Kapitel 17 - Den Krokodilen zum Fraß

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Beim Chateau angekommen, stieg ich klitschnass vom Motorrad ab. Mir war zum heulen zu Mute, konnte es aber unterdrücken als ich rein zu den anderen ging. Jj kam mir entgegen. „Bist du ins Wasser gefallen?." witzelte er rum. Alle schauten mich an. Ich stand da und fror. „Mir ist kalt." John B sprang auf und ging ins Bad. Er kam mit nem Handtuch wieder und legte es mir um die Schultern. „Komm mit ins Bad." sagte er und schob mich voran. „Ich hol dir trockene Kamotten." - „Danke"
Während er in seinem Zimmer nach Klamotten kramte, kam Jj zu mir. „Was ist los?" fragte er. Scheinbar hatte er gemerkt, dass ich kurz vorm heulen war. Ich schüttelte den Kopf. So gern ich es auch wollte, ich wusste, dass ich mit ihm nicht darüber reden konnte. „Nichts ist los, alles gut." sagte ich dann und lächelte. Er stand vor mir und musterte mich prüfend. Er kaufte es mir nicht ab. Mir wurde immer kälter und ich wollte endlich die nassen Klamotten ausziehen. John B kam, streckte seinen Arm an Jj vorbei und reichte mir die versprochenen trockenen Klamotten. „Danke"
Jj rührte sich nicht.
„Jj? Ich möchte mich umziehen."
„Entschuldigung." antwortete er wie außer Trance gerissen und ließ mich allein.
Ich ging gerade mit einem Lächeln im Gesicht und einem trocken Outfit ausm Bad, als Sarah kam. Zuerst lag ein unangenehmes Schweigen in der Luft. Und nachdem sie und John B ein paar unnötige Kommentare über die Nacht des Lagerfeuers austauschten, erzählte sie warum sie hier war:
Als sie, kurz bevor sie zu uns ging, nach Tannyhill kam, fand sie das Esszimmer völlig verwüstet vor: Die Tapeten waren wahllos abgerissen und unter ihnen befanden sich Zeichnungen. So schnell wir konnten fuhren wir zu den Camerons um uns die Zeichnungen im Zimmer ganz genau anzuschauen. „Das Inselzimmer." stellte Pope staunend fest. Jj fand eine Zeichnung der Engelseiche die heutzutage immer noch auf Goat Island steht. Darin war ein Schlüsselloch gezeichnet. „Die berühmten letzten Worte von Denmark Tanny waren, dass er den wahren Schatz am Fuße des Engels begraben hat." sagte Pope aufgeregt.
Wir fuhren zur Engelseiche. Rafe und Limbrey und Co. waren schon da. Bei dem Anblick dieser mir neuen Allianz wurde ich wütend. Seit wann steckte Rafe mit denen unter einer Decke? Wir blieben in Deckung und beobachteten sie. Was sie ausbuddelten war jedoch nicht das Kreuz von Santo Domingo, sondern der Sarg von Denmark Tannys Frau, Cecilia Tanny. Limbrey und Rafe verschwanden frustriert mit den Autos. Enttäuscht und betrübt schlossen wir das Grab wieder. Jedoch fanden wir ein altes Fernrohr in einer Baumhöhle. Darin war ein weiteres Rätsel eingraviert. „Du bist weit gekommen, wohl war, das Kreuz ist auf dem Freedman-Altar." las Pope vor. „Es ist in der Kirche!" rief er euphorisch.
Auf dem Weg dahin mussten wir durch eine tiefe, von der Flut erzeugte Pfütze. Der Twinkie driftete von der Straße ab und blieb im Wasser stehen. Wir steckten fest. Jj und Kie machten sich zu Fuß auf den Weg um den Truck ihres Vaters zu klauen und den Twinkie rauszuziehen. Während wir auf sie warteten wurde John B von einem Alligator gebissen. Nach langem Warten schafften wir es den Twinkie mithilfe des Trucks aus dem Wasser zu ziehen. Wir fuhren zur Kirche und fanden tatsächlich das Kreuz von Santo Domingo. Bei dem Versuch es aus den Stützbalken der Kirche zu befreien, wurde Pope von Bienen gestochen, die an den Balken ein Nest hatten und erlitt eine allergische Reaktion. Wir ließen das Kreuz liegen und fuhren ihn zu Jjs Cousin, Ricky, um ihm eine Antiallergie-Spritze zu verabreichen.
Pope lag mit nem angeschwollenen Gesicht auf dem Esstisch von Jjs Cousin und wir standen besorgt um ihn rum. Ricky meinte die Spritze dauere eine Weile um zu wirken. Nach einiger Zeit wurden wir unruhig. Plötzlich wachte Pope auf und stellte sich energiegeladen wieder auf die Beine. Dann flitzte er wie auf Drogen aus der Haustür und rannte in Ricky's Vorgarten rum. Dabei gab er euphorische Schreie von sich. Als wir ihn endlich eingefangen hatten, beschlossen wir, wieder zum Kreuz zu fahren und es mitzunehmen um endlich unsere Mission zu beenden. Es wurde bereits dunkel und Pope bestand darauf, dass er fuhr. Was eine ziemlich dumme Idee war. Wenn nicht eine unserer dümmsten Ideen. Ehrlich gesagt hatten wir kein Wort mitzureden. Pope saß auf dem Fahrersitz ehe wir ihn daran hindern konnten. Schreiend und jubelnd raste er die Straße entlang. Ich klammerte mich ängstlich an den Griff an der Decke des Autos. Mir wurde übel.
Auf einer Straße, umgeben von Wald, überholte Pope ein Pick Up. „Pope spinnst du?" schrie ich panisch. Während er auf der Gegenspur war kam uns (oh Wunder) ein anderes Auto entgegen, Pope wich aus und schimpfte über den Fahrer des anderen Autos. „Wir werden das Kreuz nicht kriegen wenn wir tot sind, Pope!" schrie John B. „Wir werden nicht sterben. Es ist unser offizielles Recht, das Kreuz zu bekommen." sagte Pope wild artikulierend und schaute zu uns nach hinten auf die Rückbank. „Pope guck auf die Straße!" befahl ich ihm panisch. Zu spät. Pope machte einen Schlenker und verlor die Kontrolle über das Fahrzeug. Wir fuhren gegen einen Baum. Das Auto bog sich regelrecht um ihn herum. Wir stiegen hustend aus. Niemand war ernsthaft verletzt. Pope stratzte los in Richtung der Freedman Kirche. „Pope was wird das?"
„Ich hol mir mein Kreuz." sagte er. John B versuchte ihn aufzuhalten. Während die beiden diskutierten, fuhr ein Truck an uns vorbei. Am Steuer: Rafe. Renfield aufm Beifahrersitz. Sie kamen aus der Richting der Kirche. Wir ahnten, was das bedeuten konnte und rannten los zur Kirche.
Das Kreuz war weg.

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