Kapitel 11

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ACHTUNG, folgendes und nächstes Kapitel enthält Gewalt.

Ich war 8 Jahre alt. Damals machten meine Eltern mit mir eine Woche Urlaub am Meer. Doch dort, an diesem wunderschönen Ort, an diesem sonnigen Tag ging alles schief.

Ich war damals noch eine begeisterte Hobby-Sängerin. Ich war nicht einmal so schlecht, deshalb stellten mir meine Eltern einen Musikwettbewerb vor. Ich war begeistert und wollte unbedingt antreten. Damals wusste ich ja noch nicht, dass dies ein übles Ende nehmen würde.

Meine Eltern fuhren mich also in die Stadt, zu einer großen Eventhalle. Dort sollte der Wettbewerb stattfinden. Wir stiegen aus dem Auto und ich konnte vor Aufregung nicht mehr normal gehen. Also hüpfte ich neben meinen Eltern her. Ich wusste nicht, was sie davon hielten, ob ich ihnen so aufgedreht peinlich war oder ob sie sich um mich sorgten. Jedenfalls versuchten sie mich zu beruhigen, leider ohne Erfolg.

Als es endlich soweit war und ich auf der Bühne stand, kam eine junge Frau, in schlichtem, anliegendem Kleid zu mir auf die Bühne und kündigte mich und das Lied, das ich singen wollte, an. Sie lächelte mir aufmunternd zu und reichte mir das Mikrofon, das sie eben benutzt hatte um mich vorzustellen. Ich lächelte schwach, nahm das Mikrofon und blickte dann zum Publikum. Ich versuchte noch einmal meine Eltern in der Menschenmenge zu erkennen, doch da hörte ich schon die ersten Töne meines Songs.

Plötzlich hatte ich eine schwere Last auf meiner Brust, dieses Drücken wurde immer stärker und wanderte langsam aber gefährlich meinen Hals hinauf. Der Druck wurde immer stärker und schon spürte ich in meinen Augenwinkeln Tränen. Ich schloss meine Augen und atmete tief durch. Ich durfte diese Chance, allen mein Talent zu zeigen, nicht einfach so an mir vorbei ziehen lassen! Es funktionierte tatsächlich, der Druck wurde leichter, bis er ganz verschwunden war. Das Vorspiel war fast vorbei, gleich würde ich anfangen müssen zu singen.

Ich öffnete meinen Mund um zu singen, doch ich bekam keinen Ton heraus. Das Publikum bemerkte, dass etwas nicht zu stimmen scheint, denn ich nahm ein Raunen wahr. Mehr bekam ich nicht mehr mit, denn ich ließ das Mikrofon fallen und rannte weinend von der Bühne, vorbei an der jungen Frau, hinaus aus der Halle nur noch weg von diesem Ort, der meinen Traum zerstört hatte. Ich wusste jedoch nicht, dass das alles nur noch schlimmer machen würde.

Erkennen konnte ich nicht wohin ich rannte, doch ich hörte nicht auf, ich lief immr weiter. Irgendwann war ich erschöpft und wurde langsamer, bis ich stehen blieb. Meine Sicht war vor lauter Tränen ganz verschwommen, doch ich erkannte einen großen Baum. Ich setzte mich in das weiche Gras und lehnte mich mit dem Rücken gegen den Baumstamm. Mir flossen immer noch tausende von Tränen über die Wangen und immer wieder spielte sich die Szene auf der Bühne vor meinem inneren Auge ab.

Nach Ewigkeiten hörte ich plötzlich ein Rascheln über mir. Kurz danach hörte ich ein klägliches Maunzen, aus der Baumkrone heraus. Vorsichtig wischte ich mir die Tränen aus dem Gesicht, was nicht sehr gut funktionierte, da mir wieder und wieder neue Tränen über die Wangen liefen. Trotzdem richtete ich mich auf und sah nach oben, um die Geräuschequelle zu finden. Ich ging langsam um den Baum herum, mein Blick war fest auf die grüne Baumkrone gerichtet, und entdeckte tatsächlich eine weiße Katze auf einem Ast. Sie hatte anscheinend Angst und sah mich traurig an. Ich versuchte das Tier mit meiner Stimme zu beruhigen, gleichzeitig streckte ich meine Arme nach oben.

Die Katze sprang elegant von dem dicken Ast auf mich zu. Da ich nicht darauf vorbereitet war und ich soetwas noch nie gesehen hatte, wusste ich nicht, wie ich reagieren sollte. Bevor ich mir eine Lösung überlegen konnte, war die Katze auch schon auf mir gelandet. Ich verlor mein Gleichgewicht und taumelte nach hinten. Dann landete ich, samt der Katze, auf dem Boden.

Die Katze schmiegte sich an mich und ich bemerkte, dass ich nicht mehr weinte. Meine Sicht war noch etwas verschwommen, deshalb wischte ich noch einmal mit meinem Ärmel über mein Gesicht. Nun konnte ich das Fellknäuel auf meinem Schoß genauer betrachten, deshalb, und weil ich in der Schule aufgepasst hatte, konnte ich feststellen, dass die Katze gar keine Katze war, sondern ein Kater.

Ich streichelte ihn eine ganze Weile,dann sah ich mich um. Ich saß am Rand einer Straße, an der anderen Straßenseite stand ein blaues Haus. Daneben ein gelbes und zwei graue Häuser. Auf meiner Straßenseite war ein kleines Gebäude mit dem Namen BOULANGERIE (=Bäckerei). Leider hatte ich kein Geld mehr, sonst hätte ich meinen Hunger gestillt.

Damals fragte ich mich nicht, wieso vor der Bäckerei ein großes schwarzes Auto stand, das dort garnicht hingehörte.

Jedenfalls widmete ich mich wieder dem Kater und überlegete, ob er wohl jemandem gehörte oder ob das Arme Ding etwa obdachlos war. Wenn dies der Fall wäre, müsste ich meine Eltern, wenn sie mich jemals wieder finden, überreden, den Kater zu behalten. Es konnte aber ja auch sein, dass meine Eltern mich garnicht mehr haben wollen, weil ich auf der Bühne nicht gesungen hatte, aber dann würde ich hier mit Bruno, so hieß jetzt der Kater, ein Baumhaus bauen und hier leben.

Plötzlich hörte ich Polizeisirenen, laute Rufe und einen lauten Knall. Der Kater erschrak und rammte seine Krallen in meine Oberschenkel. Ich spürte wie es brannte. Der Lärm schien von der Bäckerei zu kommen, ich wollte nachsehen was dort los war und stand auf. Die Tür ging auf und drei schwarz gekleidete Typen kamen herausgestürmt. Als sie mich sahen kamen zwei auf mich zu. Ich erschrak, denn sie hatten eine Pistole bei sich. Ich schrie und wollte weg rennen, doch die Maskierten hatten mich schon gepackt und hielten mir die Pistole an den Kopf. Einer flüsterte mir ins Ohr, ich solle mich nicht bewegen sonst würde er abdrücken, also blieb ich ganz still.

Marcus und Martinus FF - Das schlimmste Treffen meines Lebens Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt