Der Deckmantel

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Frank Sutton war nach zwei Tagen der Beaufsichtigung aus dem 'St. Martins' Hospital entlassen worden.

Ohne dafür eine Veranlassung gehabt zu haben, bedankte sich Frank Sutton in Form einer einmaligen Eigenkapital- Kapitalerhöhung in Höhe von 300 Millionen Pfund aus seinem Privatvermögen gegenüber dem Krankenhaus. Er begründete dies damit, dass der 'ungewollte' Aufenthalt in der privaten Klinik seinen Fokus auf sein Leben nicht unwesentlich verändert habe, er zudem vielleicht 0,8 Prozent seines Lebens hier verbracht habe, wobei wundervolle und hochmotivierte Mitarbeiter sich um ihn in dem Moment gesorgt hatten, in einer Zeit, da er dies selbst für sich nicht konnte.

Die Mittel, so erklärte es Frank Sutton bei der Vertragsunterzeichnung- sollen in Ausgaben für angemessene medizinische Ausrüstungen fließen, den Erhalt der Notaufnahme des Krankenhauses sichern und für die Ausschüttung einer einmaligen Sonderzahlung an das Personal in Höhe von 6.000 Pfund pro Mitarbeiter verwendet werden. Dies sei seine Form der Anerkennung der schweren Arbeit, welche die Mitarbeiter des Krankenhauses- von der Schwesternschaft, über die Ärzte, bis hin zum Reinigungspersonal und den Leuten aus der Verwaltung- tagtäglich leisten und geleistet haben.

Ein großer Artikel darüber stand auch in der Chathamer Wochenzeitung. Edna und George Hargraves hoben diesen Artikel nicht nur auf, die ließen den Artikel sogar einrahmen, mit der Bitte an ihre Enkeltochter, hierfür Frank Sutton ausdrücklich zu danken und diesem Geschenk einen angemessenen Platz zu suchen.

Melina Hargraves Telefon stand nicht still, denn viele ihrer Kolleginnen und Kollegen sahen es als gegeben, ihre Dankbarkeit ebenfalls über Melina an den Gönner mitteilen zu lassen.

Frank Sutton suchte auch, mit anderen Leuten eine Art Frieden zu schließen.

So unter anderem auch mit Felicia Banneman. In einem langen Telefonat erkundigte er sich zuerst, was für den Wechsel der Kanzlei den Ausschlag gegeben habe, wie es ihr persönlich und beruflich nun gehen würde.

Zum Ende hin ließ Frank Sutton dann auch die als ungewiss anzusehenden Ereignisse nicht angesprochen. Frank bevollmächtigte Felicia Banneman persönlich mit seiner Vertretung für den Fall, dass er vielleicht in irgendeiner Weise an vergangenen Geschehnisabläufen einen Anteil gehabt habe.

Unter Zusicherung anwaltlicher Verschwiegenheit, erklärte Frank all das, was ihm selbst zu den vergangenen Dingen noch in Erinnerung war. Felicia Banneman hingegen konnte Frank Sutton zum Ende des Telefonats beruhigen. Problematisch jedoch sah die Anwältin aus juristischer Sicht eine tatbestandliche Nachweisführung gegen Benjamin Brown, da Franks Erinnerungen wohl auch gutachterlich angezweifelt werden könnten. Gleichwohl sagte auch sie zu, der Mitarbeiterversammlung beizuwohnen.

Ebenso führte Frank Sutton ein längeres Telefonat mit Inspektor Willcox. Frank Sutton erklärte seine Bereitschaft zu einer erneuten – und diesmal aussagekräftigeren- Vernehmung. Im Telefonat ließ Frank auch erkennen, dass sich er selbst einen gewissen Tatverdacht gegen Benjamin Brown habe im Hinblick auf eine gefährliche Körperverletzung gegen seine eigene Person- vermutlich sodann auch gegen Peter Bellamy, wofür ihm jedoch jeglicher Beweis wegen seiner Umnachtung fehle.

Auch Inspektor Willcox sicherte zu, mit seinem Team der Veranstaltung beizuwohnen. Zudem gab Willcox an, sich vielleicht sogar als Joker erweisen zu können- mehr sagte er hierzu jedoch nicht.

Zum Unterhalt seines Anwesens 'Corbanian House' richtete Frank ein Verwaltungskonto über zwei Millionen Pfund ein, wobei die Verfügungsbefugnis dem Ehepaar Singh auf der Bank bevollmächtigt wurde.

