Sie antwortet mir seit drei Tagen nicht mehr. Ich weiß nicht, was verdammt noch mal los ist!
'Ich kann das nicht. Wir müssen uns voneinander verhalten. Ich muss mich und meine Familie schützen. Es tut mir leid Diego' stand in ihrer Nachricht.
Als sie mir das geschrieben hatte, bin ich sofort zu ihr gefahren. Ich habe die Welt nicht mehr verstanden und ich verstehe sie auch jetzt immer noch nicht. Allerdings bin ich mir ziemlich sicher, dass etwas passiert sein muss und ich werde das Gefühl nicht los, das Freddy dabei eine entscheidende Rolle spielt.
Eigentlich habe ich im Moment sowieso die Schnauze voll von diesem ganzen Scheiß. Die Staatsanwältin drängt auf meine Verurteilung, während es Ewigkeiten dauert, dass endlich mal etwas gegen Freddy unternommen wird. Ich versuche, was ich kann, doch nichts hilft. Meine Eltern stehen nicht hinter mir, meine Schwester ist tot und die Frau, in die ich mich verdammt noch mal verliebt habe, wird von diesem dreckigen Arschloch bedroht, für den sie auch noch arbeiten muss.
Ich kann Amayas Angst verstehen, immerhin ist Freddy nicht ohne, doch sie muss doch irgendwann mal die Wahrheit sagen. Bis heute weiß ich eigentlich nicht, was sie genau weiß.
Wut strömt durch meinen Körper. Meine Atmung und mein Herzschlag beschleunigen sich ziemlich und ich habe das Gefühl, ich könnte mein Blut kochen hören.
"Das ist doch alles Scheiße!" Brülle ich durch meine Wohnung und schmeiße aus Wut und Verzweiflung die Lampe neben mir zu Boden.
Scheiß drauf sage ich zu mir selber und schnappe mir die Autoschlüssel.
Ich steige ein und fahre einfach los. Mein Ziel ist das La Désir. Freddy ist schon mit viel zu viel durchgekommen.
Die Tür knallt hinter mir zu und ich gehe auf den privaten Eingang zu, an welchem Freddy steht und eine raucht. Mit seinen weißen Handschuhen hält er die Zigarette locker und setzt gerade wieder an, um von ihr zu ziehen, als er mich erblickt.
"Sieh mal an, wer wieder hier ist. Willst du zu meiner Angestellten sie wieder flachlegen wie eine billige Nutte?! Ich kann sie nur empfehlen, sie hat sich zwar am Anfang ziemlich gewährt, aber irgendwann wurde sie gefügiger. Aber wenn wir ehrlich sind, deine Schwester war noch besser", lacht er dreckig, während ich abrupt stehen bleibe.
Er hatte Sex mit Amaya? Nein, er hat sie vergewaltigt!
"Du hast sie vergewaltigt?!" Brülle ich und bin nun noch entschlossener als jemals zuvor, ihm in sein dummes und widerwärtiges Gesicht zu schlagen.
"Bleib ganz ruhig, irgendwie musste ich ihr ja zeigen, dass ich es ernst meine, wenn ich ihr sage, sie soll sich nicht in meine Angelegenheit einmischen. Und vor allem soll sie nichts mit dir zu tun haben. Wer nicht hören will, muss fühlen", sagt er und zuckt gleichgültig mit den Schultern.
Meine Faust landet sauber und präzise in seinem Gesicht. Doch Freddy sammelt sich schnell und schlägt zurück. Voller Wut und Zorn schlage ich auf ihn ein. Sowohl er als auch ich bluten längst, doch das hält mich nicht auf. Wie in Trance schlage, boxe und trete ich auf ihn ein.
Erst der entfernte Klang von Sirenen lässt mich aufhorchen. So gerne ich ihm auch weiter das Gesicht demolieren will, kann ich es mir nicht leisten, von der Polizei verhaftet zu werden. So kann ich mich werde für Rachel, für Amaya oder für mich selbst rächen.
Ich höre also auf damit und beende diese Schlägerei, indem ich mich in mein Auto setze und losfahre. Durch den Rückspiegel kann ich sehen, dass Freddy ebenso schnell wie ich verschwindet. Mein Auge tut höllisch weh, doch der Rest meines Körpers spürt diesen Schmerz durch das Adrenalin in meinen Adern noch nicht.
Ich weiß nicht, was ich tun soll. Diese Nachricht von Freddy ist so surreal. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie furchtbar es für Amaya sein muss. Aber ich darf nicht zu ihr fahren, um ihr zu helfen, da ich damit wahrscheinlich mehr Schaden anrichte, falls Freddy das herausbekommen sollte.
Als ich wieder zu Hause in meiner Wohnung bin, stehe ich total verzweifelt im Flur umher. Erst das Klingeln meines Telefons reißt mich aus dieser bedrückenden, starre.
Ich hole mein Handy aus meiner hinteren Hosentasche und nehme den Anruf an.
"Hallo Mr. Wilder" begrüße ich meinen Anwalt so normal wie es geht.
"Mr. Castiel es gibt Neuigkeiten" verkündet er "Ich habe es so eben erfahren. Die Staatsanwältin hat sich durchgesetzt und morgen ist ihre letzte Verhandlung."
"Was bedeutet das für mich Mr. Wilder?" Frage ich nervös, da er sich ziemlich bedrückt anhört.
"Es tut mir leid, aber es sieht schlecht für sie aus. Ich wünschte, ich könnte etwas tun doch es sieht so aus, als wäre das eventuell ihr letzter Tag auf freiem Fuß. Es tut mir wirklich leid", sagt er, noch ehe wir das Telefonat beenden.
Ich lege mein Telefon nicht weg, sondern rufe Ben an. Ich sage ihm nur, er soll vorbeikommen und Bier mitbringen.
Wenig später ist er da. Ich bringe es nicht übers Herz, ihm die Neuigkeiten zu verkünden. Das Einzige, das ich ihm erzähle, ist die Prügelei mit Freddy, schließlich sieht man mir das an und er hätte sowieso Fragen gestellt.
Er wird früh genug erfahren, was mit mir passiert, doch bevor das geschieht, will ich meinen letzten Tag mit ihm verbringen, so wie wir es seit Jahren machen. Mit einem Bier auf meinem Sofa, während wir uns irgendwelche Filme oder Videospiele reinziehen.
Wenn das mein letzter Tag ist, soll er genauso bleiben.
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La Désir
Roman pour Adolescents"Es sieht sehr schlecht für sie aus Mr. Castiel." Der Mann mittleren Alters guckt auf seine Akte, während seine Augen und seine gesamte Mimik nach schlechten Nachrichten aussehen. Aber was habe ich auch anderes erwartet. " -Die meisten Beweise deute...