Teil 14 | Die Lüge

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„Mein Vater hat mir immer gesagt, man solle nicht über solche Dinge prahlen", haut jemand raus.
Einige kichern,"Und du hörst noch auf deinen Vater?"
„Es stimmt aber.", sagt jemand anderes.
Langsam senken sich meine Augen und ich fokussiere mich nicht mehr.
Mein Vater.
Es gibt nur wenige Dinge, die er mir gesagt hat und selbst die kann ich nicht mal in meinem Gedächtnis hervorrufen.
Es ist schade, um ehrlich zusein.
Das ist es wirklich.
Das klingt zwar sehr klischeehaft - aber es ist wahr, denn mein Vater war nie da.
Meine Mutter musste zwei Menschen gleichzeitig sein.
Die Mutter und der Vater ihrer Kinder.
Und das war bestimmt nicht leicht.
Natürlich war es nicht. Wenn dein Mann nur auf Geschäftsreisen ist und weder dich noch deine Kinder oft sieht, dann macht das einen fertig.
Aber nicht gehört oder gesehen zu werden, das war heftig.
Ich weiß nicht wie es ist mit einem Mann aufzuwachsen.
Es ist traurig, das weiß ich auch.
Ich kralle mich an gute Erinnerungen mit ihm fest.
Als wir beispielsweise im Auto saßen vor zwei Jahren und irgendwelche Lieder gesungen haben.
Als wir neue Energy Drinks ausprobiert haben oder einfach über irgendwelche Sachen geredet haben.
Aber es war seine Entscheidung.
Seit ungefähr einem Jahr ist er nicht mehr so richtig anwesend und es ist seine Schuld.
„Sarah, Sarah, hörst du zu?", schnipst jemand vor meinen Augen.
Ich blinzele ganz schnell und schüttele meinen Kopf leicht.
„Ja, sorry, ich war in Gedanken vertieft. Wo waren wir?"

„Anisa ist dran.", sagt Travis.
Ich nicke, schaue in ihre Richtung.
„Noch nie habe ich..."
Und plötzlich geht der Feueralarm los und die Sprinkler, die komischerweise in jedem Zimmer sind gehen an.
„Scheiße! Warum sind hier Sprinkler im Zimmer?", schreit jemand und hebt ihre Tasche über ihren Kopf.
„Das Haus ist riesig, deshalb!"
„Komm wir müssen raus!", schreit Kyle in meine Richtung, packt mich an meinem Handgelenk und zieht mich mit einer beschützerischen Haltung aus dem Raum.
Ich stolpere ihm hinterher, bis wir wieder im großen Wohnzimmer sind und bleibe abrupt stehen.
Der Raum ist voll mit Leuten, die nicht wissen wohin und dennoch sehe ich Noah.
Egal wo wir sind, er wird immer herausstechen.
„Wohin?!", schreit Kyle in mein Ohr.
Anisa, Travis und der Rest der Leute stehen hinter uns und abrupt wir das Licht ausgeschaltet.
Wir werden mit wasserfestem Bodypaint von allen Seiten abgesprüht und ich weiß nicht was ich machen soll.
Was soll das alles hier? Ich glaube ich bin im falschen Film.

„LED Party!", schreit jemand durch das Haus und Phonk-Music wird abgespielt.
Kyle zieht mich mit beiden Händen zu sich.
„Damit ich dich nicht verliere!", schreit er in mein Ohr, während die Leute um uns herum tanzen.

Meine Augen sind jedoch nur auf Noah, den ich durch seine grellen LED-Farben am Körper und im Gesicht erkenne.
Er schaut mich mit einem eher aggressiven Gesichtsausdruck an, oder eher, Eifersucht?
Bilde ich mir das hier ein?
Er bleibt dort stehen und starrt Kyle und mich an.
Ich atme tief ein und aus und starre zurück.
Irgendwann dreht Kyle meinen Kopf zu sich und lächelt mich an.

Wie zum Fick hat man das geplant? Oder eher, wer hat diese Party geplant? Anisa kann das nie gewesen sein.
Kyle zieht mich an meiner Hüfte noch näher zu sich, obwohl mir das überhaupt nicht gefällt.
Der Raum ist voll mit Gerüchen von Weed und irgendwann hatten sie eine Wirkung auf mich.
So wenig wie ich das bemerkt habe, sind auch die Sprinkler irgendwann ausgegangen.
Alle Leute tanzen hier und es ist absolut eng.
Ich spüre den Körper der anderen gegen meinen und werde regelrecht an Kyle gequetscht, der dies aber nicht zu hassen scheint.
Wohl eher im Gegenteil, er genießt diese intime Lage sehr.
Ich nicht.
Und wie als hätte jemand meinen Wunsch erhört werde ich von einer starken Hand weggezogen.
„Ich klatsche ab!", schreit jemand zu Kyle.
Und dieser jemand ist nicht nur ein komischer Typ, sondern Noah.
„Hast du eine Ahnung was hier passiert?", lache ich zu ihm und er schüttelt seinen Kopf.
„Der große Noah hat auch keine Ahnung dieses Mal!", macht er sich lustig.
„Entschuldige?"
„Entschuldigung angenommen.", flüstert er in mein Ohr, indem er sich bückt und eine Strähne meiner nassen Locke hinter mein Ohr legt.
Er zieht mich näher an ihn ran.

NoahWo Geschichten leben. Entdecke jetzt