Nach einem kurzen Gespräch mit meinem Anwalt Mr. Wilder betreten wir den Gerichtssaal. Ben sitzt vor dem Saal auf einer Bank und wir lächeln uns bestätigend zu. Während dem Gespräch mit meinem Anwalt habe ich ihm das Band gegeben, welches Ben aufgezeichnet hat. Damit können wir Freddy zwar nicht den Mord an meiner Schwester nachweisen, allerdings könnte es uns so gelingen, dass er mehr ins Visier genommen wird. Vielleicht wird dann ja mal sein Geschäft durchsucht oder so was.
Wir stehen alle auf, als der Richter uns dazu auffordert und beginnen mit der Verhandlung.
"Euer Ehren, mein Mandant hat mir heute ein Band zukommen lassen, welches im La Désir vor einigen Tagen aufgezeichnet wurde. Ich bitte darum, es als Beweismaterial zu gestatten, damit wir zeigen können, das Mr. Simpson nicht so unschuldig ist wie er gerne tut" verkündet Mr. Wilder und reicht das Band nach vorne weiter.
"Nun gut, dann wollen wir uns das mal anschauen", sagt der Vorsitzende und lässt einen Fernseher in den Gerichtssaal schieben. Er gibt den USB-Stick weiter und er wird eingesteckt.
Wenige Minuten später wird die Aufnahme abgespielt und zeigt alles, was Ben gefilmt hat. Ich beobachte Freddys Gesicht dabei ganz genau. Seine so gut aufgesetzte Fassade bröckelt und ich glaube sogar erstaunen in seinen Augen lesen zu können. Jetzt kann der Wichser sich wenigstens schon mal auf eine Untersuchung wegen Drogengeschäften einstellen.
"Nun Mr. Simpson, das sind offensichtlich sie und in einem weiteren Verfahren wird das auch ganz sicher nicht gut für sie enden, doch es hat nur wenig mit unserem heutigen Fall zu tun."
"Mein Mandant hat dieses Band mit einer gewissen Hoffnung heute hier hergebracht, nämlich um Mr. Simpson weiter in die Ermittlungen einzubinden."
Der Rest der Verhandlung läuft ereignislos und sie wird unterbrochen und vertagt.
Ich wollte eigentlich zu Amaya gehen, die wie bei jeder Verhandlung auch heute dabei war, doch ich werde von Mr. Wilder aufgehalten und in ein Gespräch verwickelt.
Nachdem ich vorgestern bei Amaya war und auch dort geschlafen hatte, war sie am Morgen nicht mehr da. Sie hatte einen Zettel hinterlassen, dass sie mit Aurelie in den Kindergarten musste und dann noch zu ihrer Mutter nach Hause. Ich bin also relativ schnell nach dem Aufstehen verschwunden und habe sie seitdem auch nicht mehr gesehen. Daher würde ich jetzt gerne mit ihr reden.
Als ich dem Gespräch mit meinem Anwalt entfliehen kann, finde ich Amaya draußen vor dem Gerichtsgebäude. Sie steht an der Wand und tippt auf ihrem Handy herum.
Ich laufe auf sie zu und erkenne im Augenwinkel, wie uns jemand beobachtet. Als ich mich umdrehe, sehe ich Freddy ein paar Meter weiter weg. Allerdings ignoriere ich ihn und wende mich der jungen Frau vor mir zu, die zu mir nach oben blickt.
"Ich bring dich nach Hause", sage ich und schnappe mir ihre Hand, die sie umschließt.
Ein unschuldiges Lächeln prangert auf ihren Lippen und sie steigt ein. Ich kann genau sehen, wie Freddy uns skeptisch hinterher guckt. Das Schwein kann noch was erleben.
Nachdem ich den Motor gestartet habe, tippt sie mich an der Schulter an und reicht mir ihr Handy.
'Können wir noch Aurelie aus dem Kindergarten abholen?' Steht dort.
"Klar", sage ich, und wir fahren los.
Aurelie kommt fröhlich in die Arme ihrer Mutter gerannt, ehe sie mich hinter ihr entdeckt und auf mich zu stürmt.
"Diego!" Ruft sie freudig und klammert sich an mir fest.
Amaya holt Aurelies Sachen und meldet sie ab, während ich mit ihr draußen warte. Wir steigen ein und ich bringe die beiden nach Hause. Vor der Tür halte ich und stelle den Motor aus.
"Kann Diego noch mit uns essen? Bitte Mami, sag ja!" Drängelt die Kleine, was Amaya und mich zum Lachen bringt.
Sie nickt und ich nehme das Angebot natürlich gerne an. Ansonsten würde ich mir heute sowieso nur was bestellen.
Wir gehen hoch in die Wohnung und Aurelie macht sich auf der Couch breit, während sie eine Kinderserie schaut. Als ich Amaya angeboten habe, ihr beim Kochen zu helfen, hat sie dankend abgelehnt und mich dazu verdonnert, mit Aurelie Fernsehen zu gucken.
Als das kleine Mädchen keine Lust mehr darauf hatte, haben wir was gemalt, ehe wir den Tisch gedeckt haben und dann gegessen wurde. Das Essen war wirklich lecker und eine schöne Abwechslung zu meiner einseitigen Singelernährung die ich sonst so führe. Ich bin einfach nicht der beste Koch, das habe ich schon in meinen Teenager Jahren feststellen dürfen.
Aurelie geht nach dem Essen in ihr Zimmer und ich helfe Amaya dabei abzuräumen und abzuspülen. Ich halte gerade einen weiteren Teller in der Hand, um ihn sauber Amaya zum trocknen zu geben, als ich mich räuspere. "Was ist, eigentlich mit Aurelies Vater?" Frage ich und blicke in ihre wunderschönen braunen Augen.
Amaya holt ihr Telefon heraus und beginnt zu schreiben.
'Mein Vater verstarb, kurz nachdem ich 18 wurde. Ein paar Tage später erfuhr ich, dass ich schwanger bin. An meiner Schule gab es einen kanadischen Austauschschüler, mit dem ich geschlafen hatte. Er war ungefähr 2 Wochen bevor mein Vater starb, wieder nach Kanada geflogen und weiß somit bis heute nichts von seiner Tochter. Ich hatte damals keine Adresse oder eine Telefonnummer. Um ehrlich zu sein, wusste ich nicht mal seinen Nachnamen und konnte ihn nicht kontaktieren. Aber wir sind ganz gut ohne ihn klargekommen.' Steht dort geschrieben.
"Das hätte ich nicht erwartet, aber es ist bewundernswert, dass du das alles geschafft hast." Sage ich und schenke ihr einen aufrichtigen Blick.
Sie lächelt und ehe ich mich versehe, beuge ich mich nach unten und lege meine Lippen auf ihre. Ich kann es mir nicht erklären und vielleicht will ich das auch gar nicht, aber diese Frau hat mich in ihren eiskalten Bann gezogen, dem ich freiwillig nicht entkommen will.
'Ich muss gleich los zur Arbeit', schreibt sie und gibt mir somit das Stichwort, das ich losmuss.
Sie schnappt sich noch Aurelie und ihre Arbeitsuniform, ehe wir gemeinsam nach unten gehen. Sie verstaut ihr Zeug in ihrem Kofferraum und setzt Aurelie in einen Kindersitz, ehe sie sich noch einmal mir zu wendet.
Sie lacht mich an und zieht mich mit ihren Händen in meinem Nacken zu sich nach unten. Automatisch legen sich meine Hände um ihre Hüfte, ehe sie mir einen Abschiedskuss verpasst und dann selber in ihr Auto einsteigt.
Ich gehe danach selber zu meinem Wagen und fahre nach Hause.
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La Désir
Teen Fiction"Es sieht sehr schlecht für sie aus Mr. Castiel." Der Mann mittleren Alters guckt auf seine Akte, während seine Augen und seine gesamte Mimik nach schlechten Nachrichten aussehen. Aber was habe ich auch anderes erwartet. " -Die meisten Beweise deute...