Wiedergutmachung

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Gegen 16 Uhr mache ich mich dann wieder auf den Weg zurück nach Hause, wo ich auf alle antreffe, da sie anscheinend mittlerweile wieder da sind. „Ich dachte, dass du nur was holen wolltest", begrüßt mich meine Schwester sofort und schaut mich misstrauisch an. „Ich hatte dann keine Lust mehr nochmal zu kommen und war dann bis eben am Tierpark", zucke ich mit meinen Schultern und laufe weiter in die Küche, wo ich mir eine Flasche stilles Wasser raushole. „Wusstest du, dass stilles Wasser viel gesünder ist, als Sprudelwasser?", fragt mich Leon, der ebenfalls in der Küche steht. Warum auch immer- „Ja Leon, dass weiß ich in der Tat", nicke ich und öffne meine Flasche. „Trinkst du das deshalb? Die Mädchen in deinem Alter machen doch alle eine Diät, um uns Jungs zu gefallen. Gut, aber wem solltest du schon gefallen?", lacht er leicht. Ich weiß, dass er es nicht böse meint, er nur nicht groß nachdenkt und es seinem Verhalten geschuldet ist, aber diese Aussage regt mich auf. „Erstens trinke ich seit vielen Jahren schon immer lieber stilles Wasser anstatt Sprudel Wasser. Zweitens machen Mädchen in meinem Alter keine Diät, sie werden durch solche Kommentare wie von dir, Magersüchtig oder bekommen eine andere Esssucht. Und das ist weder lustig, noch sollte man darüber stolz sein. Denn falls du es nicht weißt, aber durch eine Magersucht kann man sterben, Leon. Und drittens ist es ziemlich gewagt sowas zu mir zu sagen, wenn du neben mir schläfst", gebe ich schlicht von mir. „Cill mal, ich meinte das ja gar nicht böse. Du brauchst nicht gleich so zu übertreiben", kommt es herabschauend von ihm, wodurch ich nur enttäuscht meinen Kopf schüttle und aus der Küche gehen. Soll er doch bleiben, wo der Pfeffer wächst.

Auf dem Weg in mein Zimmer kommt mir Jamie entgegen, der mich wieder entschuldigend anlächelt und mir einen Zettel hinhält. Etwas verwirrt nehme ich den karierten Zettel entgegen und erkenne, dass dort mein Name, mit einem Herz, zu sehen ist. Kurz lächle ich ihn ein wenig erzwungen an und laufe weiter in mein Zimmer, wo ich mich auf mein Bett werfe. Neugierig, was auf den Zettel wohl steht, entfalte ich ihn und fange an zu lesen.


Deine Augen, so leuchtend wild wie der Ozean. Deine Haare, so karamellig wie Karamellbonbons. Deine Lippen, so Rot wie Kirschen und so sinnlich wie von einem Engel. Dein Charakter, so vielfältig und einzigartig wie die Sterne. Und dein Herz, so groß und warmherzig wie ein offenes loderndes Feuer. Kurz gesagt, ich liebe dich und du bist das Beste, was mir je passiert ist.

Komm morgen um 10 Uhr zum Parkplatz am Supermarkt. Ich will mich bei dir ordentlich entschuldigen, wie du es verdient hast. Creme dich schon mit Sonnencreme ein. Wo es hingeht? Lass dich überraschen. Ich liebe dich, dein Jamie.

PS: Es ist okay, wenn du mich Jeremiah nennst. Aus deinem Mund finde ich es nicht schlimm. Alles, was von dir kommt klingt schön.


Verliebt lächelnd, aber immer noch ein wenig nachtragend, freue ich mich über Jamies romantischen Brief. Wie ein verliebter Teenager, was ich definitiv bin, drücke ich den Zettel ganz fest auf meine Brust, wo mein Herz liegt. Sowas hat noch nie ein Junge für mich gemacht und das Jamie mir diesen Brief geschrieben hat, ,acht das alles um 1000x schöner. Als kleines Kind habe ich davon schon immer geträumt und oft davon geredet. Jamie hat es sich wahrscheinlich gemerkt und wollte mir damit eine Freude machen. Bis zum Abendessen bewege ich mich kein Stück und ärgere mich einerseits über meinen Bruder und überlege anderseits was Jamie morgen vor hat.

Pünktlich um 10 Uhr stehe ich auf dem Parkplatz des Supermarktes und sehe Jamie auf einem Blumenbeet aus Steig sitzen. Als er mich sieht, steht er direkt auf und läuft auf mich zu. Voreinander stehend wissen wir beide nicht, was wir machen sollen, weswegen ich ihn letztlich einfach umarme. „Bist du bereit?", fragt er mich und klingt dabei ein wenig geheimnisvoll. Zögerlich nicke ich, worauf Jamie vorsichtig meine Hand in seine nimmt und mich dabei prüfend anschaut, ob ich damit einverstanden bin, dass wir uns an den Händen halten. Da ich den Körperkontakt nicht schlimm finde, lächle ich ihn leicht an, worauf er mich mit zum Blumenbeet zieht und sich dich zwei Taschen um die Schultern hängt. Gemeinsam laufen wir darauf zur Promenade und bleiben an einer kleinen Anlegerstelle stehen. „Was machen wir hier, Jamie? Ich dachte, ihr habt euer Boot vor ein paar Jahren verkauft?", hinterfrage ich, da ich nicht weiß, was wir hier machen. „Ja, das haben wir. Aber ich habe den damaligen Käufer gefragt, ob wir das Boot für den Tag ausleihen können und da er damals das Boot für nur 2500 Franken bekommen hat, obwohl das Boot noch in einem perfekten Zustand war, müssen wir dafür auch nichts bezahlen", erklärt er mir und macht den Regenschutz des kleinen Motorbootes ab. Als er dies geschafft hat, legt er es neben hin und stellt die zwei Taschen in das Boot und steigt ein. Auffordernd hält er mich lächelnd die Hand hin, welche ich schmunzelnd ergreife und mich von ihm auf das Boot ziehen lasse. „Und du darfst das fahren? Seit wann hast du einen Bootsführerschein?", hinterfrage ich noch misstrauisch und setze mich auf die Sitzbank, die das Boot hat. „Ich habe in München einen Bootsführerschein gemacht, vertraut mir. Ich weiß, wie man ein Boot lenkt", lächelt er mich an und kramt irgendwas herum. „Ich vertraue dir, keine Frage. Ich wollte nur fragen, ob wie am Ende des Tages vielleicht bei der Polizei sitzen oder doch wieder zuhause", lache ich und schaue Jamie dabei zu, wie er den Motor zum Laufen bringt. Als er es geschafft hat, schaut er erleichtert und fröhlich und lenkt uns aus der kleinen Bucht heraus.

„Also, was machen wir?", frage ich ihn neugierig, während wir schon mitten auf dem See sind. „Lass dich einfach überraschen", lächelt mich Jamie an und fährt etwas an den Rand, wo aber bestimmt noch zehn bis fünfzehn Meter zwischen dem Ufer und uns sind. Mein Freund stellt den Motor wieder ab und läuft zwei Schritte zurück, wo er fast vor mir steht und sich mir gegenüber, auf die andere Sitzbank, setzt. Aus den zwei Taschen holt er was zu Trinken für uns beide und Essen heraus, was er auf den eingebauten Tisch zwischen uns stellt. Lächelnd lasse ich meinen Blick darüber schweifen. Erdbeeren mit Schokolade an der Spitze, Nektarinen, Brötchen, Salamisticks und Käse für die Brötchen, meine Lieblingsschokolade und kleine Brezelchen, sowie zwei kleine Flaschen Wasser und zwei Flaschen Limo. „Ich wusste nicht, was du trinken willst, deswegen habe ich einfach mal beides gekauft", erklärt er mir, was mich leicht lächelnd nicken lässt und ich mir erstmal eine Flasche Limo nehme. Kitschig hält Jamie mir eine Erdbeere vor den Mund, die ich schmunzelnd abbeiße und esse. „Schmeckts?", fragt er mich belustigt, worauf ich lachend meine Daumen hochhalte und nicke. „Ich liebe Erdbeeren mit Schoko", bestätige ich ihm. „Ich weiß, deswegen habe ich es ja gekauft", grinst er mich an und schiebt sich auch eine Erdbeere in den Mund. Während wir essen, unterhalten wir uns nicht viel, weil keiner so richtig weiß, was man sagen soll oder welches Thema wir aufgreifen wollen. Irgendwie fühle ich mich auf einmal total unsicher. Nicht, weil ich mich bei ihm nicht wohlfühle, eher, weil ich das zwischen uns wieder hinbekommen will und die Situation neu für mich ist. „Hast du noch Sonnencreme dabei? Wenn wir den ganzen Tag auf dem See rumfahren, dann muss ich mich definitiv nachcremen. Sonst werde ich so rot wie die Erdbeeren vor uns", breche ich deswegen die Stille zwischen uns, die mich nur noch nervöser gemacht hat. „Klar. Schau mal da in der Kiste nach. Da habe ich gestern noch ein paar Sachen reingetan, damit ich die heute nicht mitschleppen muss. Da müssten auch Handtücher und Badesachen von uns drinnen sein. Ich habe mir einfach zwei deiner Bikinis von der Wäscheleine geklaut. Ich hoffe, das war okay", erklärt er mir und zeigt auf eine silberne Kiste, die am Ende des Bootes, also unmittelbar in unserer Nähe, ist. „Natürlich war das okay", lächle ich ihn an und rutsche ein wenig zur Seite, um an die Kiste dranzukommen. Dort suche ich nach der Sonnencreme, damit ich mich nochmal eincremen kann, was ich eventuell heute Morgen auch vergessen habe, weil ich so aufgeregt war. „Willst du mir immer noch nicht erzählen, was wir noch machen?", versuche ich nochmal, etwas aus Jamie herauszubekommen. „So wie ich dich kenne, wirst du mich das den ganzen Tag noch fragen. Ich dachte mir, dass wir noch ein bisschen hier bleiben und vielleicht etwas im Wasser schwimmen können und danach nach Interlaken fahren, wo wir ein bisschen shoppen gehen, was du so gerne machst. Und danach habe ich einen Tisch in einem Resteraunt gemietet, wo wir noch zusammen essen können, ehe mir wieder nach Hause fahren", rückt er mit der Sprache raus. „Das klingt toll", lächle ich ihn verliebt an und mache danach die Sonnencreme auf, um mich einzucremen. Jamie schaut mir dabei die ganze Zeit zu, was mich wie ein Idiot lächeln lässt und ich Tausend Schmetterlinge in meinem Bauch spüre.

Da ich einen kurzen Rock anhabe, tausche ich meine Unterhose schnell mit meiner Bikinihose und ziehe mir unterm T-Shirt mein Bikinioberteil an, wo Jamie extra nicht hinschaut, was ich extrem süß finde. Fertig angezogen ziehe ich mein Shirt aus. „Kannst du mir vielleicht meinen Rücken eincremen, Jamie?", frage ich ihn bittend, worauf er selbstverständlich nickt und aufsteht, nur um sich neben mich zu setzen. Schnell drehe ich ihm meinen Rücken zu und halte meine Haare hoch, damit diese nicht voller Sonnencreme werden. Als ich Jamies warmen und großen Hände auf meinem Rücken spüre, bekomme ich Gänsehaut und höre kurz auf zu atmen, da es sich wirklich gut anfühlt, Jamies Hände auf meinem Rücken zu spüren. Vorsichtig, aber mit leichtem Druck, cremt er meinen Rücken ein und fährt mir dabei auch leicht über meine Seiten, was mich innehalten lässt und sich einfach nur gut anfühlt. 

-Emma

Der Sommer meiner TräumeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt