Pretty strong girl

1. Ich bin frei

Claire

Mein Blick richtet sich auf das Gebäude vor mir. Meine Schule.

"Ich finde, dein sogenannter Freund, hat genug gelitten." waren die letzten Worte von dem Anführer der Gang, ehe er meine Fesseln sowie die Augenbinde löst und mich aus dem Auto schubst, um anschließend davon zu rasen.

Moment... Was?! Das ist doch ein Scherz, oder?

So lange habe ich auf diesen Tag gewartet und jetzt plötzlich ist er da?! Nein, unmöglich! Entweder ich träume oder das ist eine Falle!

Trotz all meinen Bedenken, betrete ich das Gebäude und fahre über die Wölbung meines Bauches.

Zwölfte Schwangerschaftswoche.

Wie sie alle reagieren werden? Soweit man mir gesagt hat, denkt jeder, dass ich tot bin. Irgendwie surreal.

Herr West hat mich in ein Zimmer eingesperrt, das keinerlei Fenster besaß. Nur ein Bett, ein Schrank und ein Schreibtisch befanden sich in dem Raum. Jeden Abend brachte mich eine Wache ins Badezimmer, damit ich mich duschen konnte.

Bei diesen Erinnerungen erschaudere ich unweigerlich und beginne zu zittern.

Tief durchatmend, klopfe ich zögerlich an der Tür meiner Klasse und sehe mich im Gang unsicher um.

Ich traue Herrn West nicht. Vielleicht hat er ja hier irgendwo Scharfschützen aufgestellt, um mich vor den Augen der Klasse zu töten?

"Ja?" ertönt seit Ewigkeiten eine Stimme, die nicht Herrn West, einem seiner Wachen oder seiner Tochter gehört.

Ich öffne die Tür und versuche mich mental auf das vorzubereiten, was in den nächsten Sekunden passieren wird. Fakt ist jedoch, dass ich mich darauf nicht mal in eine Millionen Jahren vorbereiten hätte können.

Die gesamte Klasse starrt mich an, als wäre ich ein Geist. Sofort bemerke ich die Person, die vor der Klasse, neben der augenscheinlich neuen Tafel steht.

Mein Badboy.

"CLAIRE!" Ich zucke durch die plötzlich laute Stimme zusammen, als sich auch schon zwei starke Arme um mich schlingen und ein mir allzubekannter Geruch in meine Nase steigt. Zayn.

Abrupt hört das Zittern meines Körpers auf und ich kuschel mich an ihn, fühle mich das erste mal seit Wochen wirklich geborgen... wohl... sicher.

"Bitte nicht weinen, meine kleine Heldin." schnieft mir seine raue, leise Stimme an mein Ohr. Eine Gänsehaut vor Glück macht sich auf mir breit.

Endlich zu Hause.

"Habibi!" kreischt auf einmal mein bester Freund auf und quetscht mich zwischen sich und Zayn ein.

Durch diese vertraute Nähe fließen immer weiter die Tränen meine Wangen hinunter. Doch nicht nur bei mir.

Als ich hoch sehe, fließen sowohl bei meinem Freund, wie auch bei meinem besten Freund, Tränen.

~

Frau Rainer stellt zuallererst sicher, dass es mir den Umständen entsprechend gut geht, ehe sie die Polizei und meine Eltern anruft. Ich sitze schweigend auf meinem Platz, neben Zayn, der mich besorgt mustert und meine Hand zwischen seinen hält.

Schwer schlucke ich und schüttel dezent den Kopf, als mich die Bilder des Geschehenen einholen. Sofort bemerke ich, wie Zayns Hand sich fester um meine schließt.

Er sollte es eigentlich nicht bemerken.

"Es wird alles gut." flüstert er. Einen Moment sehe ich ihn an. "Versprochen." Er rückt näher und drückt mich sanft gegen sich. Ich starre schweigend zu Boden, denn ich bin mir sicher, dass nichts mehr gut wird.

Zayn hat keine Ahnung davon, was man mir alles angetan hat. Ein Wunder, dass mein Körper noch nicht versagt hat!

Das größte Wunder ist allerdings unser Baby.

Ehrlich gesagt hätte ich nicht erwartet, dass er überlebt. Unser kleiner Sohn.

Einige Sekunden vergehen, in denen ich stillschweigend meinen Kopf an seine Brust lehne. Dann lasse ich ihn leise wissen: "Es ist ein Junge." Einen Moment schweigt er. "Du... Du meinst das Baby?" fragt er verwirrt. "Ja." bestätige ich. "Dann brauchen wir noch einen Namen." sagt er leise und mit deutlich glücklicher Stimme.

Ehe ich antworten hätte können, ertönt ein Klopfen an der Tür, die gleich darauf geöffnet wird.

"Guten Tag, die Polizei." begrüßt ein mittelaltriger Polizist die Lehrerin und die Klasse. Ihm folgen zwei andere Polizisten.

"Guten Tag. Ich habe angerufen. Die vermisste Teenagerin Claire Evans ist soeben... aufgetaucht." Ich entferne mich in diesen Moment von Zayn, in dem Frau Rainer auf mich deutet.

Die drei Polizisten lächeln mich freundlich an, ehe sie sich mir vorstellen.

Herr Covern scheint der älteste zu sein. Der jüngste dagegen ist mit ziemlicher Sicherheit Herr Lugano. Der Name des dritten Polizisten ist Herr Reinhard.

Zayn neben mir fixiert den jüngsten mit dunklem Blick. Er ist eifersüchtig. Das kann man aus einem Kilometer Entfernung ausmachen! Er ist nicht eifersüchtig! Er ist... Es sind seine väterlichen Beschützer-Instinkte. Sowas gibt es? Ja!

Denke ich...

"Wir müssen dich bitten, uns auf das Revier zu begleiten." kommt es von Herr Covern. Ich nicke. Mit sowas habe ich ja schon gerechnet.

"Claires Mutter kommt hier her. Ich werde sie dann ein-" fängt Frau Rainer an zu sprechen, als die Tür aufgerissen wird. Meine Familie.

Mein Bruder ist der erste, der mich entdeckt und auf mich zu stürmt. Ich drücke mich eilig an Zayns Stuhl vorbei und falle Bryan in die Arme.

Oh Gott, wie ich ihn vermisst habe!

Unweigerlich fange ich erneut an zu weinen und zu schluchzen. Meine Eltern nehmen mich ebenfalls in den Arm und zerdrücken mich beinahe, was ich ihnen übrigens gleich tue!

Langsam fange ich an zu begreifen, dass es wirklich vorbei ist, dieser Albtraum.

Ich bin frei. Ich bin fucking frei! I'M FREE!

~

Claire is back!😍🥰
Habt ihr Ideen für diese Geschichte oder bestimmte Szenarien, die ihr gerne drin hättet?🤔 Schreibt's in die Kommis! 😇🥰

Bis zum nächsten Kapitel!🤗