„Wie kannst du das behaupten, Louis? Wie kannst du zuerst behaupten, dass wir beide tot wären und schließlich sagen, dass wir verlorene Seelen sind? Wie kannst du es ohne jeglichen Beweis behaupten?"
Ich schüttelte meinen Kopf und biss mir auf meine Lippe. Und dann wartete ich.
Vielleicht war ich zu optimistisch und naiv, da ich immer noch die Hoffnung hatte, dass Louis mir ohne jeglichen Sarkasmus eine ehrliche Antwort gab.
Oder mir verriet, dass das hier doch nicht die Realität war...
„Du wirst es nicht verstehen." Meinte er nur und hob einen Ast auf.
„Dann lass es mich doch verstehen. Versuch es mir doch zu erklären, vielleicht..."
Ich zuckte zusammen, als er den Ast in der Hälfte durchbrach und mich wütend unterbrach: „Nein, verdammt noch mal! Geht es nicht in deinen Kopf rein, oder stellst du dich nur dümmer als du bist? Ich habe gesagt, dass du nichts von dem verstehen wirst, also belass es endlich dabei!"
Er schleuderte den durchgebrochenen Ast auf den Boden und wie versteinert konnte ich nur diesen ansehen.
Louis hatte gerade einen seiner heiligen Äste durchgebrochen.
Einen seiner heiligen Äste, denen ich nicht einmal zu nahe kommen durfte...
Was war an dieser Frage so besonders, dass er so extrem darauf reagierte?
Ich löste meinen Blick von den traurigen Überresten und beobachtete Louis wie er am Rande der Lichtung auf und ab ging und dabei den Schnee unachtsam vor sich her schob.
Gerade als ich beschloss mir weiter einen Fluchtplan zu überlegen, blieb Louis stocksteif stehen und hob seinen Kopf gen Himmel.
Verwirrt sah ich ihm dabei zu, wie er seine Augen mehrmals hintereinander zukniff und seine Hände zu Fäusten anspannte.
„Ist alles gut?" fragte ich vorsichtig, doch Louis reagierte in keiner Weise.
Langsam ging ich auf ihn zu, unsicher was gerade passierte und was ich tun sollte.
„Louis?"
Als er weiterhin nicht reagierte, streckte ich ganz langsam meine Hand zu seiner aus, behielt sein Gesicht aber die ganze Zeit im Auge.
Und in dem Moment, wo ich meine Finger um seine schlang, schlug er blinzelnd seine Augen auf.
Und wieder einmal hielt mich dieses Blau gefangen.
Gefangen, wie auf einem stürmischen Meer.
Man möchte so gerne in diesem Meer versinken, doch man wusste ganz genau, dass dies nicht gut war.
Ich blinzelte, um mich schließlich ganz aus seinem Blick lösen zu können.
Ich blickte auf den Boden und wollte seine Hand loslassen, da mir diese plötzliche Nähe unangenehm war.
Doch bevor auch mein letzter Finger von seiner Hand gleiten konnte, griff er nach meinen und hielt sie fest.
„El." Seine Stimme klang rau. Ganz anders als sonst und umso verwirrter sah ich wieder in seine Augen.
„Louis?" hauchte ich als Frage, da es mir nicht möglich war, in meiner normalen Stimme zu sprechen.
Ich räusperte mich und blickte ihn erwartungsvoll an.
Leicht strich er mit seinen Daumen über meinen Handrücken und jagte mir somit einen Schauer über den Rücken.
„El, glaubst du..." Er stockte kurz, blinzelte und von einem Moment auf den anderen war dieser verletzliche Gesichtsausdruck verschwunden.
DU LIEST GERADE
Lost souls • Elounor
Fiksi PenggemarEs sah wie im Himmel aus, aber fühlte sich wie in der Hölle an. • • • Was würdest du tun, wenn du ohne jegliche Erinnerungen an dein Leben in einer Schneelandschaft aufwachen würdest? Was würdest du tun, wenn du auf einen Jungen triffst, der genau d...