Noah

Teil 7 | Elias

Ich verstumme und halte meinen Atem an.
„Alles gut, Sarah?", ruft David aus dem Wohnzimmer.
Ich ignoriere ihn und konzentriere mich auf Noahs Stimme.
„Höre mir gut zu.", Noah atmet tief ein, „Elias ist im Krankenhaus."
„Was...Warum?", meine Stimme ist brüchig.
„Ich kann dir das am Telefon nicht...-"
„Du erzählst mir das jetzt.", unterbreche ich ihn.
Noah seufzt hörbar und überlegt sich seine nächsten Wörter genau.
„Es gab ein Problem, die Details solltest du nicht wissen. Elias wurde mit...jemand anderem vertauscht und trägt dafür die Konsequenzen..."
„Geht es ihm gut...?", frage ich leise.
„Sarah, er ist im Koma."
Das Glas fällt mir aus der Hand.
David rennt in die Küche, schaut mich an und räumt die Scherben sofort auf.
„Sarah, was ist los?", fragt er mich besorgt.
Mit kullern still die Tränen hinunter.
„Sarah...", sagt Noah bemitleidet.
„Ich komme zu euch."
„Nein!"
„Auf keinen Fall, Sarah, es ist nicht sicher!", ruft er in's Telefon.
„Denkst du, dass mich das interessiert?!", ich atme tief ein,"Mein Bruder ist im Krankenhaus und ich soll hier auf einen nie-kommenden Anruf von dir warten? Was erwartest du von mir? Warum denkst du nie an meine Gefühle!?", schreie ich in's Telefon.

„Sarah, bitte beruhige dich, ich...ich denke doch nur....", er unterbricht sich selber,"Komm in zwei Wochen, dann hast du Ferien und du kannst hier länger bleiben."
Ich verstumme und überlege mir meine Antwort.
„Gut, in zwei Wochen, aber ich möchte jeden Tag mindestens eine Nachricht von euch."
„Versprochen...", antwortet Noah leise,"...Bitte pass auf dich auf."
Noah legt abrupt auf und ich schaue fassungslos David an, der wohl vieles verstanden hat und aufsteht, um mich zu umarmen.
Bevor er seine Arme um mich schlingen kann drücke ich ihn weg und laufe aus dem Zimmer heraus.

„Sarah, du brauchst jetzt jemanden! Bitte lass deine Wände fallen.", ruft er aus der Küche.
„Ich muss jetzt alleine sein.", sage ich nur, nehme meine Wertsachen und laufe nach Hause.
Den letzten, den ich jetzt brauche ist David.

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In diesen langen zwei Wochen habe ich mit fast keinem außer Anisa und Travis geredet.
Ich habe Davids Nachrichten und Anrufe ignoriert, weil ich einfach keine Energie hatte, mit ihm zu reden.
Ich trage meinen Koffer in mein Auto rein, der mir von meiner Mutter geschenkt wurde, und schließe den Kofferraum.
Tief atme ich durch, schaue mein Haus an und steige in mein Auto ein.
Endlich kann ich Elias sehen.
Ich habe die Wochen gezählt, dann die Tage und jetzt die Stunden.
Bald werde ich Elias sehen.

Während der ganzen Fahrt habe ich mir Vorwürfe gemacht.
Ich habe geweint, bin sauer geworden und habe versucht mich Musik abzulenken, das hat aber nicht so gut funktioniert.
Langsam biege ich in das kleine Vorort von LA und lasse mein Auto von meinem Navi leiten.
Nur noch wenige Meter...
Ich habe mir überlegt was ich machen oder sagen soll, doch mir kam nichts, rein gar nichts, in den Kopf.

Sie haben ihr Ziel erreicht.

Ich schaue das Haus vor mir an während ich meinen Koffer heraushole.
Es ist ganz anders als das in Bleaksville, eher moderner und nicht so gruselig würde ich sagen.
Man könnte kaum glauben, dass dort Dracula
- Noah - höchstpersönlich wohnt.

Sarah, erinnere dich: Atmen.
Ich stelle mich vor die Türe und klingele mit zittrigen Händen.
Es ist komisch sie nach Wochen wieder zu sehen...
Keiner macht auf. Wieder klingele ich.

Ich spiele mit meinen Händen und starre erwartungsvoll an die schwarze Türe.

Endlich höre ich, dass ein Schloss geöffnet wird und kurz daraufhin sehe ich Alex auf der anderen Seite.

Er lächelt mich bemitleidet an und nimmt mich in die Arme.
„Wir wussten nicht, dass du so schnell da bist. Es ist mitten in der Nacht.", sagt er leise.
„Ich konnte nicht warten.", ich murmle und lege meinen Kopf auf seiner Schulter.
„Die meisten schlafen.", flüstert er.
Ich nicke und löse mich von ihm.
Er schließt die Tür leise, nachdem er zwei mal hin und her geschaut hat.
„Also, wie geht es dir...?", fragt er mich vorsichtig.