Am späten Abend befinden sich nur noch wenige Menschen auf den Straßen von Bree, wie an diesem regnerischen 15. März. Die Sonne ist schon längst hinterm Horizont verschwunden, als Thorin von seiner Reise zurück in die Stadt kehrt und durch die Straßen wandert. Es verschlägt ihn erneut in das Gasthaus Zum Tänzelnden Pony, wo er hofft eine warme Mahlzeit und gute Gesellschaft anzutreffen.
Der Zwerg nimmt in der Nähe des Kamins Platz, während er in den Taschen nach seiner Pfeife kramt. Bei diesem Wetter haben sich viele Bewohner von Bree hier in die gut besuchte Schänke eingefunden, sein Blick schweift über die Menge auf der Suche nach der nächsten Bedienung. Nur dabei wird ihm bewusst, dass er nicht von irgendeiner Bedienung bewirtet werden will. Seine Augen kämmen jedes Gesicht ab, aber es fehlt jede Spur von Miss Margaret. Die kleine Dame ist nirgendwo zu sehen. Jedoch entdeckt Thorin endlich den Hobbit, mit ihrem roten Schopf sticht sie jedermann ins Auge. Ihn überkommt eine Erleichterung, die sofort wieder verfliegt, als sich das Geschöpf umdreht und er feststellen muss, dass es sich bei dem Halbling nicht um das junge Fräulein handelt, sondern um einen jungen Burschen mit schulterlangem Haar.
Recht enttäuscht senkt er den Kopf. Seine Hand gleitet in die Innentasche seines Wamses, aus dem er eine goldene Kette herauszieht. Nachdem ihn am gestrigen Morgen diese unerwartete Mitteilung über die Sichtung von Thráin erreicht hat und er sich sofort auf den Weg in die Wildnis begeben hat, ist er am Markt von Bree vorbeigekommen. Der Platz war menschenleer, die Händler stellten erst ihre Stände auf. Thorin wusste, dass er keine Zeit dafür besaß, aber ein Verkäufer hatte seine Aufmerksamkeit erregt, als jener edle Schmuckstücke auf seinem Tisch ausbreitete. Darunter entdeckte er die feine, goldene Kette mit einem eingefassten Opalith, der ihn unweigerlich an das Augenpaar von Miss Margaret erinnerte. Er erwarb ohne großen Hintergedanken die Halskette, machte sich anschließend auf den Weg, in der Hoffnung endlich seinen Vater zu finden.
Doch nun sitzt Thorin hier, im Gasthaus, ohne seinen Vater. Er hätte bereits zurück in die blauen Berge reisen können, aber stattdessen hat es ihn erneut nach Bree verschlagen. Von allen Gasthäusern der Stadt hat er sich erneut für das Tänzelnde Pony entschieden. Und nicht das gewöhnungsbedürftige Essen ist der Grund für seine Rückkehr.
In seiner klobigen Zwergenhand liegt der feine Schmuck, der für Miss Margaret gedacht ist. Er macht nicht oft Geschenke, und noch seltener verschenkt er etwas an eine Frau. Doch Margaret ist keine gewöhnliche Frau, die er einfach vergessen kann. Thorin ist zurück nach Bree gekommen, um sie wiederzusehen. Er will ihr damit eine Freude machen, wenn er sie in diesem Gewirr nur finden würde.
Stattdessen nähert sich ihm eine andere Dame, die er hier zuvor noch nicht gesehen hat. Sofort ballt er seine Hand zu einer Faust und versteckt die hochwertige Halskette, während die Bedienung an seinen Tisch mit einem freundlichen Lächeln tritt und seine Bestellung aufnimmt. Obwohl Thorin sich einredet, dass sich die Hobbit heute freigenommen hat, beschleicht ihn ein seltsames Gefühl, dem er nachgehen will. Als sie sich soeben umdreht, fragt er leise: „Ist heute Miss Margaret nicht hier?". Die junge Frau hält inne, blickt den Zwergen verblüfft an und spricht: „Miss Margaret arbeitet nicht länger hier, sie wurde entlassen. Tut mir leid.".
Sie schenkt ihm im Abgehen ein aufmunterndes Lächeln, ehe sie in der Küche verschwindet. Ernüchterung macht sich breit, nachdem er gerade erfahren hat, was mit ihr geschehen ist. Thorin will nicht glauben, dass er Miss Margaret nicht mehr zu Gesicht bekommen wird. In seiner Hand liegt noch immer die Halskette, die er ihr vermachen wollte. Doch langsam gleitet der Schmuck in seine Innentasche, während er sich fragt, was sie nur angestellt hat? Hat sie Herrn Butterblume beleidigt? Oder gar Gold aus der Kasse entnommen? Er kann sich keinen Reim darauf machen, zündet seine Pfeife an und wartet auf sein Essen. Vielleicht ist es besser so, dass er Margaret nicht mehr sieht. Dann braucht er sich wenigstens nicht mehr einbilden, dass sie mehr als nur eine Bedienstete aus dem Gasthaus Zum Tänzelnden Pony ist.
Zur selben Zeit trifft Margaret nach unzähligen Umwegen zuhause ein. Noch nie hat sie ihren Nachhauseweg so umfangreich gestaltet, dass sie nahezu zwei Tage benötigt hat, um das Auenland zu erreichen. Ihre Füße schmerzen nach dem langen Marsch über Stock und Stein, aber das ist nicht das Schlimmste. Gequält von dem Gedanken an ihre Kündigung schwelgt Margaret vor sich hin, vergisst vorbeiziehende Durchreisende zu grüßen und bleibt eine Weile lang an einem Wegpfeiler stehen. Sie hat keine Arbeit mehr, das bedeutet auch keine Einnahmen mehr. Irgendwie muss Margaret ihre Familie versorgen, sie können sich nicht ständig von Eiern und Kartoffeln ernähren. Mit ihrem Lohn hat sich die Familie Braun viel leisten können. Neben abwechslungsreichen Mahlzeiten und bunten Klamotten für die ganze Familie, hat sie auch die Schulden ihres Vaters Stück für Stück begleichen können. Trotzdem stehen die Brauns vor einem hohen Schuldenberg durch die Kredite, die ihr Vater damals zum Spielen und Saufen aufgenommen hat. Und anstatt, dass Erenfried Braun sich darum kümmert, besucht er weiterhin den Grünen Drachen und durchzecht die halbe Nacht, während die Geldsorgen den Kindern zum Verhängnis werden, die ohnehin schon genug Probleme haben und ums Überleben kämpfen.
Margaret weiß einfach nicht mehr weiter. Bittere Tränen kullern über ihre Wangen bei dem Gedanken an ihre Familie. Und sie findet keine Lösung für ihre aussichtslose Lage. Noch haben sie zusammengesparte Rücklagen, aber für wie lange wird das reichen? Drei, vier Monate? Und dann? Dann steht die Familie mit nichts da. Sie müssten die Familienerbstücke verkaufen, was die restlichen Familien in Wasserau sicherlich erfreuen würde. Aber so weit würde es Margaret nicht kommen lassen. Sie wird eine neue Beschäftigung finden, wischt sich über das nasse Gesicht und schreitet erhobenen Hauptes voran.
An einem Sonntagabend wie diesen sind nur noch wenige Hobbits auf den Straßen unterwegs. In Wasserau kann sie sich unbemerkt an den Nachbarn vorbeischleichen und schleppt sich den Hügel zum Hof der Familie Braun hinab. Draußen im Garten sitzt Rosalinde mit Theobald auf dem Schoß und genießt die letzten Strahlen der untergehenden Abendsonne. Doch jede Idylle verschwindet im Fluge, als der kleine Junge laut schreit: „Margaret!". Theo entdeckt die Älteste auf dem Weg, springt auf den Rasen hinab und eilt seiner Schwester entgegen, die ihn mit offenen Armen empfängt. Erleichtert drückt sie ihm einen Kuss auf die Wange, hält ihn fest in ihrer Umklammerung und will ihn gar nicht mehr loslassen.
Rosalinde erhebt sich aus dem Liegestuhl: „Du bist schon hier?", ganz überrascht von ihrer frühen Ankunft, denn für gewöhnlich trifft sie erst am späten Montagnachmittag im Auenland ein. Margaret setzt Theobald auf den Boden ab und erklärt: „Herr Butterblume hat mir frei gegeben. Es gab für mich nichts mehr zu tun.". Ganz stutzig mustert Rosalinde ihrer ältere Schwester und schlägt vor: „Gut. Dann kannst du ja morgen Vormittag den Hühnerstall ausmisten.". Da sagt Margaret nicht nein. Sie geht ins Haus, nimmt ihren Mantel ab und blickt in den leeren Gang. Das ist gerade nochmal gut gegangen, sagt sie zu sich selbst. Aber sie bezweifelt, dass sie für die kommenden Wochen eine gute Ausrede finden wird. Sie will nicht zurück nach Bree, aber sie kann sich auch nicht im Haus verstecken. Wie soll sie ihrer Familie beibringen, dass sie gefeuert wurde?
Darauf findet Margaret keine Antwort, auch nicht in den folgenden Tagen. Anstatt in Wasserau nach der nächsten Anstellung zu suchen, sitzt sie am helllichten Nachmittag im Gesellschaftszimmer, legt ihre Füße hoch und trinkt eine Tasse Pfefferminztee. Sie hat es geschafft, sich mit der Arbeit am Hofe von ihren Sorgen abzulenken, nur ihrer Familie hat sie noch nichts erzählt. Das Wochenende rückt immer näher, die Angst, sich ihren Geschwistern zu offenbaren, wird immer größer. Daher versteckt sie sich lieber im Haus als mit ihren Schwestern Zeit zu verbringen, die glücklicherweise zu jeder Tageszeit beschäftigt sind. Daisy spielt mit Theobald im Garten, während Rosalinde auf dem Feld ist, und Olivia versteckt sich mit Sicherheit irgendwo hinter einer Böschung, um ihren Kopf in Büchern zu vergraben. Dabei ahnen sie nichts von dem großen Problem, das die Älteste zu verschulden hat.
Wie hat sie es nur geschafft, in wenigen Wochen Herrn Butterblume zu enttäuschen? Zu Beginn war alles normal, da war kein Geschrei oder gar Streitereien. Ja, ihr Arbeitgeber ist nun mal ein besonderer Charakter, aber Margaret hat es nicht für möglich gehalten, dass er sie rauswirft. Einerseits kann sie ihn verstehen. Sie ist manchmal zu spät gekommen, hat in der Schänke übernachtet und sich ab und an viel zu lange mit den Gästen unterhalten. Sie war keine gute Bedienung, dafür hatte sie viel zu viele Probleme. Wenigstens muss sich Margaret ab sofort nicht mehr nach Bree quälen, diese Zeiten sind vorbei.
Angestrengt denkt sie darüber nach, welche Möglichkeiten sich im Auenland bieten, schnell und viel zu verdienen. Leider fehlt ihr die berufliche Erfahrung: Sie ist keine Töpferin oder Schusterin, sie kann lediglich einem Bauern aushelfen, aber das würde sich wiederum nicht auszahlen. Sie legt den Kopf in den Nacken und seufzt entnervt. Die nächsten Wochen kann die Familie beruhigt überstehen, aber nach dem Sommer werden sich ihre Ersparnisse dem Ende zuneigen und die Brauns stehen ohne Eigentum da. Das kann und will sie nicht zulassen.
Durch die Tür kommt Rosalinde, erblickt ihre Schwester und lächelt: „Machst du dir heute einen entspannten Tag?". Sie blickt zur Tür: „Nicht wirklich. Ich hab mich lang genug ausgeruht.", „Wenn du willst, kannst du mich zum Markt begleiten.", wirft Rosa ein, „Ich will für morgen Doraden kaufen. Bist du dabei?". Margaret erhebt sich aus dem Stuhl: „Sicher.", und begleitet ihre Schwester zum Wochenmarkt in Wasserau.
Der Duft von frisch gebackenem Brot erfüllt den Marktplatz, der sich jeden Mittwoch im nahegelegenen Ort ereignet. Viele Hobbits aus dem Umland trudeln nach Wasserau, ein reges Treiben herrscht auf den Straßen. Neben Obst und Gemüse bieten die Bauern auch Fleisch und Fisch an ihren Ständen an, der Schneider stellt die neuste Mode in Hobbingen aus, während der Schäfer vergeblich versucht die Aufmerksamkeit der Besucher auf seine Wollteppiche zu lenken. Während Margaret den Stand des Fischers anvisiert, zieht Rosalinde ihre Schwester augenblicklich zum Antiquitätenhändler, der gerade versucht einem alten Ehepaar eine goldene Taschenuhr aufzuschwatzen.
Jener bemerkt nicht die zwei Töchter von Erenfried Braun, die ganz aufgeregt einen Smaragd bestaunen. „Sieh dir das an! Ist der nicht schön?", zeigt Rosa auf den grünen Edelstein. Das kann Margaret nicht bestreiten, dennoch versucht sie ihr Vernunft einzureden: „Ich will gar nicht wissen, wie viel der kostet. Besser wir verschwinden jetzt...", und will schnell das Weite suchen. Sie hat eine besondere Vorgeschichte mit dem Antiquitätenhändler Herrn Stolzfuß, den sie nicht mehr unter die Augen treten will. Leider haben sie seine Aufmerksamkeit erweckt, er schleicht verblüfft herüber und ruft: „Wenn das nicht Margaret, die Tochter von Erenfried Braun ist! Na, was willst du mir heute stehlen? Habe ich richtig gesehen, dass euch beiden der Smaragd gefällt?".
Margaret entsinnt sich nur ungern an den Tag zurück, an dem sie versucht hat, ihm seine Ausstellungsstücke abzuknöpfen. Da war sie gerade einmal 15 Jahre alt. Aber das hat sich der alte Geizkragen gemerkt, der mit zeigendem Finger an sie herantritt: „Glänzende Dinge haben es dir angetan, was? Du diebische Elster!", wobei sich mittlerweile alle in unmittelbarer Nähe zum Antiquitätenhändler gewandt haben, „Ich hab dir gesagt, dass ich dir nie und nimmer was verkaufe!", „Aber mir nicht.", wendet Rosalinde ein und fragt Herrn Stolzfuß: „Was wollt Ihr für den Smaragd haben?".
Der alte Hobbit rückt seine runde Brille zurecht und mustert das junge Fräulein von Kopf bis Fuß: „Ich glaube nicht, dass du dir das leisten kannst, Kleines.", „Wer weiß, ob der Stein überhaupt echt ist.", wirft Margaret empört ein und tritt an die Seite ihrer Schwester, „Wir wissen doch alle, dass Sie sehr gerne ihrer Kundschaft ein paar Lügengeschichten auftischen, nur um andere auszubeuten". Alle verfolgen erstaunt die hitzige Unterhaltung zwischen den Braun Töchtern und Herrn Stolzfuß, der empört die Nase rümpft: „So etwas muss ich mir von solchen Bauerntrampel nicht gefallen lassen!".
Die Älteste nimmt die Hand ihrer Schwester und zieht Rosalinde hinter sich her, vorbei an den tuschelnden Halblingen, die ihren Augen kaum trauen können. Margaret wispert auf dem Weg zum Fischhändler: „Diesem Lügenbold würd ich nichts abkaufen. Wenn der seinen Mund aufreißt, kommen nur Unwahrheiten raus.", „Aber...", entgegnet Rosalinde, „...er hat so schön ausgesehen.". Nur sind sie nicht für einen Smaragd zum Wochenmarkt gekommen, sondern für ein paar frischgefangene Doraden.
Jedoch will der Ärger kein Ende nehmen. Als die Schwestern nach ihrem Kauf in einen Plausch mit dem örtlichen Fischhändler geraten, muss Margaret mit Schreck ihre Tante entdecken, die überfreundlich über die Menge hinwegruft: „Huhu! Margaret!". Auch Rosalinde wendet sich vom Fischer ab und beobachtet, wie sich die rundliche Frau durch den Strom der Halblinge zwängt. In aller Öffentlichkeit verkündet Frau Eichler: „Ich wusste ja gar nicht, dass du bereits mit dem netten Herrn Bolger Bekanntschaft gemacht hast!".
Erst jetzt bemerkt Margaret, dass neben ihr der junge Wilibald Bolger geht, der einen Blumenstrauß in den Händen hält und begeistert der Ältesten zuwinkt, die entsetzt zurückweicht und flüstert: „Ich muss von hier weg.". Rosalinde, die ganz angetan zu Herrn Bolger blickt, meint: „Ach, warte einmal ab. Vielleicht ist er ja ganz nett und...", doch Margaret lässt ohne schlechten Gewissen ihre Schwester stehen und rennt davon. Margaret kann und will sich diese Blöße nicht geben, nicht schon wieder. Die Geburtstagsfeier ihres Onkels hat ihr gezeigt, zu was Frau Eichler bereit ist. Sie besitzt überhaupt kein Feingefühl, nicht einmal in der Öffentlichkeit schreckt sie davor zurück, sie mit wohlhabenden Junggesellen bekanntzumachen. Wieso fühlt sie sich so verantwortlich, ja, nahezu dazu verpflichtet, all ihre Nichten nacheinander unter die Haube zu bringen? Ahnt sie nicht, dass sie damit den Ruf ihrer Verwandtschaft noch mehr schadet? Lily wird ihrem Ruf als Kupplerin gerecht, aber dieses Mal will Margaret verhindern, zum Gespött der Leute zu werden.
Auf ihrer Flucht vor Tante Lily rempelt sie den ein oder anderen Hobbit an, entschuldigt sich im Vorbeigehen und springt über jedes Hindernis hinweg. „Margaret! Bleib gefälligst stehen! MARGARET!", doch ihr Geschrei wird immer dumpfer, als sie ihre Füße über den Marktplatz tragen. Dabei kennt sie nicht einmal ihr nächstes Ziel. Sie will nur weg von hier. Als Margaret kurz einen Blick zurückwirft, bemerkt sie zu spät, wie sie in die Arme eines anderen läuft.
Ganz erschrocken hält sie inne und starrt sie in die Augen von Bilbo Beutlin, dem vor Scham die Röte ins Gesicht steigt. Stets geraten die beiden in den ungewöhnlichsten Situationen aneinander, sollen sie noch so unangenehm sein. Die Rufe ihrer Tante werden lauter: „Wieso läufst du davon, Margaret?! Herr Bolger hat dir einen schönen Blumenstrauß gekauft, mit deinen Lieblingsblumen – Blaue Himmelsleitern!". Fräulein Braun will aber umgehend verhindern, dass ihr der heiratswillige Hobbit den Strauß überreicht, und fragt verzweifelt Herrn Beutlin: „Helfen Sie mir!".
Bilbo tritt einen Schritt zurück, schüttelt verdutzt den Kopf: „Was? Ich... nein. Das ist nicht mein Problem.", „Bitte!", zischt Margaret. Für gewöhnlich hält er sich aus jeglichen Problemen im Auenland raus, doch die Verzweiflung, die ihr ins Gesicht geschrieben steht, bewegt in ihm etwas. Die näherkommende Frau Eichler streift durch den Markt und hält Ausschau nach ihrer Nichte. Herr Beutlin kann Miss Margaret nicht im Stich lassen, denn genau wie sie verabscheut er die Eigenart von Lily Eichler. Ohne mit der Wimper zu zucken nimmt er sie an der Hand und bringt sie in Sicherheit.
Unbemerkt schleichen sie sich an den Besuchern vorbei und finden am Stand seines Gärtners Herrn Gamdschie Zuflucht, der beiden Schutz vor der eifrigen Frau Eichler gewährt und die beiden hinter großen Pflanzenkübeln führt. Beide setzten sich nieder, mit dem Rücken angelehnt an den schweren Töpfen, während sie darauf warten, dass Frau Eichler an ihnen vorbeizieht. Leider hat sie angefangen, die Bewohner zu befragen, ob irgendjemand ihre Nichte gesehen hätte, und Margaret hofft inständig, dass keiner ihr in den Rücken fällt und ihr Versteck verrät. Als ihre Tante laut ruft: „Wo auch immer du steckt, ich werde dich finden! Komm raus, du bist kein Kind mehr! Ich will dir nichts Böses!", hält sich Margaret die Hand vor den Mund, aus Angst gleich lauthals loszulachen. Dieser seltsame Wochenmarktbesuch ist so absurd, dass es fast schon wieder lustig ist.
Verdutzt sieht sie zu Herrn Beutlin hinüber, der vorsichtig einen Blick über den bepflanzten Kübel wirft und flüstert: „Diese Frau schämt sich für nichts.", „Für gar nichts.", entgegnet sie und lehnt den Kopf gegen das Holz. Bilbo setzt sich wieder nieder und schaut zu Margaret hinüber, die selbst unter diesen Umständen noch lächeln kann: „Ich glaube, Sie haben nicht erwartet, dass Ihr Nachmittag so kommt.", „Ganz und gar nicht.", seufzt der Halbling und legt seine Hände auf die Knie. Fräulein Braun setzt einen ernsteren Ton an und erklärt: „Sie kann es einfach nicht lassen. Ich habe es ihr hundert Mal gesagt, aber...", „...sie will es nicht verstehen.", beendet Herr Beutlin ihren Satz und nickt. Beide hoffen, dass Lily Eichler endlich weiterzieht, aber die emsige Hausfrau will nicht nachgeben, ehe sie ihre Nichte gefunden hat.
Eigentlich hat Bilbo sich vorgesetzt, die junge Margaret Braun zu meiden, angesichts der Gerüchte, die im Auenland um sie kursieren. Doch er hat auf der Geburtstagsfeier gesehen, wie das junge Fräulein unter dem Willen ihrer Tante leiden muss, und meint: „Eure Tante erinnert mich sehr an meine Cousine Lobelia. Solche Frauen interessieren sich nur für sich selbst.", „Das können Sie laut sagen. Wieso kann sie nicht verstehen, dass ich das nicht möchte?", „Das ist Familie, Fräulein Braun. Und die kann man sich nicht aussuchen.".
Dem kann Margaret nur zustimmen, während sie hört, wie ihre Tante verächtlich schnauft und in die Menge ruft: „Ich weiß, dass du hier irgendwo bist! Das hier ist noch lange nicht zu Ende, das schwör ich dir!". Als sie auf die Straße blickt, erkennt sie, wie Lily Eichler endlich abzieht und ihres Weges geht. Erleichtert atmete Margaret aus und bedankt sich bei Herrn Beutlin: „Vielen Dank für Ihre Hilfe. Ich weiß gar nicht, wie ich das wiedergutmachen kann.".
„Schon gut.", versucht Bilbo die Situation abzutun, aber er denkt für einen Moment nach und senkt den Blick. Margaret meint: „Sie haben mir den Tag gerettet, Herr Beutlin. Lassen Sie mich Ihnen etwas Gutes tun.". Tatsächlich gibt es da etwas, womit sie ihm behilflich sein kann: „Nun ja... Sie können sich noch an die Geburtstagsfeier Ihres Onkels erinnern, nicht wahr? Bisher habe ich noch immer nicht den Fleck aus meiner Weste gebracht... ich habe alles probiert, aber...", „...aber nichts hat geholfen.", beendet Margaret seinen Satz und grinst. Sie erklärt sich dazu bereit, dem freundlichen Herrn Beutlin in sein Zuhause nach Beutelsend zu begleiten, um sich die Verunreinigung genauer anzusehen. Margaret ist ihm etwas schuldig.
___Anmerkungen___
Hallihallo, ich wollte mich hier einmal kurz bei euch melden. Ich hoffe, euch gefällt, was ihr bisher lest. Der Besuch am Wochenmarkt ist dezent eskaliert, aber sorgt gleichzeitig für ungewöhnliche Situationen. Seid gespannt, was euch im kommenden Kapitel erwartet .
LG Aenigma Vitae
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Frühlingsgefühl
FanficMargaret Braun führt für eine Hobbitfrau ein recht unstetes Leben, das sich durch eine schicksalshafte Begegnung im tänzelnden Pony schlagartig ändert.