4. Kapitel

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PoV Deidara

Ich hatte nicht damit gerechnet, dass sie sich den Mantel doch auszog. Sie übergab ihn mir und schlüpfte schnell in ihren Bademantel. Ihr Körper sah sogar noch schlimmer aus als ich dachte. Fast jeden einzelnen Knochen konnte man erkennen und ich spürte ein Stechen in meiner Brust. So etwas war echt schlimm, wenn man von den eigenen Eltern schlecht behandelt wird und vor allem so wenig zu essen bekam, dass man so sehr abgemagert war. Mir standen Tränen in den Augen, weil mir der Anblick von diesem Mädchen so sehr weh tat und mir das Herz zerriss. Der abgemagerte Körper, die roten Striemen an den Armen, der niedergeschlagene Eindruck und die leeren, traurigen Augen. Wie sie mich sah, verzweifelnd versuchend die Tränen zu unterdrücken, ließ sie noch niedergeschlagener wirken. "Ich habe es gewusst. Ich wusste, dass du genauso reagieren würdest und jetzt sicher nichts mehr mit mir zu tun haben möchtest", schluchzte sie und wollte gerade aus dem Zimmer gehen, als ich sie vorsichtig am Oberarm packte und in eine feste Umarmung schloss. Sie war nicht auf diese Bewegung gefasst gewesen, erwiderte aber nach einer Zeit die Umarmung. "[y/n]... Was musst du alles durchmachen? Ich werde dich nicht alleine lassen, verlasse dich darauf. Wenn du möchtest könnte ich öfters mal zu dir kommen und dich durch dein Fenster besuchen. Aber bitte, versuche dich nicht noch einmal umzubringen. Bitte. Du bist so ein tolles Mädchen und du kannst dich doch nicht von zwei Leuten so kaputt machen lassen, die es nicht verdient haben, mit dir überhaupt Kontakt zu haben. Ich habe dich auf der Lichtung schon öfter mal beobachtet und du bist es nicht wert, dass du so kaputt gemacht wirst. Ich hoffe, du verstehst was ich meine. Du sollst ein besseres Leben haben, wo du geliebt wirst und auch etwas zu essen bekommst", flüsterte ich, während ich ihr über den Rücken strich. "Danke, dass du f-", begann sie, als die Tür aufgerissen wurde. Im Türrahmen stand eine Frau mit dunklen kurzen Haaren und sah sehr wütend aus. Ich ließ [y/n] los und stellte mich neben sie. Die Frau – die wahrscheinlich ihre Mutter war – schaute mich kurz böse an, bevor sie anfing [y/n] anzubrüllen: "Was soll das verdammt noch mal? Was hat dieser fremde Typ hier zu suchen? Ich habe echt gar keinen Bock darauf, dass hier ein Junge aufkreuzt! Und warum zum Teufel bist du im Bademantel? Ich habe echt die Schnauze voll von dir! Ich will nicht noch ein Kind mehr hier unter meinem Dach haben, hast du das kapiert? Wie kann man nur so dämlich sein, du Taugenichts!" Sie holte weit aus, um [y/n] eine heftige Backpfeife zu geben, ich jedoch war schneller, stellte mich zwischen [y/n] und ihre Mom und fing ihre Hand auf. Autsch, wenn ich nicht dazwischen gegangen wäre, hätte sie [y/n] jetzt höchstwahrscheinlich k.o. geschlagen. "Wa-", begann sie mich anzubrüllen, ich unterbrach sie aber. "Was soll das? Was hat Ihnen [y/n] getan, dass Sie sie mit so einer Wucht schlagen wollten? Könnten Sie und ihr Mann nicht vielleicht ein wenig Respekt vor ihr haben? Sie versucht doch alles um von Ihnen wenigstens ein bisschen respektiert zu werden! Sie kann doch absolut gar-nichts (der Bindestrich stellt die Betonung dar) dafür, wenn Sie nicht ordentlich aufpassen können! Haben Sie schon mal daran gedacht, wie es [y/n] wohl geht? Haben Sie sich schon mal in ihre Lage hineinversetzt? Wenn nicht, sollten Sie und Ihr Mann das schleunigst mal tun! Und vergessen Sie nicht die Schmerzen, die man hat, wenn man nichts zu essen bekommt!", fuhr ich sie an. Das hat gesessen. Sie machte auf dem Absatz kehrt und schlug die Türe so fest zu, dass der Lichtschalter neben der Tür beinahe herausgefallen wäre. Ich drehte mich um und fragte [y/n] ob alles okay sei. Sie machte ein wenig den Eindruck, als hätte sie plötzlich ein wenig Angst vor mir. Ich nahm sie in den Arm und drückte sie an mich, während ich flüsterte: "Wenn du mich brauchst, ich bin für dich da." Ich löste mich von ihr steckte ihr einen Ring auf den Finger, von dem ich den gleichen besaß und erklärte ihr: "Dank diesem Ring kann man durch das Chakra des jeweils anderen den Ort finden, an dem sich derjenige gerade aufhält. In deinem Ring ist praktisch mein Chakra gespeichert, mit dem du mich aufspüren kannst, wenn mal etwas sein sollte. In meinem Ring ist ein wenig von deinem Chakra gespeichert, dass ich mir bei deinem Training geklaut habe." Sie sah mich verdutzt an, viel mir dann aber um den Hals. "Danke, Deidara! So etwas hat noch nie jemand für mich getan", sagte sie begeistert. "Was haltest du davon, wenn du jetzt duschen gehst und ich gehe Essen besorgen? Ich habe heute sowieso nichts zu tun und da du sicher Hunger hast, freust du dich bestimmt über etwas zu essen", schlug ich vor. Sie nickte erfreut und verschwand aus dem Zimmer. Ich suchte in ihrem Kleiderschrank nach einer Jacke, die ich mir drüberziehen konnte, da mein Mantel auffällig wäre. Während ich suchte, entdeckte ich eine kleine Packung Kondome und musste unwillkürlich grinsen. Als ich ein schwarzes Jäckchen und eine Jogginghose fand, die mir beide passten, machte ich mich auf den Weg. Meine Kamera, die ich über meinem linken Auge trug, legte ich noch ab und machte mir eine andere Frisur. Wer weiß, vielleicht würden mich ein paar Leute sogar erkennen. Ich sprang aus dem Fenster und kramte meinen Geldbeutel hervor. Okay, das würde reichen um ausreichend Essen für uns beide zu kaufen. Auf dem Markt war sehr viel los und ich musste mir mit viel Mühe einen Weg durch die Menschenmasse bahnen, um zu einem Einkaufsladen zu kommen. Als erstes nahm ich vier Semmeln und drei Packungen Reisbällchen. Ich nahm noch zwei Apfelschorle mit und schlenderte noch ein wenig durch die Gassen. Als ich am Hokageturm mit dem roten Schild, auf dem Feuer stand, vorbeikam, staunte ich. Das war schon echt ein beeindruckendes Gebäude. Schnell lief ich zu [y/n]'s Haus, nicht dass es noch auffällig wurde, wenn ich das Gebäude noch länger betrachtete. Ich hüpfte durch das Fenster und breitete das Essen hinter ihrem Bett auf dem Boden aus, damit man es nicht sah, wenn man zur Türe hereinkam. Ihr Zimmer war schlicht aber dennoch schön eingerichtet. Wenn man von der Türe aus das Zimmer betrachtete, war gegenüber das Fenster. An der rechten Seite stand ein dunkelbrauner Schrank, neben diesem das Bett mit dem Kopfteil ebenfalls an der rechten Wand stand. Dieses war ungefähr so groß wie ein dreiviertel eines Doppelbettes, das aber dennoch größer als ein Einzelbett war. Auf der linken Seite stand ein ordentlich aufgeräumter Schreibtisch, auf dem eine kleine blutrote Blume in einer dunkelgrauen Vase stand. An der linken Wand hing eine Girlande aus Blättern und Blumen, die von einem Eck ins andere reichte. Neben dem Schreibtisch waren ungefähr ein Meter Platz, bevor an der Wand eine schwarze Kommode stand. Die rechte Wand, an der das Bett und der Schrank standen, war in einem schönen Schwarz gestrichen, das aber dennoch nicht zu dunkel war, der Rest war hellgrau. Der Boden war ein dunkler Laminatboden, der zu den helleren Wänden einen schönen Kontrast erzeugte. Die Wand, an der die Türe war, war leer, ohne Bilder oder Girlanden. Die Tür war ebenfalls aus dunklem Holz. Das Zimmer war grob gesagt schwarz-weiß, weshalb die Blumen besonders schön zur Geltung kamen. Ich öffnete die Apfelschorle mit einem Zisch-Geräusch und stand auf. Ich lief zur Tür, öffnete diese einen Spalt und lauschte, ob [y/n] noch in der Dusche war. Ich hörte das Rauschen der Dusche noch und schloss die Tür wieder. Ich stellte mich vor den Spiegel, der an dem Schrank angebracht war, machte mir wieder meinen normalen Zopf und machte die Kamera wieder benutzungstauglich. In dem Moment, in dem ich mir die Jogginghose auszog und mir meine normale wieder anzog, kam [y/n] ins Zimmer. Sie schob mich sanft zur Seite, holte sich einen etwas dünneren Pulli, eine Hose und verschwand wieder im Bad. Noch etwas verwirrt von dem Beiseite-Schieben zog ich mir meine Hose ganz an, setzte mich auf den Boden und wartete auf [y/n] und machte mir Gedanken, wie ich ihr irgendwie helfen konnte. Nach ca. 5min kam sie herein und strahlte, als sie das ganze Essen sah. Ihr war es wohl gerade noch nicht aufgefallen, als sie sich Klamotten holte. Das lilane Oberteil stand ihr wirklich super und passte gut zu der grauen Jogginghose. Ihre Haare waren noch feucht, woran man erkannte, dass sie sich noch nicht geföhnt hatte. "Mhm, ich habe schon ewig nicht mehr so leckeres Essen gesehen, dass ich selbst essen darf", schwärmte sie und biss herzhaft in eine Semmel. Diese verschlang sie wie ein gieriges Raubtier und schnappte sich gleich zwei Reisbällchen auf einmal. Ich beobachtete sie amüsiert, was ihr nach einer Weile auch auffiel. "Ist was? Oder warum isst du nichts und starrst mich an?", fragte sie leicht verwirrt. "Nein, es ist alles gut. Es ist nur witzig, wie du das Essen in dich rein schaufelst. Außerdem siehst du, wenn du glücklich bist, noch viel schöner aus als du eh schon bist", sagte ich lächelnd. Ich wusste, dass sie jetzt rot werden würde. Innerhalb ein paar Sekunden lief sie an wie eine Tomate und schaute beschämt zur Seite. "Komm schon, das ist doch die Wahrheit. Jetzt iss weiter und stärke dich ein wenig", amüsierte ich mich über ihren Blick und begann selbst zu essen. Ein paar Minuten starrte sie mich an, begann aber dann doch wieder zu essen. Nach ca. einer Viertelstunde waren wir beide voll und konnten nicht mehr einen winzigen Krümel essen ohne zu platzen. Eine halbe Packung Reisbällchen war noch übriggeblieben, die ich in [y/n]'s Schrank versteckte, damit sie etwas zu essen hatte. Ich nahm das Tuch, auf dem ich das Essen verteilt hatte, und schüttelte die Brösel über dem Fenster aus. Ich legte es sorgfältig zusammen und sortierte es wieder in den Schrank ein, wo es vorher war. Ich setzte mich neben [y/n] und lehnte mich ans Bett. "Danke, dass du mir Essen gebracht hast und dich so um mich kümmerst", unterbrach sie die Stille. "Ist doch kein Problem, ich tu's doch gerne", erwiderte ich. "Ich weiß nicht, wie ich dir das zurückzahlen so-" "Nein nein nein nein. Ich habe es gerne getan und du brauchst gar nichts zurückzahlen", fiel ich ihr ins Wort. Sie nickte nur, legte ihren Kopf auf dem Bett ab und starrte die Decke an. "Man bin ich voll. Ich glaube, es war keine gute Idee, soviel auf einmal zu essen, nachdem ich ewig nichts Vernünftiges mehr gegessen habe", keucht sie. "Ach komm schon, so schlimm kann es nicht sein", entgegnete ich belustigt und fing an, sie durch zu kitzeln. Sie war zuerst etwas überfordert, aber konnte sich das Lachen nun doch nicht verkneifen. Ich nahm sie an der Hüfte, schmiss sie auf ihr Bett und kitzelte sie so stark durch, dass wir beide nach 10min erschöpft ins Bett fielen und zusammen lachten. Nachdem wir uns beruhigt hatten lagen wir eine Weile einfach nur nebeneinander und genossen die angenehme Stille.

----Timeskip: nach einer Ewigkeit----

"Du Deidara, musst du nicht mal los?", fragte [y/n], als ich fast eingeschlafen war. "Ha?", fragte ich müde. Sie musste lachen, ehe sie die Frage wiederholte: "Musst du nicht mal los? Und warum schläfst du hier fast in meinem Bett ein?" Das 'meinem' betonte sie besonders, woraufhin ich auch lachen musste. "Ich habe vorhin, als ich Essen kaufen ging, eine kurze Botschaft an Pain – unseren Anführer – geschickt, damit ich länger wegbleibe. Also habe ich eigentlich keine Zeitbegrenzung. Und ich schlafe hier in deinem Bett fast ein, weil es so gemütlich ist und mich dein gleichmäßiger Atem aus keine Ahnung welchem Grund beruhigt", antwortete ich lächelnd. Sie schenkte mir auch ein Lächeln und schaute wieder an die Decke. "Sag mal, wo ist die Toilette? Ich müsste langsam mal. Ich habe das Apfelschorle eindeutig zu schnell getrunken", lachte ich, woraufhin [y/n] kurz kicherte. "Komm mit, ich zeige es dir", entgegnete sie und stand auf. Ich folgte ihr und sie zeigte mir das Badezimmer, in dem ich mich auch noch kurz frisch machte.

Geborgenheit || Deidara x Reader [ABGESCHLOSSEN]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt