Kapitel 9 - Flugplatz

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Ausser Atem kam ich in Tannyhill an und sah Rafe ins Auto steigen. Ich warf mein Fahrrad, womit ich hergekommen war, an den Wegrand und ging ungesehen etwas näher zum Auto. Kie meinte am Telefon zu mir, sie wären am Landeplatz. Ich wollte aber erst nach Rafe schauen, da er vorhin so komische Sachen angedeutet hat. Ich hatte aber keinen Plan was ich als nächstes machen sollte. Mit ihm reden? Ihm hinterher spionieren? Zu meiner Überraschung er stieg wieder aus und ging nochmal ins Haus. Scheinbar hatte er was vergessen. Ich ergriff die Chance und stieg hinten ins Auto und legte mich in den Kofferraum in der Hoffnung, dass Rafe ihn nicht öffnet und mich entdeckt. Ich hob meinen Kopf und schaute ausm Fenster als ich Rafe wieder ausm Haus kommen sah. Ich hielt den Atem an. Scheinbar war das, was er vergessen hatte die Knarre die er jetzt mit sich trug. Ich duckte mich wieder. Rafe stieg ein und ich hörte wie die Klappe zum Handschuhfach aufging er etwas schweres reinlegte und die Klappe wieder zumachte. „Nur zur Sicherheit." murmelte er. Ich konnte mir denken, dass es die Knarre war die er verstaut hatte. Aber warum hat er sie mitgenommen? Ich dachte er will seinen Vater von ‚sich überzeugen'? Wozu braucht dafür eine Waffe?

Auf der Fahrt wurde mir schlecht. Nicht nur weil Rafe sehr schnell fuhr und ich nichts sehen konnte, sondern vorallem weil ich Angst hatte. Ich zitterte und war so froh als der Wagen endlich hielt. Rafe stieg aus. Ich schaute vorsichtig aus dem Fenster und wartete bis Rafe weit genug weg war, sodass ich unbemerkt selbst aussteigen konnte. Plötzlich hatte ich Panik. Konnte ich von innen überhaupt die Kofferraumklappe öffnen? Ich suchte verzweifelt nach einem Griff, fand erleichtert eine Art Knopf der die Klappe öffnete, schlüpfte aus dem Kofferraum und fand mich auf der Landebahn des Flugplatzes von Figure 8 wieder. Ich verschwendete keinen Gedanken daran die Klappe wieder hinter mir zu schließen und machte mich auf die Fersen von Rafe.
Ihn unbemerkt eingeholt entdeckte ich eine befremdliche Szene die sich vor meinen Augen abspielte: Ein Flugzeug mit dem Bug zu mir, vor dem Cockpit des Flugzeugs John B's Twinkie quer auf der Landebahn stehend (es schien dem Flugzeug den Weg zu versperren), rechts neben dem Flugzeug Sarah, John B, Ward und Sheriff Peterkin. Ich stand in Deckung von Peterkins Dienstwagen und Rafe war circa 10 Meter von mir entfernt ebenfalls in Deckung. Ich versuchte, trotz der Distanz, die Situation einzuschätzen: Peterkin war im Begriff Ward festzunehmen. Sie richtete ihre Schusswaffe auf ihn und er hielt die Hände hinter den Kopf. Peterkin sagte etwas was ich aus der Entfernung nicht verstand und Ward kniete sich hin. Die nächsten Sekunden gingen so schnell vorbei, dass ich mich nicht mehr genau erinnern kann. Was ich weiss ist, dass Rafe aus seiner Deckung kam, sich von hinten dem Geschehen näherte und seine Knarre auf Peterkin richtete. Niemand bemerkte ihn. Mein Herz rutschte in die Hose und ich rannte auf ihn zu. Aber es war zu spät. Es knallte. Peterkin sank zu Boden. Rafe hatte ihr in die Brust, knapp unter das Schlüsselbein geschossen. Sarah und John stürzten sich auf sie um ihr zu helfen. Ich rannte zu ihnen an Rafe vorbei, ohne ihm einen Blick zu widmen. Meine Knie zitterten so sehr, dass ich dachte ich schaffe es nicht mehr zu ihnen ohne zu fallen. Es war eine Mischung aus verstörten Schreien und entsetztem Fluchen. John nahm sein Halstuch ab um es auf die Schusswunde zu drücken.
Ich hörte Ward fragen „Rafe, was hast du getan?" und Rafe antwortete lächelnd mit Tränen im Gesicht „ich hab dich gerettet, Dad."
John griff nach dem Funkgerät von Peterkin um Hilfe zu holen, aber Ward hielt ihn auf. Ich war damit beschäftigt alle Erste Hilfe Methoden anzuwenden die ich vor einem Jahr in der Fahrschule gelernt hab. Jedoch bereiten die einen dort nicht auf Schusswunden vor. Warum auch?
Peterkin riet John B zu verschwinden. Nach langem zögern tat er das auch. Rafe ließ beim Versuch John B vom Fliehen zu hindern ein paar weitere Schüsse los. Ward befahl Rafe Sarah nach Hause zu fahren. Sarah wehrte sich mit Händen und Füßen und Rafe trug sie gewalttätig ins Auto und fuhr davon. Letztendlich waren nurnoch Ward, Peterkin und ich da. „Holen Sie Hilfe!!!!!" schrie ich heulend mit zitternder schiefer Stimme. Ward schaute mich an und tat nichts. „RUFEN SIE JEMANDEN" Tränen überfluteten mein Gesicht und ich konnte wegen dem ganzen Wasser in meinen Augen nur verschwommen sehen. Mir war zum Kotzen zumute. Neben mir lag Peterkins Waffe ich nahm sie mit der einen Hand und versuchte mit der anderen die Blutung zu stoppen. Peterkin atmete noch. „Alles wird gut." Ich ließ sie los, nahm das Funkgerät und zielte mit der Waffe auf Ward. „Das ist alles Ihre Schuld!" schrie ich ihn an. „Drücken Sie hier fest drauf, ich hole Hilfe." ich überließ Peterkin an Ward und funkte nach Hilfe. Während wir warteten war Ward nicht um Peterkin besorgt, sondern um das Flugzeug mit dem Gold das ihn belasten würde. In null komma nix wurde es vom Piloten weggeflogen.
Als Hilfe eintraf und sich mit Peterkin auf den Weg ins Krankenhaus machten, gaben meine Knie nach und ich brach zusammen.
„Du hast nicht gesagt, wer geschossen hat." stellte Ward, verwirrt, dass ich ihn und seinen Sohn nicht verpfiffen habe, fest. Ja, dachte ich, das hab ich nicht.
Ich fuhr mit dem Twinkie weg. Auf der Fahrt rief ich Kie an. Als ich bereits nach dem ersten Klingeln ihre Stimme hörte kam ein Hauch Erleichterung in mir hoch. „Kie, wo seid ihr? Ist John B bei euch?" schrie ich heulend ins Telefon. Sie sagte sie versteckt sich mit Pope, Jj und John. „Wo soll ich mit Johns Auto hinfahren? Glaubt ihr sie werden ihn verdächtigen? Oder uns alle?."
„Lass es irgendwo stehen und geh zu Fuß! Wir treffen uns bei mir" sagte sie.

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