Auch Lydia Bellamy lud Frank Sutton zum Termin ein- ja er bestand sogar fest darauf, dass die Ehefrau von Paul Bellamy anwesend zu sein habe. Sie solle dies als Pflichttermin ansehen- und es gäbe ja vielleicht auch Neuigkeiten.

Mit Benjamin Brown telefonierte Frank Sutton ebenfalls. Frank erzählte von seinem erneuten Krankenhausaufenthalt und auch darüber, dass es hiernach wohl nun doch an der Zeit sei, die für S&B notwendigen Entscheidungen zu treffen. Er kündigte Benjamin Brown an, dem Stamm der Mitarbeiter der Londoner S&B- Zentrale einige Entscheidungen bekannt machen zu wollen, auch um das Verständnis für sich selbst und seine Situation bei den Leuten zu gewinnen. Natürlich vorbehaltlich Benjamin Browns Einverständnis, welche Benjamin Brown letztlich sehr bereitwillig gab, wolle er sich zumindest den Mitarbeitern noch einmal zeigen, um sich selbst- so formulierte es Frank Sutton überaus geschickt gegenüber Benjamin Brown- von einigen Mitarbeitern der Londoner zentrale persönlich zu verabschieden. Hiernach, sofort zeitnah nach der Veranstaltung, werde Frank die Dekodierungen an S&B geben.

Benjamin Brown ist kein Dummkopf. Und wer Brown dies unterstellte, würde dies auch alsbald in dessen Reaktionen bemerken.

Frank Sutton flunkerte ein wenig herum. So schilderte er seinen eigenen Gesundheitszustand als überaus wage und erklärte seine Besorgnis darüber, jederzeit einen erneuten Rückfall bekommen zu können. So müsse er sich eine persönliche Schonzeit verschaffen. Den Mitarbeitern wolle Frank zudem auch seine Dankbarkeit für die geleistete Arbeit selbst noch einmal bezeugen.

Frank erbat auch Benjamin Browns persönliche Anwesenheit, da er vor der Belegschaft auch einige Worte an Ben zu richten gedachte.

Offen war jedoch für Frank, ob Benjamin Brown sich auf Grund all der Schilderungen sicher genug fühlte oder in Sicherheit wog. Auf Grund seiner Kenntnis von Benjamin Browns Person jedoch, hatte Frank Sutton ein gutes Empfinden, überzeugend einen Köder gelegt zu haben.

Mit Unterstützung seiner Sekretärin Monica wurde von S&B für die Belegschaftsversammlung ein würdiger Platz in London gefunden: das Londoner Kongresszentrum- großer Saal. Ein Freitag- 12:00 Uhr- wurde als Veranstaltungstermin dort gefunden und gebucht.

Sodann wurde per S&B- Hausmail eine Information an alle gestreut: Arbeiten bis um zehn Uhr am besagten Tag, dann Anfahrts- oder Transfer- Korridor zum Kongresszentrum und ab 12:00 Uhr die Veranstaltung, die auf höchstens eine bis anderthalb Stunden vorgesehen wird.

Um auch noch die wankelmütigen herbei zu locken, ließ Frank Sutton ein gutes Katering vorsehen- kostenfrei natürlich für alle Anwesenden.

Die Fußschlinge war also ausgelegt.

Die schwerste Entscheidung jedoch stand Frank Sutton noch bevor- und er wusste nicht, wie er diese Entscheidung an die Frau bringen sollte, die diese Entscheidung betraf.

Diese Entscheidung betraf Melina- und eben mit dieser persönlichen Entscheidung tat er sich sehr schwer.

In den zwei Wochen, bis zum 'großen Ereignis' war Melina ja stetig auf dem Anwesen zugegen, jedoch vertieften sich Mark Monroe und Frank so sehr in die Vorbereitung einer Präsentation und hierfür notweniger Programmierungen, dass er Melina nur wenig zu Gesicht bekam. Zumeist waren es die gemeinsamen Mittagsmahlzeiten oder flüchtige Begegnungen, wie zum Zwischentermin mit Doktor Freshham.

Trainings, Spaziergänge oder andere gemeinsame Aktivitäten unterblieben in dieser Zeit, da Frank Sutton sich nur auf den großen Tag fokussierte.

Wenn es die Situation ergab, dann führten sie zwar Gespräche, allerdings bot sich kaum eine Gelegenheit, privates auszutauschen oder zu nahen Kontakt zu haben.

Je er schien fast Melina absichtlich aus dem Weg zu gehen.

Aber auch Melina sollte am großen Tag dabei sein.

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