Für einen kurzen Moment war alles wie erstarrt.
Louis und ich blickten uns gegenseitig in die Augen, ohne zu blinzeln.
Er aus Trotz und ich aus Schock.
Selbst draußen schien es für diesen einen Moment totenstill zu sein.
Und dann ließ Louis das Feuerzeug los. Die Flamme erlischt und tauchte uns in Dunkelheit. Gleichzeitig dröhnten die unterschiedlichsten Geräusche wieder auf und ich erwachte aus meiner Starre.
„Wie... Wie meinst du das, Louis?" stotterte ich und hielt meinen Kopf, da mir vor lauter Gedanken schwindelig wurde.
Louis blieb still.
„Louis? Was meinst du damit?" hakte ich drängend noch mal nach.
Meinte er damit, dass er sich an mich erinnern konnte?
Wusste er, wer ich war?
Wusste er, wer ich wirklich war?
Wusste er vielleicht, was passiert war?
„Es ist egal." Seine Stimme klang so nah an mein Ohr und automatisch zuckte ich ein kleines bisschen zurück.
„Nein, ist es nicht. Du musst es mir sagen."
„Ach, so wie du mir von deinem Zusammenbruch erzählen wolltest?" Da war wieder der altbekannte Spott, doch diesmal fiel ich nicht darauf hinein. Ich habe die Angst in seinen Augen gesehen.
Ich wusste, dass er sich vor all dem hier fürchtete.
Und ich wusste, dass er mir etwas wichtiges verheimlichte.
„Ich habe es dir schließlich erzählt." Erwiderte ich ruhig und horchte in die Dunkelheit. Sein Atem ging schwer und zwischendurch stockte er.
„Du verstehst es nicht." Keuchte er schließlich leise. Ich schüttelte meinen Kopf, aber als ich bemerkte, dass er es nicht sehen konnte, meinte ich, immer noch völlig ruhig: „Dann erklär es mir, Louis."
„Nein. Meine Lichtung, meine Regeln..."
„Louis, hast du überhaupt mitbekommen, was dort draußen eben passiert ist? Was immer noch passiert?" Ich holte einmal tief Luft, starrte dorthin in die Dunkelheit, wo ich ihn vermutete. „Du redest hier von deiner Lichtung. Wo ist denn jetzt deine Lichtung? Du redest von deinen Regeln, doch nach welchen Regeln passiert das hier gerade alles? Hast du die Erdbeben ausgelöst? Hast du den Lärm verursacht? Hast du das silberne Spinnennetz am Himmel gesponnen?" Ich stockte und klappte dann meinen Mund zu. Ich atmete einmal tief ein und schloss meine Augen. Von draußen hörte man immer noch den Lärm, der aber schon deutlich schwächer geworden war.
Louis Atem ging schnell.
Viel schneller als gewöhnlich.
Und als helle Flecken durch mein Augenlid tanzten öffnete ich blinzelnd meine Augen. Louis hatte einen Ast mit seinem Feuerzeug angezündet.
Das Licht der Flamme warf verzerrte Schatten auf die Steinwände und tauchte Louis in einen leicht unheimlich wirkenden Schein. Ich schluckte und es erschien mir beinahe so, als würden alle anderen Geräusche in den Hintergrund rücken.
Sich immer weiter entfernen, bis es nichts weiter als ein dumpfes Klopfen in meinen Ohren war.
Umso klarer und lauter war Louis Stimme, als er den Mund zum Sprechen öffnete: „Du hättest nicht hier sein dürfen, El."
Neugierig, was er noch sagen würde, beugte ich mich etwas vor. Nun waren wir uns so nahe, dass sich unsere Knie schon berührten und ich seinen warmen Atem spüren konnte, als er weitersprach: „Du hättest mich niemals treffen sollen. Ich hätte niemals in diesem Moment nach Ästen suchen sollen."
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Lost souls • Elounor
FanfictionEs sah wie im Himmel aus, aber fühlte sich wie in der Hölle an. • • • Was würdest du tun, wenn du ohne jegliche Erinnerungen an dein Leben in einer Schneelandschaft aufwachen würdest? Was würdest du tun, wenn du auf einen Jungen triffst, der genau d...