LOUIS / GEGENWART
Zwei Wochen. Zwei Wochen lang wartete ich jeden Tag auf diesen Stufen auf ihn, und Harry tauchte nie auf. Keine Erklärung. Keine Entschuldigung. Gar nichts.
Jeden Tag schrieb ich:
Ich warte auf dich.
Ich bin da.
Ich gehe nicht.
Ich würde nicht den gleichen Fehler machen den ich gemacht habe, als wir in der Schule waren. Ich würde mich nicht von ihm wegstoßen lassen. Ich würde ihn nicht aufgeben.
Ich schleppte mich an einem kühlen, grauen Dienstagmorgen ins Studio, der Kaffee in meinen Händen brannte in meinen Fingerkuppen. Ich war erschöpft nach einer langen Nacht des Wartens auf Harry, der wieder einmal nicht erschienen war.
Ich arbeitete an diesem Morgen alleine mit Alex. Das war das Einzige worauf ich mich freuen konnte. Alle meine Freunde ignorierten mich. Sogar Niall, der zugestimmt hatte Harrys Notizen umzusetzen, war noch etwas zurückhaltend und ich musste mir kein weiteres „Ich habe es dir doch gesagt" über meine Probleme mit Harry anhören.Alex ließ mich mit einigen Barre-Übungen beginnen: Demi-Plié, Plié, langsames Tendu, schnelles Tendu, langsames Dégagé, schnelles Dégagé, bevor ich zum Grand Rond de Jambe en l'air überging. Auf meinem rechten Bein stehend entrollte ich langsam mein linkes und kreiste damit um mich herum. Alex packte meinen Knöchel und hob mein Bein etwas höher.
„Deine Muskeln sind angespannt. Bist du verletzt?"
Nur mein Herz.
„Nein", antwortete ich. „Nur ein bisschen steif."
Er massierte meinen Quadrizeps mit seinen starken Händen, bevor er mein Bein hinter mir umkreiste und meine hintere Oberschenkelmuskulatur massierte, wobei er mit dem Handballen tief in das Muskelgewebe eindrang.
„Besser?"
„Viel besser."
Er ließ los und beobachtete mich mit verschränkten Armen. Er schob seine randlose Brille auf seinen Nasenrücken und ließ mich zu meinem Solo im ersten Akt übergehen, dem, das Harry choreographiert hatte. Ich hatte es jetzt schon so oft gemacht, dass es perfekt war, aber die Leistung war bittersüß.
„Wunderschön, Louis!"schwärmte er.
Es waren Harrys Ideen die schön waren, sein Verstand. Der Verstand, den ich liebte, der mich nicht zurückliebte.
Als ich fertig war, reichte mir Alex ein Handtuch und eine Flasche Wasser. Seine Hand blieb auf meiner. Er konnte an meiner harten Leistung spüren, dass ich viel im Kopf hatte.
„Wie läuft es zwischen dir und Harry?"
„Nicht gut."
„Es tut mir leid das zu hören."
Alex hat mich nicht nur im Studio gecoacht, sondern auch in meinem Liebesleben gecoacht. Zuerst war ich zu schüchtern, mich ihm gegenüber zu öffnen, aber er wollte unbedingt helfen und ich schätzte seine Meinung. Er kümmerte sich um mich und Harry und wollte, dass wir glücklich waren. Also erzählte ich ihm Stück für Stück alles über unsere Beziehung: die Auseinandersetzungen, die Intervention, den Sex und das Schweigen.
„Ich weiß nicht was ich falsch mache!"
Alex legte einen Arm um mich. „Er ist derjenige, der sich irrt, wenn er nicht sehen kann wie besonders du bist."
Unsere Probe war technisch gesehen vorbei, aber Alex schickte die Solisten weg, die direkt nach mir proben sollten. Mit einer Bewegung seines Handgelenks verschwand der Rest der Welt. Alle unsere Proben waren so. Wir arbeiteten ein bisschen und redeten dann stundenlang. Alex war ein wirklich guter Zuhörer. Er war mein Tagebuch. Ich konnte ihm praktisch alles erzählen.
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Flightless Bird // translation // l.s
FanfictionAU, wo Louis Tomlinson Haupttänzer beim Royal Ballet ist. Als sein Rivale aus der Ballettschule, das stimmungsvolle Tanzwunderkind Harry Styles, der Kompanie beitritt, werden alte Wunden wieder geöffnet und alte Leidenschaften wieder entfacht. Währe...