8.Ein langer Abend

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Allison

Ich war gerade am Putzen der Trophäen, als Filch, der Hausmeister wieder aus dem Raum verschwand. Als Strafe bekam ich eine Woche bei ihm. Immer von 16-19 Uhr putzte ich also Trophäen oder bekam andere bestimmte Aufgaben auf.
Ich befolgte sie, da ich auf keinen Fall noch eine Woche hier sein wollte. Diesem Hausmeister wollte man nicht vor die Füße treten. Sein Grinsen machte vielen Angst, was ich nachvollziehen konnte.
Trotzdem war ich anderer Meinung. Viele Menschen wurden erst gefühlskalt, als ihnen selbst Schlimmes widerfahren ist.

Wie ich hörte, war er ein Squib. Eine nichtmagische Person, die jedoch Zauberer in seiner Familie hat. Viele werden deshalb verstoßen, da sie keine Magie anwenden können. Meine Theorie war, dass er genauso verstoßen wurde und deshalb heute so ist, wie er eben ist.
Ein Mensch, der ungerecht behandelt wurde.
Natürlich könnte man dann eine bessere Person sein, wenn man weiß wie es ist, so behandelt zu werden, aber viele schaffen und können das nicht.
Sie wollen sich an Menschen rächen.
Aber bringt das den Frieden, den sie sich erhofft hatten?

„Ms. Malfoy??", ich erschrak als mein Hauslehrer plötzlich hinter mir stand.
Schweigend drehte ich mich zu ihm um und warf ihm einen fragenden Blick zu.
„Es ist 19 Uhr. Ihr Unterricht fängt an.", erinnerte er mich.
Stimmt. Heute war bereits Mittwoch.
„Ja, es tut mir leid. Ich bin gerade fertig geworden.", antwortete ich ihm.
Übrigens hatte ich bei ihm die gleiche Theorie.
Kalt wie er war, musste ihm auch etwas aus seiner Vergangenheit geprägt haben.

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Snape

Es schien, als hätte ich sie aus einem tiefen Gedanken geholt, da sie seit einer ganzen Minute ohne Luft zu holen, mit einem Schwamm in der Hand starr die Wand hinter den Trophäen anstarrte.
Erst nach meinem 4. Versuch sie anzusprechen, registrierte sie meine Stimme.
Stumm folgte Allison mir durch die Gänge, doch trotzdem nicht ganz mit den Gedanken bei der Sache. Und das bemerkte sie erst, als wir bereits in meinem Büro waren. Denn dort sah sie das erste Mal richtig auf und versuchte sich nun auf den Unterricht zu konzentrieren.

„Sie werden heute keinen Trank brauen, sondern Zutaten der Tränke näher kennenlernen und unterscheiden können.", erzählte ich ihr.
Ich legte Allison einen Zettel mit Zutaten hin und sie sollte diese passend aus den Regalen nehmen und hinstellen. Danach sollte sie noch einen Aufsatz über die jeweiligen Merkmale aufschreiben.

„Sie werden heute alleine hier sein, da ich etwas Wichtiges zu erledigen habe.", sagte ich.
Eigentlich würde ich niemals einen Schüler alleine in  meinen privaten Räumen unbeaufsichtigt lassen, jedoch sagte mir etwas, dass ich ihr vertrauen konnte und sie nichts machen würde, was ihr verboten ist.
„Es könnte länger dauern, weshalb Sie eigenständig gehen dürfen, wenn Sie fertig sind.", verabschiedete ich mich und lief aus der Tür.
Ich hatte es ziemlich eilig.

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Allison

Eifrig begann ich die Behälter jeweils herauszusuchen. Ich hätte es mir wirklich schwerer vorgestellt, da ich eigentlich nicht wirklich eine Ahnung von vielen Zutaten hatte. Doch es waren viele dabei, die ich bereits grob kannte.
Nach einer Viertelstunde hatte ich bereits die Einfachsten gefunden und auf den langen Tisch gestellt.

Währenddessen überlegte ich, wo mein Hauslehrer wohl hinmusste.
Es musste wichtig sein, da er mich alleine in seinen Gemächern arbeiten ließ, was wohl nicht selbstverständlich war. Natürlich wusste ich nicht, ob seine anderen Räume abgeschlossen sind oder so, aber trotzdem beunruhigte mich der Gedanke.
Ich mochte es hier wirklich und war hier lieber als in anderen Klassenzimmern, wobei ich nicht einmal wusste, warum das so war.
Ich mochte es, wie ich genau die Aussicht auf den schwarzen See hatte. Außerdem roch es hier nach Kräutern, was mir irgendwie ein angenehmes und gleichzeitig beruhigendes Gefühl gab.

Ich kannte keinen, der freiwillig gerne Privatunterricht haben wollte, aber da ich sowieso sonst nichts in meiner Freizeit unternahm, war es mir ziemlich egal geworden.
Wenn ich ehrlich war, hatte ich bis jetzt keine neuen Freunde gefunden. Mit Blaise würde ich nicht mehr reden, Pansy war ein aufgedrehtes Mädchen, welches ihren Mund nicht halten konnte und Draco-
Er war mein Bruder.
Ich musste zugeben, ich hatte wohl keinen guten Anschluss in meinen ersten 2 Wochen hier gefunden.

Als ich nach weiteren 20 Minuten alle Zutaten zusammen hatte, begann ich den Aufsatz zu schreiben. Ich wusste nicht, ob ich sie richtig zugeordnet hatte, aber ich habe jetzt auch keinen Nerv dafür, alles noch einmal zu kontrollieren.
Erstmal musste ich diesen Aufsatz schreiben, der wahrscheinlich ziemlich lang wird, da es nicht wenige Zutaten waren, die ich beschreiben musste.

KLIRR
Müde öffnete ich meine Augen. Zu meinem Pech war ich wohl für einige Minuten eingeschlafen und hatte das Tintenglas vom Tisch geschubst.
Fluchend versuchte ich die Scherben mit meiner Hand aufzusammeln, wobei ich mich schnitt.
Wie viel Pech kann man auch haben?
Ich kehrte sie zu einem Haufen zusammen und suchte dann irgendetwas, womit ich die Tinte wegwischen konnte.
Mein Zauberstab lag oben in meinem Zimmer, da er bei meiner Strafarbeit nicht erlaubt war.

Auf der Lage des Waschbeckens lag ein Schwamm, den ich benutzen wollte.
Gerade als ich ihn nass machte und danach zurück wollte, bemerkte ich, dass ich einige Tropfen Blut verloren hatte.
Ich schaute mir meine Hand an und sah, dass noch eine kleine Glasscherbe in dieser steckte.
Augenrollend lief ich trotzdem zuerst zu der ausgelaufenen Tinte, die ich so gut wie es möglich war mit dem Schwamm aufsog und ihn schließlich ausspülte. Danach putzte ich noch die vereinzelten Tropfen Blut weg und hielt den Schwamm dann an meiner immer noch blutenden Verletzung.

Ich machte mich bereit, die Scherbe herauszuziehen, als eine mir wohlbekannte Stimme mich davon abhielt.

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Snape

„Warte, Allison.", rief ich.
Ich kam gerade wieder und wunderte mich, warum sie noch hier war und warum sie Glas in ihrer Hand stecken hatte.
„Sie sind schon wieder da?", fragte sie verwirrt.
Dabei war ich fast 5 Stunden weggewesen.
Doch ihr verschlafender Blick verriet mir, dass sie eingeschlafen sein musste.
„Es ist bereits kurz nach 0 Uhr.", antwortete ich ihr und kam auf sie zu geeilt.

Ich sah mir ihre Hand an.
„Das Tintenfass ist mir heruntergefallen. Es tut mir leid.", murmelte sie entschuldigend und schaute weg.
„Du bist eingeschlafen und hast es dann wohl heruntergestoßen.", stellte ich fest.
Erst danach bemerkte ich, dass ich sie geduzt und mit Vornamen angesprochen hatte.
Das tat ich sonst eigentlich nie.
Severus, was ist bloß los?

Ich entschied mich schließlich die Scherbe herauszuziehen, auch wenn es ein tiefer Schnitt war.
Danach zog ich meinen Zauberstab und verarztete sie mit einigen Sprüchen, die ich schweigend in meinen Gedanken vor mir her sprach.
„Ich bringe dich danach zurück in dein Haus. Du hast wohl genug für heute geschrieben.", erzählte ich ihr und grinste ein wenig dabei.
„Aber ich bin mit dem Aufsatz noch nicht fertig.", gab sie von sich.

„Du kannst ihn beim nächsten Mal fertig schreiben."
Langsam schien sie wohl auch zu bemerken, dass ich sie duzte, was mir erst im Nachhinein wieder richtig bewusst wurde.
„Duzen Sie eigentlich auch andere Schüler?", versuchte sie beiläufig zu fragen, was jedoch ziemlich direkt klang.
„Eigentlich nicht, Entschuldigen Sie."
Entschuldigte ich mich gerade bei meiner Schülerin?
Reiß dich zusammen, Severus.

„Nein, das ist schon in Ordnung. Ich würde es gut finden, wenn Sie mich hier duzen würden, da es persönlicher-", sie lief augenblicklich rot an, als sie abrupt gestoppt hatte.
Aber ich nahm das Angebot gerne an.
„In Ordnung, Allison.", sagte ich, woraufhin sie verlegen auf den Boden sah.
Ich schmunzelte, als mir bewusst wurde, wie unangenehm die Situation für sie gerade war.

Severus Snape&Allison Malfoy- Die kalten HerzenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt