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Es tat weh. Mein Herz war so verdammt schwer, es fühlte sich an, als würde ich ertrinken.

Ich zog mir die Bettdecke über den Kopf und weinte mir jeden Schmerz aus meinem Körper. Und erst jetzt bemerkte ich, wie verletzt ich wirklich war. Haz bedeutete mir zu viel. So viel, dass er mich mit einer Lüge völlig zerstörte.

Ich griff fest in die Decke und schluchzte laut. Zum Glück war Zayn bei Liam, um ihn zu versorgen, weshalb er nicht da war und Niall hatte von Haz‘ und meinem Streit nichts mitbekommen.

Ich presste mein Gesicht in ein Kissen, weshalb meine Wange zerquetscht und mein Auge zugepresst wurde. Ich weinte und weinte und… es fand kein Ende mehr.

Doch ich hasste Harry nicht. Da war bloß eine Wut in mir, die so unbeschreiblich war. Eine Wut, die ich noch nie zuvor empfunden hatte. Es war nicht bloß Wut. Es war eine Wut voller Liebe und das machte mir verdammt Angst. Denn ich sollte ihn hassen. Aber das konnte ich nicht, denn er war die erste Person, die ich mit meinem ganzen Herzen wahrhaftig liebte.

Völlig verzweifelt und überfordert mit der ganzen Situation umklammerte ich meinen Körper, als sei ich die einzige Person, die mich noch retten konnte und vielleicht war es ja wahrheitsgemäß…
Und als sei die Situation nicht schon verzwickt genug, klingelte es auch noch an der Tür.

Entweder war es ein kranker Liam, der quengelte.

Oder ein genervter Zayn, der Zuflucht suchte, da kranke Männer echt scheußlich sein könnte.

Vielleicht war es aber auch ein interessierter Niall, der aufgrund der Situation im Büro nachhaken wollte, was passiert war.

Ich stand auf, seufzte genervt und wischte mir ein paar Tränen aus den Gesicht. Ich steppte langsam aus dem Zimmer und ging über den Flur zur Tür.

Langsam öffnete ich sie und das Bild, das sich mir gab, ließ mich zurück schrecken.

Es war Harry und zwar blutüberströmt mit zig Platzwunden im Gesicht. Er schaute völlig demoliert aus. „Ach du heilige Scheiße.“, brachte ich hervor und seufzte entsetzt über Harrys Zustand.

Ohne lange zu Überlegen schob ich ihn in die Wohnung und brachte ihn ins Wohnzimmer. Egal, was passiert war und zwischen uns vorgefallen war, seine Gesundheit hatte jetzt Priorität und dann musste ich nun mal mein Ego und die Wut in mir zurückstecken.

Ich holte einen Verbandskasten aus dem Badezimmer und stellte ihn vor uns auf dem Tisch ab. „Es wird ein wenig brennen.“, sagte ich vorwarnend, als ich einen Druckverband an die größte Platzwunde im Gesicht presste und somit versuchte die starke Blutung zu stoppen.

Harry seufzte schmerzerfüllt und griff nach meiner freien Hand, um sie zu umklammern. Ich tauschte den Verband schnell, da sich zu viel Blut eingesaugt hatte und presste einen neuen an die Wunde. Er drückte meine Hand, als der Schmerz ihn durchzog. Er drückte teilweise so stark, dass es mir wehtat, aber das war egal. Schließlich hatte er die größeren Schmerzen. Sie waren vermutlich kaum aushaltbar und am liebsten hätte ich ihm all den Schmerz abgenommen.

„Leg dich hin.“, sagte ich und deutete auf den Rest der Couch, der frei war. Ich erkannte in seinen Augen, dass er sie kaum noch offen halten konnte und so stand ich auf und half ich ihm, sich zurückzulegen. Ich hockte mich vor ihn und fuhr sanft durch sein Haar. „Alles wird gut.“, versprach ich ihm und hauchte ihm einen Kuss auf seine Stirn – eine Stelle, die unversehrt geblieben war.

Tränen kullerten seine Wange hinunter und dieser Anblick zerriss mich. „Du darfst nicht aus meinem Leben gehen, Lou. Wenn ich dich verliere, verliere ich mich selbst auch.“, schluchzte er verzweifelt.

Ich presste meine Lippen aufeinander und fasste mir ans Herz. „Wir werden eine Lösung finden, Haz. Ich… ich werde nicht gehen.“

„Versprichst du es mir?“, fragte er ängstlich.

Ich nickte. „Ich verspreche es dir.“ Es war ein Versprechen an ihn, aber mir selbst konnte ich rein gar nichts versprechen.

Aber wenn ich ihn so sah, klein und schwach, wurde mir klar, dass er mich brauchte und ich ihn niemals im Stich lassen würde, ganz egal, welche Fehler er begehen würde.

„Ich hatte so Angst, dich wegen meinen Lügen zu verlieren.“, sagte er und blickte an die Decke. „Das mit Olivia war nichts. Wir haben uns noch nie geliebt.“

„Ich weiß“

Verwirrt sah er mich an.

„Wenn du Gefühle für jemanden hast, dann lächelst du so breit, dass sich deine Grübchen in die Wange stehlen.“ Sanft fuhr ich über die Stelle an seiner Wange und lächelte verträumt.

„Wenn du verliebt bist, dann fährst du der Person immer durch die Haar und platzierst beruhigende Bewegungen auf ihrer Haut.“ Ich verschränkte unsere Finger miteinander.

„Wenn du jemanden liebst, dass küsst du diese Person mit allem, was du hast… mit aller Passion, mit all der Liebe, die du in dir trägst. Du nimmst jedes Risiko auf dich. Du würdest Tausend Meilen gehen, nur um diese Person zu sehen. Du würdest alles für diese Person tun, auch dein Leben aufs Spiel setzen.“

Und dann legte ich meine Lippen sanft auf seine, wissend, dass ich diese Person war. Ich ließ schnell von ihm ab, da er noch immer Schmerzen hatte.

Aber durch die Wahrheit, die ich herausgefunden hatte, hatte er sein Leben aufs Spiel gesetzt und ich wusste, dass ich ihn ebenfalls liebte, mit allem, was ich hatte.

„Ich liebe dich, Haz.“, sagte ich und platzierte einen Kuss in sein Haar.

Er lächelte schwach und mir war nicht aufgefallen, dass ich ihm bei seinem alten Namen genannt hatte. „Ich weiß, dass du denkst, ich hätte vorgegeben jemand zu sein, der ich nicht war. Aber das wäre eine Lüge. Denn du bist die erste Person, bei der ich wirklich ich selbst sein kann. Also hör bitte niemals auf, mich Haz zu nennen. Denn ich bin Haz und nicht Harry.“

Meine Lippen streiften seine. „Ich weiß“

Und ich brauchte keine Bestätigung, dass er mich auch liebte. Denn das wusste ich. Ich spürte es über all und am wichtigsten: ich spürte es in meinem Herzen. Und da würde ich ihn nie wieder rausgehen lassen.

Und selbst wenn das letzte Schiff im Meer versinkt, das letzte Licht der Welt erlischt und die letzte Sonne dieser Welt untergeht, würde ich diesen Mann lieben. Denn er war alles, was ich hatte. Er war mein Alles.

Gone For Love - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt