Mit einem letzten prüfenden Blick in den Spiegel verließ ich mein Schlafzimmer. Nachdem ich das Hemd von vorhin gegen ein simples T-Shirt ausgetauscht hatte, war ich zufrieden gewesen. Ich wollte nicht zu hochgestochen bei Liah antanzen. Daher beließ ich es doch lieber bei dem extra legeren Outfit.
Ehrlich - ich benahm mich immer noch als wäre ich ein frisch verliebter Teenager, kurz vor seinem ersten Rendezvous...Damian war noch nicht da - meiner Zeitrechnung nach, würde er ohnehin erst ankommen, wenn ich und Liah bereits da wären. Was das Problem wieder nach vorne rückte, dass ich nach wie vor hatte. Denn Liah hatte ich von unserem Dreier-Date noch immer nichts erzählt. Doch langsam aber sicher kam der Zeitdruck dazu und das Geständnis war unumgänglich.
Dementsprechend unruhig war ich, als ich im Auto auf sie wartete. Ich klopfte mit den Fingerspitzen auf dem Lenkrad rum und kaute auf meiner Unterlippe.
Es ihr erst jetzt zu sagen - wo sie quasi schon fast in meiner Wohnung stand - war regelrecht feige. Doch mir war klar, dass eine Frage von ihr kommen würde, die ich einfach nicht gerne beantwortete. Deshalb hatte ich die Sache so lange aufgeschoben. Auch wenn ich sogar schon angefangen hatte, ihr einen Teil dieser Geschichte zu offenbaren.Trotz der Aufregung musste ich automatisch lächeln, als Liah aus dem Gebäude kam und schnurstracks auf mein Auto zuging. Auch sie hatte es bei einem legeren Outfit belassen, raubte mir damit aber trotzdem aufs neue den Atem. Sie sah einfach immer zum Anbeißen aus, egal was sie an hatte.
"Hi. Sorry, hat kurz etwas länger gedauert. Annas Dad ist da und ich musste mich noch verabschieden", sagte sie, kaum dass sie ins Auto gestiegen war und sah mich entschuldigend an.
Doch anstatt einer Antwort küsste ich sie unvermittelt. Erst schien sie perplex. Aber dann erwiderte Liah den Kuss nicht weniger leidenschaftlich.
Erst für eine kurze Verschnaufpause lösten wir uns voneinander.
"Was war dass denn?", fragte Liah und grinste mich mit leicht erröteten Wangen an.
Unschuldig zuckte ich mit den Schultern. "Ein Begrüßungskuss"
"Der es wirklich in sich hatte" Spielerisch biss sie sich auf die Unterlippe und ließ mich dabei nicht aus den Augen. Sie wusste mitlerweile, dass sie mich damit noch mehr reizen konnte. Diese verruchte Seite die sie sich langsam zeigen traute, raubte mir beinahe den Verstand."Ich habe dich zwei Tage nicht gesehen, Babe", feixte ich und betonte das letzte Wort mal wieder extra.
Liah tat es allerdings mit einem wissenden Grinsen ab und schnallte sich an. So leicht aus der Fassung zu bringen, wie sie anfangs noch war, umso cooler und gelassener wurde sie inzwischen.Ich wollte gerade den Schlüssel rumdrehen um das Auto zu starten, hielt dann allerdings inne und drehte mich nochmal zu ihr. Augenblicklich schien sie meinen ernsten Gesichtsausdruck zu bemerken und kräuselte die Stirn.
"Was ist los?"
Es war fairer von mir, ihr spätestens jetzt zu sagen, was Sache war. Unterwegs oder später in meiner Wohnung, war es noch übler. Hier gab ich ihr zumindest noch die Gelegenheit einen Rückzieher zu machen. Auch wenn das eintreten dieser Möglichkeit, nicht meine größte Sorge dabei war."Ich muss dir noch was sagen, bevor wir losfahren"
Skeptisch erwiderte sie meinen Blick, wartete aber geduldig, dass ich von selbst weiter sprach.
"Es wird wohl kein trautes Essen zu zweit werden" Ich wartete auf eine Reaktion, doch Liah war in diesem Moment kaum leserlich für mich. Also fuhr ich fort: "Es wird vermutlich noch jemand dabei sein"
"Wer denn?", wollte sie nun doch wissen.
"Ich wohne nicht alleine"
Die fragende Falte auf ihrer Stirn wurde tiefer.
"Jesse, nun sag schon"Auffordernd sah sie mich an und wirkte nun doch ein wenig ungeduldig. Gut, immerhin redete ich auch mal wieder um den heißen Brei herum.
"Ich hab nen Bruder. Und er wohnt bei mir"Liah ließ die Worte eine Sekunde auf sich wirken.
"Das ist doch cool"
Ich erwiderte nichts. Der Moment nach der befürchteten Frage rückte immer näher. Er war zum greifen nahe.
"Oder etwa nicht...?", meinte sie irritiert von meinem Schweigen.
"Nein... doch! Also..." Ich fuhr mir durch das Haar und wusste selbst nicht wie ich nun am besten weitermachte.
"Ich hoffe es stört dich nicht. Also, dass er vielleicht heute mit dabei ist. Beim Essen"
Am liebsten hätte ich mir mal wieder selbst eine reingehauen, für meine blöde Art und das Rumgestottere.
"Weil... es tut mir Leid, dass ich dir erst jetzt davon erzähle"
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Two Faces
RomanceJesse - siebenundzwanzig, gutaussehend und alles andere als ein gewöhnlicher Mann. Von der Vergangenheit geprägt, führt er ein Leben das alles andere als harmlos ist. Doch was passiert wenn er im Begriff ist dieses hinter sich zu lassen? Ist das übe...