47

445 55 1
                                    

„Er... er ist unser Chef? Der, der sich nicht zeigt?", fragte Niall schockiert und hielt sich an der Türklinke fest, da er vor Entsetzen seinen Körper kaum noch halten konnte. Ich nickte.

„Jep. Er heißt auch nicht Haz, sondern Harry Edward Styles. Er ist Stripper und Geschäftsführer von der Spear Agentur. Sonst noch Fragen zu seinem Lügenreichen Leben?", fragte ich genervt.

Sie schüttelten den Kopf, weshalb ich auf Wren zu ging. Ich holte einmal aus und verpasste ihm eine. „Das hast du davon, dass du meinen Freund gefickt hast. Am liebsten würde ich dich umbringen, aber selbst den Knast bist du nicht wert.", sagte ich und verpasste ihm noch einen Tritt in den Schritt. Schmerzverzerrt humpelte er aus dem Zimmer. Am Ausgang kassierte er noch eine Schelle von Niall und auch Zayn und Liam konnten sich nicht zurückhalten.

Erschöpft ließ ich mich auf das Bett fallen. Mein Leben war ein komplettes Chaos und ich war am Ende.

Ich wollte nicht mehr. Ich hatte alles in meinem Leben verloren. Lottie- Harry- Meine Familie- Alles

Zayn setzte sich zu mir und legte seinen Arm um mich. „Wir sind für dich da. Du brauchst Haz oder Harry, wie auch immer dieser Kerl heißt, nicht. Du hast uns.", sagte er und wuschelte durch mein Haar.

Mein Handy klingelte. Ich schnaubte, doch holte es hervor. Es war meine Mutter. Ich hob ab und verdrehte die Augen. „Ja?"

„Sie ist es.", ertönte die weinende Stimme meiner Mutter.

Und in diesem Moment brach für mich eine komplette Welt zusammen. Diese Welt kollidierte mit der Hoffnung, alles zersplitterte in kleine Teilchen. Mein Herz blieb stehen und mir blieb die Luft zum Atmen weg.

Wenn ich einen Moment in meinem Leben benennen müsste, in dem ich begann den Tod dem Leben vorzuziehen, wäre es dieser gewesen.

„Sie konnten keine DNA nehmen, weil der Körper zu sehr zersetzt war. Aber man hat daneben ihre lila-türkisene Decke gefunden, die definitiv ihr gehörte. Du weißt doch, dass sie ein kleines Loch in der oberen rechten Ecke hat."

Irgendetwas war komisch an der Sache. Wie konnte sich der Körper, aber nicht die Decke zersetzt haben? Aber mein Gehirn funktionierte einfach nicht.

„Sie ist tot. Lottie ist tot.", sagte sie und brach zusammen.

Ich tat es ihr gleich.

Mein Leben war ein Scherbenhaufen und nun konnte ich es offiziell sagen. Ich war ertrunken und niemand war da, um mich zu retten.


Drei Monate später


Ich war in dieser Zeit zurück in meine Heimatstadt geflogen und meine Schwester wurde beigesetzt. Das erste Mal seit vielen Jahren hatte ich meine Schwestern und meine Mutter wiedergesehen und scheiße, sie waren alle so groß und alt geworden. Meine Mutter bekam graue Haare, Fizzy hatte zu Ende studiert und die Zwillinge hatten ihren Schulabschluss geschafft. Die anderen Zwillinge gingen bereits zur Highschool.

Meine Mutter weinte die Tage durch, in denen ich in Doncaster war. Zayn und Liam hatten mich begleitet, waren eine Unterstützung für mich.

Niall war zu Hause geblieben. Denn Niall... nun ja. Er hatte gelogen, als er sagte, mit ihm sei alles in Ordnung. Er war beim Arzt und er hatte eine Diagnose gestellt bekommen. Ich hatte geweint. Denn nach meiner Schwester, würde auch Niall von uns gehen.

„Ich muss mit euch reden.", sagte der Ire, als Liam, Zayn und ich in der Küche saßen und ein Bier tranken.

Wir lächelten, während er sich zu uns setzte. Er schluckte hart und lehnte das Angebot, ein Bier zu bekommen, ab. „Was ist los?", fragte Liam besorgt.

„Ich ... ähm. Louis, du hast mich doch gefragt, ob ich Depressionen habe?"

Ich nickte. Ich konnte mich noch sehr gut an dieses Gespräch erinnern. Dennoch schüttelte ich die Gedanken daran ab, da sie mich an Haz erinnerten.

„Ich war beim Arzt und ich habe eine andere Diagnose gestellt bekommen. Ich habe ihm meine Symptome geschildert. Die Müdigkeit, die Wesensveränderungen... Ich... ähm... ich habe einen Hirntumor."

Mein Herz machte einen Satz. Das musste ein schlechter Scherz sein.

Das war es nicht. Der Arzt gab Niall noch ein halbes Jahr. Eine Operation war zu riskant und Niall wollte auch nicht, dass ihm jemand im Kopf herum schnibbelte.

Alles in allem ging mein Leben gerade den Bach herunter. Ich musste mir selbst eingestehen, dass meine Liebe zu Harry nicht abgeklungen war. Ich dachte an ihn, vierundzwanzig Stunden, sieben Tage die Woche. Er schwirrte in meinem Gehirn rum, wie ein elendiges Gespenst.

Er hatte sich noch einmal bei mir gemeldet. Er hatte mir auf die Mailbox gesprochen, da ich natürlich nicht abgehoben hatte. Seine Stimme vermachte mir Gänsehaut. Wie sehr ich sie vermisst hatte...

Hallo Lou,

ich... ähm... ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie ich anfangen soll. Also zuerst einmal, es tut mir leid. Ich kann mich nicht genug bei dir entschuldigen, für alles, was ich dir angetan habe. Du denkst, ich würde dich nicht lieben, aber das stimmt nicht. Ich habe meinen Job gekündigt, meinen Vater angezeigt, mich von Olivia getrennt... alles für dich. Natürlich auch für mich selbst, aber in erster Linie für dich.

Was soll ich nun sagen? Gone for love vermute ich. Ja, wir sind aus Liebe gegangen. Mal wieder...

Ich habe Ams ausfindig machen können und wir haben meinen Vater angezeigt. Er wird bald verurteilt, da Ams und ich noch andere Stripper finden konnten, die es gegen ihren Willen getan haben.

Vielleicht ist es Zeit, dir die Geschichte von Ams und mir zu erzählen. Ich war neunzehn und Ams ein paar Jahre jünger als ich. Mein Vater hatte sie abgeschleppt und sagte, dass sie nun Stripperin werden würde. Ich wollte es nicht zulassen, dass jemand in ihren Alter, so etwas erleben musste. Sie war noch minderjährig. Nach einem Jahr konnte ich sie aus den Fängen meines Vaters befreien und sagte ihr, sie solle davon laufen. Doch bevor das möglich war, erwischte uns mein Vater. Er stellte ein Kompromiss auf. Wenn ich strippen würde, dürfte Ams gehen. Und das tat sie. Ich habe gestrippt, damit Ams frei sein konnte.

Was ich nicht wusste, ist, dass mein Vater sie nach Doncaster geschickt hat und sie dort in einem Stripclub hat strippen lassen, während ich in den neuen Gaystripclub geschickt wurde. Ich hätte alles für sie getan, aber wir hatten drei Jahre keinen Kontakt miteinander.

Sie lebt jetzt bei mir und ich passe gut auf sie auf. Niemand von uns wird jemals nochmal strippen.

Die Sache mit Wren damals habe ich für sie gemacht. Ich wollte es nicht, ich habe ihm gesagt, dass ich es nicht will, aber er hat mich gezwungen. Er hat mich zu Dingen getrieben, die ich nicht wollte.

Und na ja, was soll ich sagen? Ich liebe dich. Vermutlich werde ich das immer tun.

Aber ich möchte, dass du glücklich wirst und ich habe dich nicht glücklich gemacht. Ganz im Gegenteil, ich habe dich nur noch unglücklicher gemacht. Ich hoffe, dass deine Schwester lebend gefunden wird und du, Zayn, Liam und Niall glücklich werdet. Ich habe Olivia meine Agenturanteile komplett überschrieben, das bedeutet, ich bin raus.

Ich wünsche dir alles Gute.

Ich liebe dich.

Damit hatte er aufgelegt und das waren die letzten Worte, die ich von ihm jemals gehört hatte.


Gone For Love - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt