Kapitel 50

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Mit quietschenden Reifen legte ich eine Vollbremsung hin. Eine Nachbarin die gerade das Haus verließ sah empört und verständnislos zu mir rüber. Blöde Kuh!
Ruckartig schmiss ich den Rückwärtsgang rein und parkte mich gekonnt ein. Bereit zur schnellen Abfahrt...

Ich stieg aus dem Auto und als ich unseren Wohnblock betreten hatte, nahm ich immer gleich zwei Stufen auf einmal. Das Adrenalin schoss durch meinen Körper. Ich stand unter Strom und doch war ich wohl selten so konzentriert und fokussiert wie jetzt gewesen. Ich wusste was ich nun als Erstes tun musste. Zumindest dessen war ich mir noch nie sicherer gewesen.
Es gab für mich keine andere Option mehr!

Zielsicher steckte ich den Schlüssel ins Loch und öffnete die Wohnungstür. Laut ließ ich sie hinter mir zufallen und behielt die Schuhe gleich an als ich die paar Schritte nahm und in die Küche linste.
Leer. War zu erwarten gewesen.

Ich machte mir gar nicht erst die Mühe im Wohnzimmer nachzusehen, sondern steuerte gleich auf Damians Zimmertür zu. Ohne Klopfen riß ich sie mit Schwung auf.
Zwar provuzierte ich damit erneut einen Streit herauf, doch ich war fest entschlossen mein Vorhaben durchzuziehen. Und wenn ich ihn schreiend und tobend dazu nötigen musste!

Wie schon vermutet hockte Damian gerade am offenen Fenster als ich reinplatzte. Erschrocken sprang er auf und dämpfte wohl mehr aus Überraschung als guter Erziehung die Zigarette aus. Er wusste dass ich nicht wollte dass in der Wohnung geraucht wurde. Doch es war mir gerade völlig egal. Immerhin hatte ich selbst vor wenigen Stunden darauf geschissen.

"Spinnst du? Was stürmst du hier so rein wie ein wild gewordenes Rhrinozeros?!" Er war immer noch wütend wegen gestern. Das konnte ich sofort erkennen.
Aber dafür war jetzt keine Zeit.
"Pack deine Sachen", knurrte ich immer noch unter Strom und wollte mich schon in meinem Wahn zum Gehen abwenden.
Doch das entsetzte und fast schon hilflose "Was?" von Damian ließ mich wie angewurzelt stehen bleiben.
Ich schloss für eine Sekunde die Augen und schnaubte. Was war ich bloß für ein Idiot?
Ich hatte nicht darüber nachgedacht wie das gerade für ihn klang.

Als ich mich erneut zu meinem Bruder umgedreht hatte, checkte ich erst wie müde und erschöpft auch er aussah. Vermutlich hatte er selbst eine mehr als beschissene Nacht hinter sich und wie sollte er wissen, was ich mit meiner Aufforderung eigentlich gemeint hatte.

"So meinte ich das nicht", lenkte ich auf der Stelle ein. Dachte er wirklich dass ich ihn rauswerfen würde? Für nichts auf der Welt hätte ich das getan!
Er ließ es mit großen Augen und immer noch geschocktem Ausdruck zu, dass ich meine Hände auf seine Schultern legte.
Eindringlich sah ich ihn an.
"Damian, ich habe dir gestern schon gesagt, dass du mir kein Klotz am Bein bist. Also hör bitte auf das zu glauben!" Meine blauen Augen lagen intensiv auf seinen.
"Ich wollte damit eben nur sagen, dass wir beide hier weg müssen..."

Natürlich konnte er mir immer noch nicht richtig folgen. Jetzt wo ich es laut aussprach, klang es auch für mich ein wenig abstrus. Zumindest hatte ich mir unser gemeinsames Abhauen unter anderen Umständen vorgestellt...
Nicht so und nicht aus diesem Grund.

"Ich habe gesagt ich will hier nicht weg! Denkst du wirklich das bringt irgendwas?" Damian war dabei sich aufzuregen und mein Griff an seinen Schultern wurde etwas fester. Ich wollte nicht dass es schon wieder eskalierte - dafür hatten wir keine Zeit.

"Nicht aus dem Grund, wie ich dir gestern gesagt habe", versuchte ich mit so ruhiger Stimme wie nur möglich zu erklären. "Hör zu, es ist etwas passiert. Ich weiß dass ich für diese Scheiße selbst verantwortlich bin, aber bitte Damian, du musst jetzt auf mich hören"
Sein Ausdruck wechselte von sauer auf verwirrt. Anscheinend schien zumindest durchzukommen wie ernst mir die Lage war.
"Ich schwöre dir ich erkläre dir alles in Ruhe. Aber wir müssen hier jetzt weg. Auf der Stelle. Also pack deine wichtigsten Sachen. Ein paar Klamotten und deine Dokumente"

Two FacesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt