Babysitten

8 2 0
                                    

Pünktlich um 10 Uhr stehen Jamie und ich vor dem Haus der Nachbarn. „Guten Morgen, ihr zwei! Danke, dass ihr zwei auf Simon aufpasst", begrüßt uns die Mutter von Simon und bittet uns rein. „Ihr könnt über das Wochenende in dem Gästezimmer oder in unserem Schlafzimmer schlafen. Wir haben damit kein Problem. Das wichtigste haben wir euch ja aber auch schon erklärt und wenn ihr irgendwelche Fragen habt, dann ruft ihr uns einfach an, okay?", erklärt sie uns, während wir ins innere des Hauses gehen, wo wir Simon in seinem Laufstall antreffen. „Wir müssen auch gleich schon los, danke nochmal, dass ihr auf unseren Liebling aufpasst", bedankt sie sich erneut, worauf wir alle noch kurz was besprechen und die Eltern von Simon dann wegfahren.

„Was sollen wir jetzt machen?", fragt Jamie unsicher uns setzt sich auf die Couch. „Mit Simon spielen?", hinterfrage ich schmunzelnd und betrete den Laufstall von Simon. Auch ein wenig nervös, setze ich mich auf den Boden und halte meine Arme auf, wo Simon glucksend reinrennt und mich umarmt. Ich bin froh, dass er nicht fremdelt und Angst vor uns hat. Das würde alles anstrengender machen. „Na du, wollen wir was spielen, hm?", rede ich mit dem kleinen und setze ihn vor mir auf den Boden ab. Kurz schaue ich um mich und finde dann Holzklötzchen, die ich Simon in die Hand gebe und die er direkt ablutscht. „Schmeckt das?", frage ich belustigt und nehme es ihm dann doch wieder aus der Hand und baue vor ihm einen Turm. Kurz nachdem ich sieben Klötzchen aufeinander gestapelt habe, schmeißt er den Turm um, was er lustig findet und anfängt zu lachen. Von Jamie höre ich ebenfalls ein tiefes Lachen. „Hör auf zu lachen und helfe mir lieber ihn zu bespaßen", wendet ich mich schmunzelnd zu Jamie. „Ich schaue euch erstmal noch zu", schüttelt er lächelnd den Kopf, was mich nicken lässt und ich Simon weiter zum Lachen bringe. Das Ganze geht eine halbe Stunde lang, ehe ich aufstehe und Simon sich an meinem Bein festhält. „So, mein Kleiner. Du gehst jetzt mal schön zu Onkel Jamie, denn ich muss mal auf die Toilette", wende ich mich zu ihm und hebe ihn hoch, um ihn Jamie in die Hände zu drücken. „Lass mich nicht alleine", bittet mich Jamie und schaut mich unsicher an. „Du schaffst das schon. Ich bin gleich wieder da", rede ich zuversichtlich auf ihn ein und verschwinde dann auf der Toilette. Gerade als ich wieder aus dem Bad rauskomme, höre ich, dass Simon weint, weswegen ich meine Schritte verschnellere.

„Er hat einfach angefangen zu weinen", sehe ich Jamie im Wohnzimmer stehen, mit Simon umständlich im Arm. Lachend laufe ich auf die beiden zu und nehme ihm Simon ab und nehme ihn richtig, sodass ich ihn gut festhalten kann. Da er allerdings immer noch weint, schaue ich Jamie ratlos an. „Vielleicht hat er Hunger? Oder muss mal gewickelt werden?", überlegt Jamie unwissend und schaut sich im Zimmer um. „Denn um ehrlich zu sein, riecht es danach, als hätte er gerade sein Geschäft erledigt", hängt er dran. „Dann wickeln wir ihn", nicke ich und laufe mit Jamie in das Kinderzimmer, wo der Wickeltisch steht. Vorsichtig lege ich Simon ab und verschaffe mir erstmal einen Durchblick, wobei mir Jamie eine Windel hinhält. „Warum soll ich das machen?", hinterfrage ich und schaue auf seine Hand. „Weil du scheinst, als hättest du Ahnung", meint er darauf und klingt davon sehr überzeugt. „Du bist genauso sein Babysitter. Wir spielen Schnick-Schnack-Schnuck", schüttle ich mit dem Kopf. Jamie und ich spielen darauf drei Runden Schnick-Schnack-Schnuck, wo ich natürlich gewinne. Ich gewinne immer in diesem Spiel, deswegen schlage ich es auch immer vor zu spielen. „Das ist unfair. Du gewinnst immer", schmollt Jamie, fängt dann aber an Simon zu wickeln. Währenddessen schaue ich ihm zu und gebe ihm ein paar Tipps. Fertig ziehen wir Simon wieder an und ich nehme ihn wieder auf meinen Arm. Mittlerweile weint er nicht mehr so stark, aber hat auch noch nicht vollends aufgehört. „Vielleicht hat er noch Hunger?", hinterfragt Jamie, worauf wir auch noch in die Küche gehen und eine Flasche für ihn vorbereiten, die wir ihm dann zusammen geben. Während Simon in meinem Arm, wie ein kleines neugeborenes Baby, liegt, hält Jamie ihm die Flasche in den Mund, worauf Simon anfängt zu trinken. Danach macht er noch bei mir sein Bäuerchen und ich setze ihn wieder in seinen Laufstall, wo Jamie dieses Mal mit ihm spielt und ich ihm beobachte. Ein paar Minuten später scheint Simon aber müde zu sein, weswegen wir ihn in sein Bettchen legen, damit er einen Mittagsschlaf machen kann.

Jamie und ich lassen uns darauf ein wenig erschöpft auf die Couch fallen und genießen einfach mal die stillen Minuten, bis Jamie plötzlich meine Hand in seine nimmt. Direkt öffne ich meine Augen und drehe meinen Kopf zu ihm. Ohne was zu sagen beugt er sich einfach vor und küsst mich. Erst ist der Kuss ganz sanft und kaum drängend, bis er auf einmal von beiden Seiten aus leidenschaftlicher wird. Wenig darüber nachdenkend, was passieren könnte, lasse ich mich von ihm auf seinen Schoß ziehen. Leicht fährt er mit seiner Zunge über meine Unterlippe, worauf ich meinen Mund leicht öffne. Bestimmend, aber dennoch zurückhalten, schiebt Jamie sein Zunge in meine, was ein komisches und neues Gefühl ist. Ich würde nicht sagen, dass ich das nicht mag, aber es ist auf jeden Fall gewöhnungsbedürftig. Von Sekunde zu Sekunde werde ich auch sicherer, weswegen ich einen Kampf mit meiner und seiner Zunge starte, den er letztlich gewinnt und dabei kurz lächelt. Schwer atmend lösen wir uns wieder von einander und schauen uns intensiv an.

„Das war...wow", kommt es noch schwer atmend von Jamie, worauf ich nicke, aber von seinem Schoß runter gehe, da mir das unangenehm wird und ich sowas auch noch nie gemacht habe. Mit wem auch? Ich habe mein ganzes Leben darauf gewartet, dass Jamie mich küsst und jetzt haben wir sogar schon miteinander rumgemacht. Ich habe quasi mein ganzes Leben lang auf diesen Moment hier gewartet und dabei weiß ich nicht mal, was wir jetzt sind. „Jamie? Was ist das zwischen uns? Was sind wir jetzt? Beste Freunde? Freunde mit gewissen Vorzügen? Oder doch was anderes?", traue ich mich deswegen zu fragen und wendet dabei meinen Blick auf die Couch. „Beste Freunde sind wir seitdem Zeitpunkt, wo wir uns geküsst haben, schon nicht mehr. Und ich will nicht, dass wir nur Freunde mit gewissen Vorzügen sind. Das passt nicht zu uns. Ich möchte mit dir zusammen sein, all die kitschigen und romantischen Dinge tun und dich lieben, weil ich es tue. Seit letztem Jahr bin ich unglaublich in dich verschossen und es hat sich im Winter nie gebessert. Ständig habe ich an dich gedacht und wie es die wohl geht. Und weil ich auf einmal richtig schüchtern geworden bin, habe ich mich nicht getraut dir etwas zu schreiben. Aber es ist doch kein Wunder, dass ich mich in dich verliebt habe. Wir haben unglaublich viele Sachen zusammen erlebt, die uns zusammengeschweißt haben. Letzten Sommer, wo wir die Mädels gesucht haben, vor letzten Sommer, wo ich mir mein Handgelenk gebrochen habe und du ständig für mich da warst. Und verbindet so viel. Wir haben ein richtig dickes und rotes Band, was uns verbindet. Dick, weil wir uns schon seit Jahren kennen und rot, weil es voller Liebe ist. Ich hätte niemals gedacht, dass es darauf hinausläuft, aber so ist es. Ich habe mich in dich und all deine wunderschönen kleinen Macken verliebt. Zuhause habe ich sogar angefangen erst das Müsli in die Schüssel zu schütten, weil du das auch so machst und ich dachte, ich wäre dir so näher. Ich liebe deine blauen Augen, die mich jedes Mal aufs Neue an den Ozean erinnern. So ruhig, aber auch so wunderschön und wild. Ich liebe deine kleine Stupsnase und deine Grübchen, wenn du lachst. Das ist mit Abstand das schönste, was ich je gesehen habe. Ich liebe dein Lächeln und dein Lachen und will dich am liebsten immer dazu bringen, es zu zeigen. Ich liebe deine Art und Weise, wie du mit Dingen umgehst und sie bewältigst. Ich liebe deinen Charakter, deine offene und herzliche Art, deine ruhige und deine verrückte und wilde Seite. Kurz gesagt, ich liebe dich. Also, Taleiah Müller, willst du meine Freundin sein?", antwortet Jamie darauf und nimmt meine Hand in seine, wodurch ich ihn wieder anschaue. Lächelnd weiß ich gar nicht, was ich darauf sagen soll. Seit gefühlten Jahren warte ich auf diesen Moment und habe ihn mir bestimmt tausendmal ausgemalt, wie er sein wird. Aber das der Moment so schön und elektrisierend ist, hätte ich in meinen kühnsten Träumen nicht gedacht. Fast schon kommen mir die Tränen, weil es wirklich süß war, was Jamie über mich gesagt hat. „Ja, natürlich will ich deine Freundin sein", nicke ich lachend und schnell, ehe ich Jamie stürmisch umarme, womit er so plötzlich nicht gerechnet hat, mich dann aber fest in seine Arme zieht, sodass ich auf ihn drauf falle. Und so liegen wir hier auf der Couch. Ineinander verschlungen und einfach glücklich.

-Emma 

Der Sommer meiner TräumeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt