Ankunft

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Aufgeregt steige ich aus dem Auto und atme direkt die gesunde Luft in den Schweizer Bergen ein. So wie jedes Jahr sind wir wieder in die Schweiz nach Brienz gefahren und machen im Berner Oberland mit unseren Freunden Urlaub. Ich freue mich wirklich alle wieder zu sehen, da wir leider ziemlich weit auseinander leben. Während wir im schönen Mainz wohnen, leben die Evans' in der Nähe von München. Zwischen uns liegen also knapp 433 km, wodurch wir uns höchstens zwei Mal im Jahr sehen – im Urlaub in den Sommerferien und an Ostern, wenn wir entweder zu ihnen fahren oder sie zu uns. Durch diese enorme Entfernung sehe ich Jamie und Marie, sowie deren Eltern Mats und Tine nur sehr selten, was echt blöd ist. Ich kenne Marie und Jamie schon mein ganzes Leben lang, wobei Marie zwei Jahre jünger als ich ist. Jamie ist ungefähr eineinhalb Jahre älter als ich, aber wir verstehen uns alle ziemlich gut. Zu dieser dreier Gruppe gehören noch meine Geschwister, Mala und mein Zwillingsbruder Leon, dazu. Letztes Mal war auch meine Stiefschwester Anna dabei, aber da meine Mutter dieses Mal nicht mitkommt, kommt auch Anna und ihr Vater nicht mit, was ich absolut gar nicht schlimm finde, da ich sie nicht leiden kann. Mala und Leon mögen sie aber auch nicht. Das war damals auch ein Grund, warum wir alle bei Dad geblieben sind.

„Taleiah Müller! Hörst du mir zu?", reißt mich mein rücksichtsvoller Bruder aus meinen Gedanken. Natürlich reicht es ihm nicht, mir das ganze einfach zu sagen, denn kurz darauf spüre ich schon seine Hände auf meinen Schultern, die mich einmal komplett durchschütteln. „Man Leon! Hör auf!", meckere ich ihn an und schlage seine Hände weg. „Sorry, aber du warst vollkommen in deinen Gedanken versunken. Mala und ich wollten nur wissen, ob du das Bett mit ihr oder mit mir teilen willst. Oder willst du lieber das Einzelbett haben?", entschuldigt er sich und hält schützend seine Hände vor sich. „Entweder nehme ich das Einzelbett oder teile mir eins mit dir, das ist mir egal. Ich werde nur auf keinen Fall mit Mala in einem Bett schlafen", zucke ich mit den Schultern. „Ey! Warum?!", regt sich meine drei Jahre jüngere Schwester auf. „Weil du mich das letzte Mal getreten hast und ich irgendwann einen Fuß in meinem Gesicht hatte", erkläre ich ihr schlicht und laufe zum Kofferraum, wo ich meinen Koffer raushole. „Ich kann auch Marie fragen, ob wir uns ein Zimmer teilen wollen, dann kann Leon mit Jamie in einem Zimmer schlafe und du hast eins alleine", überlegt Mala laut. „Apropos Jamie und Marie, wo sind die Evans' eigentlich?", meldet sich Dad zu Wort. „Jamie hat mir vor zehn Minuten geschrieben, dass sie gerade in Interlaken sind", meint Leon und nimmt mir den Koffer aus der Hand, um ihn ins Haus zu tragen. „Dann sind sie ja gleich da. Fragt die beiden dann am besten selbst, wo sie schlafen wollen", beschließt Dad und trägt einen weiteren Koffer ins Hausinnere. „Gut, dann fragen wir die beiden einfach", nicke ich und helfe reintragen.

Gerade als Dad die letzte Tasche reinträgt, fährt Mats das Auto auf den Parkplatz. Kaum eine Sekunde später, nachdem das Auto zum Stehen kommt, springt Marie aus dem Auto und rennt auf meine Schwester zu. Die beiden umarmen sich innig, was mich kurz Schmunzeln lässt. „Dad! Sie sind da!", rufe ich ins Haus rein, ehe ich mit Leon zu den anderen gehe und sie begrüße. Nachdem ich Tine begrüßt habe, stehe ich vor Jamie. Wie immer sieht er gut aus, was bei seinen 1,89 m und seinen braunblonden kurzen Locken nicht schwer ist. Seine blauen Augen runden sein makelloses glattes Gesicht perfekt ab. Und kombiniert mit seinem Charakter ist er in meinen Augen einfach perfekt. Vielleicht habe ich mich deshalb in ihn verliebt, vielleicht aber auch nur, weil wir zusammen schon wirklich viel erlebt haben. Nur davon wissen tut keiner. Nicht mal Leon weiß es und normalerweise sagen wir uns immer alles. „Du hast keine Brille mehr?", fällt ihm direkt auf. „Hm, naja. Ich habe jetzt Kontaktlinsen", erkläre ich ihm. „Okay", ist alles was er zu sagen hat und geht weiter zu Leon, die sich mit einem Handschlag begrüßen. Ein wenig verwirrt und auch traurig zugleich sehe ich ihm hinterher. Warum hat er mich nicht richtig begrüßt? Er wirkte total abweisend und auch traurig zu mir, dabei habe ich ihm doch nichts getan. Und zu Leon war er gerade auch normal.

Der Sommer meiner TräumeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt