur den Bruchteil einer Sekunde, bis ich kapierte wessen Stimme es war. Wessen Arme sich wie selbstverständlich um meine Hüften gelegt hatten. Automatisch versteifte ich mich.
Ich packte sie bestimmend an den Handgelenken und nahm sie von mir, bevor ich mich ruckartig umdrehte.Zwei grüne, wie gewohnt leicht gerötete Augen sahen mich an. Das dunkle Haar saß leicht unordentlich und wie meistens, war ihr Kleid viel zu kurz und knapp.
"Was willst du Elena?", zischte ich über die Musik hinweg.
"Ich sah dich da so alleine sitzen und da dachte ich-"
"Da dachtest du, du könntest mal wieder eine Ladung Schnee abstauben", half ich ihr auf die Sprünge.
Zu meinem Ärger stellte ich fest, dass ich doch ein wenig Whiskey zu viel gebechert hatte; durch die abrupte Bewegung eben, drehte sich alles kurz."Nein! Ich dachte ich leiste dir ein wenig Gesellschaft"
Beinahe angewidert verzog ich das Gesicht.
"Hat dir die letzte Ansage nicht gereicht?"
"Ach Jesse... Wir wissen doch beide wie das läuft" Bedächtig versuchte sie eine Hand auf meiner Brust zu platzieren. Doch trotz dem Alkoholpegel schaffte ich es, davor einen Schritt zurück zu treten.
"In der Tat; gar nichts wird da laufen"
Überzeugt sah ich sie an, was sie aber nur mit einem Grinsen quittierte.
Gut, ich konnte es ihr nicht mal verübeln; es war nicht das erste Mal dass ich mit dem Spruch um die Ecke kam. Ich hatte es allerdings auch noch nie so ernst mit meiner Aussage gemeint.Auch wenn ich mir eigentlich ohnehin vorgenommen hatte, mir Liah aus dem Kopf zu schlagen...
Wäre ausgerechnet Elena da der richtige Weg dafür?
Scheiße, vielleicht war ich doch betrunkener als ich zugeben wollte. Ich wollte Liah in Ruhe lassen, also war es im Grunde egal was ich mit Elena oder sonst einer Frau machte.
Womöglich würde es mir doch dazu verhelfen, sie endlich aus dem Kopf zu bekommen...Elena schien zum Glück von meinem inneren Zwiespalt nichts bemerkt zu haben. Erneut trat sie einen Schritt näher auf mich zu und beugte sich nach vorne zu meinem Ohr.
"Lass uns einfach ein bisschen Spaß haben. Wie sonst auch immer"
Ich antwortete nicht und zog es vor stattdessen den Rest meines Whiskeys runter zu kippen. Ehrlich, ich war wirklich schon mal konsequenter und entschlossener was meine Entschlüsse anging. Die letzte Zeit war ich doch ein wenig ZU wankelmütig.Doch irgendwie wusste ich nicht so recht damit umzugehen, dass Liah mir einfach ständig im Kopf rumspuckte. In dieser Situation war ich schon ewig nicht mehr gewesen - ich konnte mich schon gar nicht mehr daran erinnern, wie das damals bei Elli war...
War es dasselbe Gefühl? Dasselbe Gedankenkreisen? Dasselbe Problem, ihr ohnehin nicht gerecht zu werden und sie am Ende nur runter zu ziehen?"Wenn ich es nicht besser wüsste, könnte man glatt vermuten du wärst zurückhaltend", kicherte Elene und überging erneut meine Ignoranz.
Erst als sie nochmals den Versuch startete, ihre Hand auf meine Brust zu legen, sah ich sie an. Diesmal trat ich auch keinen Schritt zurück.
"Also, was sagst du nun dazu?" Mit dem Vorhaben verführerisch zu wirken, biss sie sich auf die Unterlippe. Dabei erzielte es nicht einmal zur Hälfte die Wirkung, die es bei Liah immer hatte.
Immer noch rang ich mit mir. Auch als Elena ihre Hand in meinen Nacken wandern ließ und mit ihren Fingerspitzen bedächtig über meine Haut strich.Obwohl ich ihr keine Antwort gab, schien sie zumindest zu merken, dass meine Standhaftigkeit mehr als bröckelte. Sie leckte sich lasziv über die rot geschminkten Lippen und fasste mich fordernd am Handgelenk.
Wir spielten dieses Spiel hier so nicht zum ersten Mal und ich kam mir wirklich erbärmlich vor, als ich mich von ihr mitziehen ließ.Ich folgte ihr an der Tanzfläche und einer weiteren Bar vorbei. Quer durch die Menge vom tanzenden Leuten.
Bis wir schließlich auf die Toiletten zusteuerten. Zielsicher stieß sie die Tür zur Damentoilette auf. Dabei ignorierten wir beide den empörten Ruf von zwei jungen Mädels, die gerade an den Waschbecken standen.
Elena lotste mich in eine der Kabinen und schloss dort die Tür hinter uns ab.
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Two Faces
RomanceJesse - siebenundzwanzig, gutaussehend und alles andere als ein gewöhnlicher Mann. Von der Vergangenheit geprägt, führt er ein Leben das alles andere als harmlos ist. Doch was passiert wenn er im Begriff ist dieses hinter sich zu lassen? Ist das übe...