04 ein Nicht-Date

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Am nächsten Morgen ist die Testamentseröffnung. Naomi ist wie immer vor mir wach und kümmert sich um das Frühstück. Für den Fall sie ist fertig bevor ich aufwache, kehrt sie in mein Bett zurück, denn ich könnte ja noch einen besonderen Wunsch haben. Heute jedoch wache ich kurz nach ihr auf, noch bevor sie fertig ist. Ein wenig graut es mir vor dem Termin.

Nach dem Aufstehen und einem leichten Frühstück fahren wir zu Onkel Franks Anwalt und Notar. Alfred, Onkel Franks Buttler, hat die Nacht ebenfalls hier im Hotel verbracht und wir nehmen ihn mit, der Notar hat uns darum gebeten. Sicherlich wird auch Alfred etwas bekommen, nach all den Jahren hier im Hause würde es mich sehr wundern, wenn Onkel Frank ihn nicht auch bedacht hätte. Immerhin ist Alfred auch in den Siebzigern und lange wird er wohl nicht mehr arbeiten wollen oder können.

Pünktlich um 10:00 Uhr sitzen wir im Besprechungsraum der Kanzlei von John Hollister and Sons. Notar John Hollister ist ein kleiner, etwas untersetzter Mann Ende Fünfzig mit schütterem grauem Haar. Seit etlichen Jahren steht er der Holding zur Seite. Er ist typisch korrekt gekleidet mit einem grauen Anzug und seine Brille trägt er halb auf der Nase, sodass er über das Gestell blicken kann, wenn er von seinen Papieren aufblickt, ohne seinen Kopf heben zu müssen. Er spricht deutlich, aber auch langsam, was es mir schwer macht, ihm interessiert zuzuhören.

„Mister Duval. Da sie der Einzige sind, der als Nachkomme für das Erbe von Franklin Horatio Carson in Frage kommt, ist es nun an mir, als Testamentsverwalter, ihnen offiziell mitzuteilen, dass sie der Alleinerbe sämtlicher Vermögenswerte ihres Onkels sind, was natürlich auch die Holding einschließt. Es gibt dort allerdings die eine oder andere Klausel, doch im Grunde ist alles recht simpel geregelt worden."

Ich senke meinen Kopf und schüttle ganz leicht meinen Kopf. Ich empfinde keine Freude darüber, denn ich wollte die Holding nie übernehmen. Seit Jahren habe ich meine eigene Firma, die mehr als nur erfolgreich läuft und mir ein sehr luxuriöses Leben ermöglicht. Nun auch noch die Verantwortung für Onkel Franks Firma zu übernehmen bringt mich in einen Interessenskonflikt.

„Klauseln?", frag ich.

„Nun ihr Onkel hat verfügt, dass wenn sie die Leitung der Firma ablehnen, die Holding nach seinem Ableben durch einen einzusetzenden Geschäftsführer weitergeführt wird und sie erhalten eine einmalige Abfindungszahlung, die Mr. Carsons letzten Gehalt entspricht. Ihre Firmenanteile werden dann durch unsere Kanzlei treuhänderisch verwaltet, bis sie Nachkommen haben. Sobald ihre Nachkommen das 21. Lebensjahr vollendet haben, werden diese wieder freigegeben, mit der Option, dass ihre Nachkommen die Leitung der Holding selbst übernehmen oder weiterhin einen Geschäftsführer einsetzen. Bei einem Verkauf der Holding, fallen diese Klauseln natürlich weg. So war es sein Wunsch."

„Wie hoch ist diese Zahlung?"

„Mr. Carson zahlte sich seit dem Börsengang 1972 jährlich 15% des Jahresgewinns der Holding, nach Steuern, aus. Das entspricht zum heutigen Tag ca. $10 000 000", sagt er und der Klang seiner Stimme verändert sich dabei nicht.

Typisch Onkel Frank. Alles was er erwirtschaftet hatte ging zum größten Teil zurück in die Firma. Ich habe die Bilanzen gesehen, er hätte sich das Dreifache auszahlen können und das wäre kaum der Rede wert, aber er reinvestierte es, dazu gehörten für ihn auch Gehälter. Investitionen in Mitarbeiter waren immer eines seiner Säulen zum Erfolg. Gut gemacht Onkel Frank, gut gemacht.

„Es ist also mir freigestellt, ob ich so oder so entscheide?"

„Das ist richtig Mr. Duval. Niemand kann sie zwingen, die Firma zu übernehmen. Dafür ja die einmalige Zahlung. Sie müssen sich allerdings innerhalb von 30 Tagen für eine Variante entschieden haben. Danach können nur noch ihre Nachkommen die Firma zurückerlangen."

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