2 - Der Sprechende Hut versaut meinen Tag

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𝕋𝕙𝕖 𝕞𝕠𝕤𝕥 𝕡𝕠𝕨𝕖𝕣𝕗𝕦𝕝 𝕨𝕖𝕒𝕡𝕠𝕟 𝕠𝕟 𝕖𝕒𝕣𝕥𝕙 𝕚𝕤 𝕥𝕙𝕖 𝕙𝕦𝕞𝕒𝕟 𝕤𝕠𝕦𝕝 𝕠𝕟 𝕗𝕚𝕣𝕖

„Black, Selene!"

Eine Hexe mit strengem Blick, die sich uns als Professor McGonagall vorgestellt hatte, hatte meinen Namen aufgerufen. Ich warf einen fröhlichen Blick zu Regulus hinüber, der sich gerade erst zu den Slytherins gesellt hatte.

Unsere Zeit in Hogwarts würde großartig werden! Wir würden alles gemeinsam machen. So, wie wir das immer gemacht hatten. So, wie sich das für Zwillinge eben gehörte.

Nach außen hin völlig gelassen ging ich nach vorne, doch aus irgendeinem Grund kribbelte mein Bauch nun doch vor Nervosität.

Völlig ausdruckslos ließ ich mich auf dem Stuhl nieder, während mir der Sprechende Hut aufgesetzt wurde. Dabei saß ich völlig gerade, so, wie es mir eben beigebracht worden war.

„Schon wieder eine Black!", ich versuchte, bei der Stimme des Hutes in meinem Kopf nicht zusammenzuzucken, „Du bist nicht wie dein Bruder. Naja, ein paar Parallelen gibt es schon. Du bist anders, aber anders anders als er es ist. Hm... Dennoch, in den entscheidenden Punkten seid ihr gleich... Was ich mit dir mache, weiß ich ganz genau! GRYFFINDOR!"

Das letzte Wort schrie er laut in die Halle hinaus. Meine Gedanken überschlugen sich. Wie bitte?! Er hatte doch gerade noch gesagt, dass ich in den entscheidenden Punkten gleich wäre, wie mein Bruder! Was- Ach, verdammt, ich hatte ja noch einen Bruder. In Gryffindor.

Während ich mich langsam erhob und versuchte, den Schrecken nicht in mein Gesicht zu lassen, schielte ich unauffällig zu Regulus hinüber. Im Gegenteil zu mir schien es ihm gerade ziemlich egal zu sein, ob man ihm seine Gefühle ansah oder nicht. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er mich an. In der Halle wurde getuschelt, doch ich hatte nur Augen für meinen sieben Minuten jüngeren Bruder, den ich gerade ganz allein gelassen hatte. Nicht, dass es Absicht gewesen wäre. Aber das änderte nichts am Ergebnis.

Sirius winkte mir auch schon wie wild zu und schien einen Platz neben sich und seinen Freunden freizumachen. Misstrauisch musterte ich die vier.

Da war Sirius, natürlich, schulterlange Haare, und Augen von einem stählernen Grau, er sah aus wie immer.

Ein schwarzhaariger Junge saß direkt neben ihm. Seine Brille war leicht verrutscht und er sah so aus, als würde er viel lachen. Nur war mir gerade gar nicht nach Lachen zu Mute.

Ein kleinerer Junge saß gegenüber und schien immer genau das zu machen, was auch der Schwarzhaarige machte, das war mir schon nach wenigen Sekunden klar.

Dann war da noch ein braunhaariger Junge, der irgendwie draufgängermäßig aussah. Wobei, das war das falsche Wort. Überhaupt darauf gebracht hatte mich nur die dünne, kaum sichtbare Narbe, die quer durch sein Gesicht verlief.

Alles in mir sträubte sich dagegen, mich dorthin zu setzen. Wenn ich erst saß, dann würde ich nicht mehr umhin kommen, die grausame Realität zu akzeptieren.

So langsam wie es eben ging, ohne vollends stehen zu bleiben, bewegte ich mich auf meinen älteren Bruder und seine Freunde zu.

„Und ich dachte, du wärst so wie Reg!", begrüßte er mich grinsend, „Da habe ich mich wohl geirrt! Du bist so wie ich! Willkommen bei den schwarzen Schafen der Blacks!"

Er sagte das auch noch so, als wäre das was Gutes! Entgeistert starrte ich ihn an.

„Du irrst dich", flüsterte ich, „Ich bin nicht wie du. Wie auch immer ich bin, so wie du bin ich nicht!"

„Wenn du meinst", meinte Sirius nur schulterzuckend.

Es war offensichtlich, dass er da anderer Meinung war. Jetzt hielt mir der Junge mit der Brille die Hand hin.

„Ich bin James, James Potter", stellte er sich gut gelaunt vor, „Super, dass du in Gryffindor bist!"

Aus Gewohnheit ergriff ich die Hand.

An Sirius gewandt fuhr er fort: „Du schuldest mir noch eine Galleone!"

Murrend händigte Sirius den gewünschten Betrag aus – und in meinem Gehirn machte es ‚klick'.

„Ihr habt gewettet?!", stieß ich hervor, „Ihr habt gewettet, in welches Haus ich komme?!"

„Naja, genau genommen haben wir gewettet, dass entweder du oder dein Bruder aus der Reihe tanzt – und ich hatte recht!", verkündete dieser Potter gut gelaunt.

„Ihr habt gewettet, dass ich von meinem Zwillingsbruder getrennt werde?!", rief ich ungläubig aus.

Ich konnte es nicht fassen. So etwas tat man doch wohl ganz eindeutig nicht!

„Äh... ja", bestätigte Potter ohne auch nur die leiseste Spur von schlechtem Gewissen.

Und das war der Moment, in dem ich genug hatte. Ohne überhaupt nachzudenken, holte ich aus und verpasste ihm eine kräftige Ohrfeige. Dann drehte ich mich auf dem Absatz um und marschierte aus der Halle. Da gerade das Essen auftauchte, schenkte mir sowieso keiner Beachtung.

When the moon is bleeding...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt