Noah

Teil 6 | Ablenkung

„Nur wenn du etwas mehr kochst und auch etwas isst.", ich schaue ihm in die Augen und warte auf eine Reaktion. „Mach ich.", sagt er und läuft in die Küche.
Ich mache es ihm nach und setze mich auf die Küchentheke.
Beschämt schaue ich auf den Boden. Ich habe nichts zu sagen. Was soll ich sagen?
„Wo sind die Anderen?", platzt es aus mir heraus. Vielleicht kommen wir ja so in's Gespräch. „Arbeiten.", er bleibt kurz und trocken. „Wie? So spät?", frage ich dumm nach.
„Ja."
„Okay...", murmle ich

Schnell gehe ich von der Theke herunter und verliere sogleich mein Gleichgewicht. Ich stütze mich mit beiden Händen ab und richte mich langsam auf.
„Du musst aufpassen. Du darfst nicht so schnelle Bewegungen machen.", sagt er, schaut mich kurz an und kocht dann weiter.
„Gut, darf ich dann jetzt in's Zimmer?"
Er dreht sich langsam um und nickt.

Müde lege ich mich auf das Bett. Ich fühle mich so richtig schlecht.
Mein ganzer Körper tut weh. Ich bin - mal wieder voll mit blauen Flecken.
Chronisch fühle ich mich leer und tot.
Ich spüre einen starken Schmerz der durch meinen Körper zieht und zische,"Scheiße!", ich krümme mich zusammen und halte mir an den Magen.

„Was ist los?", fragt Noah und hebt 2 volle Teller mit Nudeln und Tomatensoße auf beiden Händen. „Schmerzen.", ich richte mich auf, setze mich mit einem Schneidersitz auf's Bett und lasse Noah ein wenig Platz.
Er setzt sich hin, reicht mir einen Teller mit einer Gabel und wir essen in Ruhe.

Ich habe mich dazu gezwungen zu essen, da ich immer noch nicht viel Hunger habe.
Wir stellen unsere leeren Teller ab und sitzen stillschweigend auf dem Bett.
„Können wir eventuell spazieren gehen?", frage ich ruhig.
„Nein.", sagt er kalt und schaut aus dem Fenster. „Warum?", frage ich nach. „Darum.", antwortet er und meidet Blickkontakt.
„Das ist kein Grund, also warum?", frage ich ein wenig lauter nach.
„Weil ich das so sage und du auf mich hören sollst!", sagt er lauter und schaut mir herzlos in die Augen.
Es hat mich ein wenig eingeschüchtert, also musste ich kurz aufschrecken.
„Wer sagt, dass ich dir gehorchen muss?", ich richte mich auf und schau ihm weiter in die Augen. „Weil..", er hält Inne, „Ich es sage."
Ich lache auf,"Nein, mir wird hier nichts gesagt! Wo sind wir überhaupt? Was ist mit euch los? Von wo kennt ihr Elias und sagt nicht vom Internet!
Ich erkenne es, wenn man mich anlügt. Ich bin kein Kind!"
Sein Blick wird düster,"Sei dankbar! Wir haben dich gerettet, du warst eine Sekunde davor zu sterben! Dein erster Kokainkonsum nach Monaten und auch noch eine Überdosis! Außerdem bist du klein, denkst du du kannst dann viel einnehmen? Was hast du dir gedacht?! Wir passen hier auf dich auf, ackern unseren Arsch ab, damit du keine Probleme mehr hast und das einzige was du machst ist dich beschweren! Komm auf dein Leben klar, und wenn du mal eingeweiht werden möchtest, dann verhalte dich nicht wie ein Kind!"

Geschockt von den Worten stehe ich abrupt auf und laufe aus dem Zimmer raus.
Was denkt sich dieser Typ eigentlich? Dass er mit jedem reden kann, wie er möchte? Es ist unfair.

Ich gebe es ungerne zu, aber seine Worte haben mich tief verletzt, den Schmerz habe ich tief in meinem Magen gespürt.
Ich möchte hier raus.
Wo ist Elias?
Ich schaue mich im Wohnzimmer um und sehe eine Tür.
Wahrscheinlich für einen Balkon.
Ich mache sie auf und mir kommt ein kalter, angenehmer Wind entgegen.
Das brauche ich jetzt.
Ich gehe raus, mache die Türe hinter mir zu und schaue raus.
Es ist dunkel und man sieht von hieraus LA.
Ich schaue nach unten.
Woah.
Diese Wohnung ist ganz oben vom Gebäude. Ich schaue mir die Aussicht an, doch meine Augen richten sich auf den Tisch. Dort liegt eine blaue Zigarettenpackung.
Ich mache sie auf, nehme mir eine Zigarette hinaus, zünde sie an und rauche langsam.

Ich weiß nicht wie lange ich jetzt schon hier bin, aber ich habe mich jetzt beruhigt.
Gerade möchte ich mich umdrehen und reinlaufen, bis Noah jetzt auch nach draußen geht.
Er nimmt sich lautlos eine Zigarette, zündet sie an und raucht.
Er stellt sich neben mich hin.