23. Wut

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Jake P.O.V.

So fertig. Das Bett ist frisch überzogen und ich habe ihr eine Kanne mit frischem Kamillentee auf das Nachtkästchen gestellt.

Ich überlege was ich noch machen kann um die Chancen zu erhöhen, dass sie heute einschlafen und sich erholen kann. Vielleicht eine Wärmeflasche? Überzeugt von meiner Idee gehe ich zu der Kommode neben der Badezimmertür.

Automatisch schweift mein Blick durch den Spalt ins Badezimmer und auf sie. Mein Atem bleibt stehen und ich spüre wie mein Magen sich umdreht als ich ihren nackten Rücken erblicke. Die Haut auf ihren Rücken ist gezeichnet von unzählbar vielen Schnitten...sind das etwas Messerschnitte?

Mein Blick haftet wie festgeklebt an ihrer Haut. Die Schnitte sehen aus als wären sie teilweise so tief, dass sie immer noch leicht bluten. Manche Schnitte sehen schon vernarbt aus was darauf hindeuten lässt, dass wer auch immer ihr das angetan hat, es mehrfach getan hat. Bei dem Gedanken daran, dass jemand diesem Mädchen absichtlich Schnitte in ihre zarte Haut versetzt wird mir übel. Sehr übel.

Ich beginne zu zittern und ich muss mich zusammenreißen um mich nicht zu übergeben. Meine Hände ballen sich zu Fäusten und ich könnte schwören dass ich jede Person die ihr nochmal zu nahe kommt mit bloßen Händen kalt machen würde.

Nervös laufe ich im Zimmer auf und ab und versuche meine Wut unter Kontrolle zu kriegen. Ich kenne mich so selbst nicht. Ich bin eigentlich ein sehr ausgeglichener Mensch den nichts aus der Ruhe bringen kann. Aber wenn ich an Destiny denke, an die Panik in ihren Augen und die Verletzungen hab ich meine Wut nicht unter Kontrolle. Am liebsten würde ich die Person die ihr das angetan hat finden und....okay..ich muss mich beruhigen. Ich möchte nicht, dass sie mich so aufgewühlt sieht und Angst bekommt.

Plötzlich höre ich ein leises Knarren einer Tür. Ich drehe mich um und sehe zum Badezimmer. Destiny mustert mich aufmerksam und geht langsam und vorsichtig aus dem Badezimmer raus. Ihre langen Haare hängen ihr nass an ihrem Körper entlang. Sie trägt ein weißes Shirt und eine graue Jogginghose von mir. Bei dem Anblick wie so ein zartes Mädchen ein ihr sichtlich viel zu großes Outfit trägt, muss ich lächeln. Ihre braunen Augen und ihr unschuldiger Blick geben wir ein warmes Gefühl.

„Ich hoffe dir hat das Bad gut getan..." sage ich sanft und versuche sie anzulächeln. Ich möchte vorerst nicht, dass sie erfährt, dass ich ihre Verletzungen gesehen habe. Zu sehr habe ich Angst dass sie das Vertrauen was sie mir gegenüber aufgebracht hat wieder verliert.

„Auf dem Nachtkästchen steht ein Tee...der tut dir sicher gut...ich habe dir auch noch ein Butterbrot hingestellt falls du Hunger bekommen solltest..wenn du irgendwas brauchst komm bitte zu mir. Ich werde heute draußen auf der Couch schlafen, also du findest mich jederzeit im Wohnzimmer. Okay?", frage ich sie und versuche ihre Blicke zu deuten. Langsam geht sie zum Bett und setzt sich an den Rand der Matraze.

„D-d-danke..." flüstert sie beschämt ohne mich dabei anzusehen, als ob sie das Bett, den Tee und die Ruhe nicht verdient hätte. Ich spüre einen leichten Stich in meinem Herz bei dem Anblick und gehe langsam aus dem Zimmer..

Ich werfe einen Blick auf die Uhr. 04:25 Uhr. Die ganzen letzten Stunden haben mir viel Energie geraubt und ich beschließe dass es das beste ist wenn ich mich auch etwas ausruhe. Ich gehe in mein Wohnzimmer. Die Uniform habe ich zwar immer noch an aber ich möchte nicht ins Zimmer gehen und das Mädchen stören. Erschöpft lege ich mich auf die Couch die eigentlich viel zu klein ist um auf ihr zu schlafen und schnappe mir die einzige Decke die ich noch habe um sie als Polster zu verwenden. Zwar hab ich schon komfortabler geschlafen, aber der Gedanke dass Destiny in Sicherheit und in meiner Nähe ist, lässt mich in wenigen Minuten einschlafen...

DestinyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt