Es ist ein Tag wie eh und je, an dem Margaret bei diesem verregneten Frühlingswetter durch Bree stapft. Das goldene Licht strahlt aus den Fenstern und ein warmer Luftzug stößt ihr entgegen, als sie die Tür zum Gasthaus öffnet. Das ist ihr Arbeitsplatz. Bereits als junges Mädchen hat sie in der Küche ausgeholfen und sich von einer Tellerwäscherin zur Bedienung hochgearbeitet. Das erlebt man nicht alle Tage. Zumindest nicht im Leben eines Hobbit aus dem weiten Auenland.
Eilig huscht sie am Tresen vorbei, wo der Chef gerade durstigen Besuchern kühles Bier in die leeren Krüge einschenkt. Es ist Freitag, daher ist es nicht ungewöhnlich, dass in der rappelvollen Stube ein reges Treiben herrscht, begleitet von lauten Stimmen der alkoholisierten Besucher, die in schiefer Tonlage ein Lied zu ihrem Besten geben. Margaret hofft in der Menge unterzugehen und schlängelt sich hastig an den großgewachsenen Menschen vorbei. Sie schafft es, sich unbemerkt in die Küche zu schleichen, nimmt sofort die Schürze zur Hand und will trotz ihrer Verspätung loslegen.
Sofort will sie nach den Tellern greifen, die darauf warten nach draußen gebracht zu werden, doch der dicke Bauch ihres Arbeitgebers versperrt ihr den Weg. Wie aus dem Nichts taucht Herr Butterblume vor ihr auf und breitet sich im Türrahmen aus: „Sag mal, dachtest du wirklich, du könntest dich einfach so hereinschleichen?!". Ertappt senkt Margaret den Kopf, sie versucht die richtigen Worte zu finden, doch ein Kloß in ihrem Hals macht es ihr unmöglich, einen Ton aus ihrer Kehle zu bringen.
Hilflos ist sie ihrem Arbeitgeber ausgeliefert, der erzürnt den Finger erhebt: „Du sollst dich was schämen! Für ein paar Minuten drück ich gern ein Auge zu, aber eineinhalb Stunden?! Nicht mit mir!". Endlich findet Margaret den Mut ihre Stimme zu erheben und erklärt: „Es tut mir schrecklich leid, Sir! Vergebt mir, ich habe den Stall ausgemistet und dabei die Zeit vergessen!", „So siehst du auch aus!", wettert er, „Das ist das letzte Mal! Wenn du nicht beliebt wärst, hätte ich dich schon längst rausgeschmissen! Und jetzt ab mit dir in die Stube, Fräulein Braun! Sonst wird das Essen noch kalt!".
Erleichtert pustet sich Margaret eine Strähne aus dem Gesicht, während sie mit beiden Tellern an Mr. Butterblume vorbeirennt. In der Eile entdeckt sie hinter dem Tresen Barthos, den Sohn von Mr. Butterblume, der ihr einen besorgten Blick zuwirft. Wahrscheinlich hat er seinen Vater gehört, der eine letzte Mahnung an die Bedienstete ausgesprochen hat. Aber das letzte Wort ist noch nicht gesprochen.
Erquickt rennt die Hobbit-Dame auf ihren nackten Füßen in der gefüllten Stube hin und her, sehnlichst erwartet von den wiederkehrenden Stammkunden aus Bree, die der Bedienung die leeren Krüge entgegenstrecken. Auch wenn sie gerade einen Tisch abräumt, vernehmen ihre guten Ohren auch den Ruf aus dem hintersten Eck: „Ach, Greta! Bring mir noch eine Scheibe von dem guten Schweinebraten! Davon kann ich nicht genug kriegen!". Mit einem Nicken resigniert sie die Bestellung und eilt zurück in die Küche, um dem Koch ins Ohr zu schreien: „Schweinebraten!", der einstige Seefahrer rückt die Augenklappe zurecht, stellt die Pfeife beiseite und macht sich ans Werk.
Das Gasthaus Zum tänzelnden Pony ist vielleicht keine Edelküche, aber dafür ein Treffpunkt für allerlei Menschen und Hobbits aus und um Bree. Und für Margaret ein kleines Stück zuhause. Auch wenn an so manchen Tagen ihre Füße schmerzen und das Trinkgeld häufig gering ausfällt, kehrt sie immer wieder gern ins Gasthaus ein. Nur heute kann sie es kaum erwarten, bis auch der letzte Säufer seinen Bierkrug abstellt und das Weite sucht, damit ihre Schicht ein Ende nimmt. Leider kann Margaret nicht gleich nach Hause ziehen, sondern darf vorerst noch vor dem Betreiber antänzeln, der keine guten Nachrichten für seine Angestellte übrighat.
___Anmerkungen___
Willkommen bei meiner Geschichte "Frühlingsgefühl". Beim Titel bin ich noch etwas verunsichert, vielleicht ändert er sich im Laufe des Schreibens (In Arbeit bedeutet auch wirklich in Arbeit XD). Ich hoffe das erste Kapitel hat euch gefallen, es ist lediglich ein kurzer Input zum Leben meines Charakters Margaret Braun. In den kommenden Kapiteln erwarten euch auch bekannte Charaktere aus dem Hobbit-Fandom, also, seid gespannt.
LG Aenigma Vitae
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Frühlingsgefühl
FanfictionMargaret Braun führt für eine Hobbitfrau ein recht unstetes Leben, das sich durch eine schicksalshafte Begegnung im tänzelnden Pony schlagartig ändert.