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„Guten Morgen", säuselte Liam, als er durch die Tür in unser Büro trat und bester Laune war. Mit einem Grinsen im Gesicht setzte er sich auf seinen Stuhl, legte seine Tasche auf den Boden und startete seinen PC.

„Morgen", brummte ich, tippte auf meiner Tastatur herum. Nachdem Haz so komisch reagiert hatte, hatte ich ihn nicht mehr angesprochen, sondern bin einfach auf die Arbeit abgehauen. Zayn hatte mir eben eine Nachricht geschrieben, dass er gegangen war, aber meinte, dass sie sich später sehen würde. Ich war gespannt, ob er auftauchen würde.

„Du hast ja gute Laune.", stellte Liam ironisch fest und fuhr mit seinen Fingerspitzen durch sein Haar. „Ärger im Paradies?"

Mein Gesichtsausdruck fiel. „Hahaha Liam. Du bist super lustig.", sagte ich ebenso ironisch und verdrehte meine Augen. Seine unlustigen Witze konnte er sich sparen. Denn es gab kein Paradies. Zumindest nicht für uns.

Er umrundete den Schreibtisch und hockte sich vor mich. „Sorry, der Spruch war daneben. Was ist los?", fragte er einfühlsam und strich sanft über meinen Oberschenkel.

„Haz empfindet einfach nicht dasselbe für mich, wie ich für ihn.", erklärte ich ihm und sank enttäuscht meinen Blick.

Er lächelte schwach. „Du hast dich in ihn verliebt?"

Ich nickte.

„Habe ich mir gedacht. So wie du über ihn geredet hast, war es nur eine Frage der Zeit, bist du dir deine Gefühle eingestehst.", sagte er und drückte leicht zu, um mich etwas zu beschwichtigen. „Ich habe auch gestern mit Zayn geredet und er sagte mir, dass Haz dich liebevoll behandeln würde. Ich habe mich so gefreut für dich."

Ich zuckte mit den Achseln. „Tja, Liebe kann nun mal ein verdammtes Arschloch sein. Unberechenbar."

Er nickte zustimmend. „Jep, aber dennoch ist es das, wonach wir alle streben. Denn was wäre wir ohne Liebe? Vermutlich ziemlich große Wracke."

Ich lachte leise. Sein Versuch, mich ein wenig aufzumuntern, funktionierte.

„Lass dich nicht unterkriegen, Lou. Wenn er deine Liebe nicht erwidert, dann ist er es auch nicht wert. Du bist so ein toller Mensch. Du solltest dich nicht selbst kaputt machen. Liebe dich selbst genug, um zu sagen, ich habe besseres verdient. Das hast du nämlich.", entgegnete er mir und zog mich in eine kurze Umarmung.

Ich fühlte mich nach diesem Gespräch um einiges besser, lächelte sogar ein wenig. „Danke"

„Jeder Zeit und nun an die Arbeit. Ich muss noch das Corporate Design fertigbekommen, der Chef killt mich sonst.", scherzte er und stellte sich aufrecht hin. Er fuhr über die Falten in seiner Hose, bügelte sie damit raus und grinste.

„Das wird er wohl kaum tun. Immerhin müsste er dafür seine geheimnisvolle Identität aufgeben, die ihm sooo unglaublich wichtig ist.", sagte ich gedehnt und ließ mich in den Stuhl zurückfallen. „Der ist doch einfach nur ein selbstverliebtes Arschloch, das denkt, es sei zu gut für diese Welt."

Liam lachte.

Ich arbeitete weiter, als plötzlich eine E-Mail auftauchte. Ich steifte zusammen und weitete meine Augen. Zügle deine Zunge, Tomlinson!

Die war von meinem Chef höchstpersönlich.

Woher wusste er, was ich von mir gab? Hatte er Kameras installiert? Ich schaute mich im Raum um, doch konnte keine einzige erkennen.

Fuck

Ich fühlte mich richtig unwohl.

Ich sagte nichts, hielt meinen Mund. Liam würde mich sicherlich für verrückt erklären und es bloß für einen dummen Zufall halten. Oder hatte diese E-Mail scherzhaft verschickt. Aber sie kam doch direkt von meinem Chef...

Ich verkrampfte; wusste gar nicht mehr, wie ich agieren sollte.

Dieser Typ schien überall zu sein.

Natürlich war Haz nicht gekommen. Stattdessen besuchte uns Niall, der uns eine Flasche Wein mitgebracht hatte. Während Zayn und Liam in der Küche kochten – oder zumindest so taten, als ob, spielten Niall und ich ein Gesellschaftsspiel im Wohnzimmer und warteten auf das fertige Essen. Ich saß auf der Couch und Niall auf einem Hocker auf der anderen Seite des Tisches, sodass wir uns gegenüber saßen.

„Wo hast du eigentlich studiert?", fragte er und setzte seine Spielfigur drei Felder weiter.

Ich würfelte und schaute auf die Zahl, ehe ich ebenfalls meine Figur weitersetzte. „Ich habe in Hamburg studiert.", sagte ich etwas stolz und zog eine Karte von dem Haufen vor mir.

Er riss die Augen auf. „Du hast in Deutschland studiert? Warte, kannst du Deutsch sprechen?"

Ich nickte. „Ein bisschen, ja. Vieles war auf Englisch, aber durch meinen dreijährigen Aufenthalt sind einige Phrasen hängen geblieben.", erwiderte ich lächelnd und gab ihm den Würfel, nachdem ich aufgrund der Karte fünf Felder vorging.

„Kannst du auf Deutsch beleidigen?", fragte er amüsiert.

„Jep"

„Du musst mir ein paar Vokabeln beibringen... so als Geheimsprache zwischen uns."

Ich nickte bestätigend und grinste. „Das machen wir."

Niall und Liam waren inzwischen wirklich gute Freunde geworden. Niall war unglaublich witzig und munterte mich immer auf. Und Liam musste ich so oder so akzeptieren, denn er würde der Freund an der Seite meines besten Freundes werden, dessen war ich mir ziemlich sicher.

„Die Beiden sind süß.", sagte ich mit einem Schmunzeln, als ich ein Knutschgeräusch aus der Küche hörte.

Niall lachte schockiert auf. „Süß? Das ist einfach nur ekelhaft, wie verliebt und vernarrt die Beiden ineinander sind. Die hätten vermutlich kein Problem sich vor uns gegenseitig zu vernaschen.", sagte er fassungslos und schaute auf das Spielbrett.

„Vermutlich", lachte ich. „Aber trotzdem kannst du nicht leugnen, dass sie süß zusammen aussehen. Gib es zu", forderte ich von ihm, nahm zur Strafe seine Spielfigur vom Brett.

„Hey, setz' die Figur wieder zurück auf das Spielfeld.", sagte er.

„Nö, erst wenn du sagst, dass die Beiden süß sind.", befahl ich und hielt die Figur hinter meinem Rücken in Sicherheit.

„Sie sind ekelhaft, nicht süß. Und jetzt leg sie wieder auf das Brett."

Ich schüttelte meinen Kopf. Niall stand auf und attackierte mich frontal. Er suchte nach der Spielfigur, drückte mich damit in die Couch zurück und tastete meinen Körper ab. „Gib sie her!", krächzte er und umschloss meine Hand, die ich zu einer Faust geballt hatte.

„Sag, dass sie süß sind."

„NEIN", weigerte er sich laut und verlagerte sein gesamtes Körpergewicht auf mich.

„Doch"

Er schüttelte den Kopf und seine blauen Augen bohrten sich in meine. „Gib. Mir. Die. Spielfigur.", sagte er, verharrte in seiner Position, nachdem er seine Arme neben meinen Hüften aufgestemmt hatte und musterte mich prüfend.

Ich schüttelte lachend den Kopf und wollte ihn von seinen Armen reißen, um ihn von der Couch zu stoßen, doch anstatt dessen landete er auf mir.

Und dann spürte ich seine Lippen auf meinen, die sich berührten.

„WAS IST HIER LOS?", schrie Zayn entsetzt.

Gone For Love - Larry StylinsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt