Die Magie eines Momentes

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Die 'Runde' war Beiden wohl bekannt. Spazierengehen nach einem bekannten und gewachsenen Muster: Zuerst ums Haupthaus, dann durch den Park- hinunter zum Bootssteg. Dort war eine kleine und sehr unscheinbar wirkende Pforte, die nach rechts in Richtung Chatham auf einen schmalen, aber ausgetretenen Weg führte- vorbei an Schilffeldern. Man musste hier direkt am Grundstück immer darauf achten, wohin man trat. Viele kleine Vertiefungen waren derzeit mit Wasser aufgefüllt in dieser kleinen Fläche hinter der Bucht. Angenehmer ging es dann auf dem schmalen Uferweg weiter, der später auf einen Weg kam, den die Bauern für ihre Fahrzeuge nutzten. Man konnte von hier aus entscheiden, ob man weiter in Richtung Chatham gehen wollte, rechts zur Hauptstraße hin zu einem alten Haufen aus Steinen und über die Feldwege gegenüber- oder ob man einfach zurück ging zum 'Corbanian Anwesen'.

Frank Sutton ließ sich heute extrem viel Zeit beim Spazierengehen- so jedenfalls empfand es Melina. Er wirkte in Gedanken.

Melina Hargraves hoffte, dass die Angelegenheit mit dieser Anzügen- Bestellung Frank nicht zu sehr zusetzte.

Um seinen Kopf wieder hin zu bekommen, musste Frank Suttons Kopf auch frei sein- frei von Arbeit, frei von neuen Belastungen. Frank sollte sich an das Vergangene wieder erinnern können- mehr erhoffte sich Melina als seine Krankenschwester nicht.

Frank hatte die kleine Pforte aufgeschlossen und nun bahnten sie sich den Weg hintereinander durch das Schilf und die schlammigen Abschnitte am Uferweg.

Unter den Schuhen von Melina und Frank zog sich bei jedem Schritt Wasser zusammen.

Auch wenn man hierzulande die Wirkung der Gezeiten nur wenig bemerkte- für den Moment erschwerten sie ein Vorankommen. Jede Flut bahnte sich den Weg durch die breiten Schilffelder westlich von Chatham. Und dort, wo sich das Wasser der Nordsee und der Themsemündung gewogen sah, sich die Uferebenen zu erschließen, da nahm sich das Wasser diese Freiheiten.

Kurz vor dem ausgefahrenen Uferweg der Landwirte und einer Entscheidung – Chatham mit der Wetterstation, Steinhaufen an der Hauptstraße oder zurück- fiel, völlig unerwartet, eine ganz andere Entscheidung.

Hierbei spielte der Zufall, Wasser und ein Schlammloch am Weg eine nicht unbedeutende Rolle. Es war nur ein kurzer Moment des Missgeschicks, der jedoch andere Folgen nach sich ziehen konnte.

Frank ging voran.

Ebenso, wie Melina auch, war er darauf bedacht, seinen Weg durch das niedergetretene Gras hier unbeschadet zu finden.

Allerdings nicht effektiv genug: mit einem Fuß kam er auf der Graskante durch unbedachte Gefahr ins Abrutschen, so dass sein Sneaker am rechten Fuß so richtig wegrutschte- hinein in ein Gras und Schlamm- Wasser- Gemisch. Eine kurze Rutschspur des Schuhes zeigte sich ab.

„Ohoho?!", rief Frank noch heraus, während er sanft aber zunehmend in eines der Wasserlöcher abdriftete. „Mist. Mist. Mist!"

„Frank! Warte! Greif meine Hand!", rief Melina schnell. Sie hatte noch festen Tritt auf dem kleinen Weg.

Frank wollte ja, aber konnte nicht nach Melinas Hand suchen. Sein Blick war gebannt auf dem Schlamm und der sich abzeichnenden Rutschspur- ein sicheres Versinken seines rechten Fußes im Wasserbad bereits vor Augen.

Doch dies ließ Melina nicht zu.

Fest entschlossen, ihren Patienten zu retten und beizustehen, packte sie fest nach Franks suchender Hand und ergriff sie spontan.

Nur durch Melinas Einschreiten fand er den Halt, um dem sonst unausweichlichen Dilemma zu entkommen. Hastig zog er seinen Fuß zurück und brachte ihn im quasi letzten Moment zurück auf eine trockene Stelle des Wegs.

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