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Ich folgte Louis eine ganze Weile schweigend durch den Wald, bis ich ihn einholte und mich gespannt umblickte.

„Wo ist denn dieser See?" fragte ich ihn gespannt.

Es war das erste Mal hier in dieser Schneelandschaft, dass ich mich auf irgendetwas freute.

Es könnte sich komisch anfühlen, hätte ich nicht diese innere Bestätigung, dass ich mich schon früher, in meinem vergessenen Leben öfters über irgendetwas gefreut hatte.

„Der See ist von Bäumen umkreist. Also such die Bäume und dann findest du den See. Zufrieden?"

Ich verdrehte nur meine Augen über seine sarkastische Äußerung und stampfte mit meinen Stiefeln durch den Schnee.

Zuckerschnee. Schoss es mir durch meinen Kopf, doch verwirrt schüttelte ich meinen Kopf und verscheuchte diesen Gedanken.

Vielmehr konzentrierte ich mich nun auf den Weg, den wir gingen.

Denn der Schnee wirkte von Schritt zu Schritt matschiger, so als ob hier schon öfters jemand seinen Weg eingeschlagen hätte.

Auf dem Weg zu irgendetwas.

Und vielleicht war dieses ‚irgendetwas' in diesem Fall der See.

Und ich sollte nicht enttäuscht werden.

„Hier wären wir." Meinte Louis plötzlich und drückte einen Ast beiseite, sodass ich Blick auf den atemberaubendsten See hatte, den ich je gesehen hatte. Beziehungsweise vermutete, gesehen zu haben.

„Wow, sehen alle Seen so aus?" fragte ich, während ich mich an ihm vorbei drängelte, um einen besseren Überblick auf dieses Schauspiel hatte.

„Wenn ich jemals wieder in der Welt der Lebenden bin, schick ich dir eine Postkarte von einem See."

Ich sprang auf seinem Sarkasmus gar nicht erst an, da ich vollkommen damit beschäftigt war, alles um mich herum in mich aufzunehmen.

Es war unglaublich.

Glitzernd und glasklar lag er vor mir.

Das Ufer flachte sich leicht ab und Eisschollen bildeten sich am Rand.

Aber selbst das kristallblaue Wasser war vereinzelt mit weißen Schneekristallen bestückt, die durch die Lichtreflektionen immer wieder funkelten.

Auf der gegenüberliegenden Seite standen die Bäume so dicht am See, dass sie teilweise ihre Wurzeln im Wasser hatten und ein merkwürdiges Gebilde formten.

Aber das Erstaunlichste und Beeindruckteste war, dass genau in der Mitte, des ovalen Sees ein Baum seine Baumkrone stolz in den Himmel streckte.

Es sah beinahe wie eine Tänzerin aus.

Den Körper filigran hochgewachsen.

Verhüllt in einem Kleid aus weißen Kristallen.

Die Arme hoch erhoben.

Als Zeichen der Stärke.

Als Zeichen des Willens.

Und sofort spürte ich eine Art Verbindung zu diesem starken Baum.

Denn warum sollte ich es nicht schaffen, wenn selbst der Baum Unmögliches vollbracht hatte?

„Willst du dort Wurzeln schlagen oder dich vielleicht waschen?"

Endlich konnte ich mich von diesem beeindruckenden Schaubild losreißen und drehte mich zu Louis um.

„Okay, dann geh du aber weg."

Lost souls • ElounorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt