Teil 16 | Jannik

5 2 0
                                    

Er macht den Lichtschalter links von mir an, um mich besser sehen zu können.
„Dann reden wir.", er setzt sich auf das Bett mit gespreizten Beinen hin und kreuzt seine Finger ineinander.
Ich blinzele mehrmals aufgrund des grellen Lichtes und mustere ihn.
Mein Kinn klappt nach unten.
„Dein Gesicht ist ja voller blauer Flecke."
Ich mache einen Schritt vorwärts, doch halte wieder an.
Er antwortet nicht.
„Wer war das?"
„Als wenn du das nicht schon erraten könntest."
„Was?", frage ich dumm nach.
„Wie 'Was?' dein ‚Lover' war das.", sein Gesichtsausdruck bleibt kalt und gefühllos.
„Was für ein Lover? Über was redest du?"
„Kyle."
Ich klatsche mir innerlich auf die Stirn.
Das habe ich ja komplett vergessen, die kleine Lüge.
„Es ist nicht so wie du...", er unterbricht mich und beendet meinen Satz,"...denkst? Wie ist es dann? Ich denke, du hast es mir klar und deutlich am Pool vermittelt."
„Nein...", ich schüttele meinen Kopf,"...ich habe gelogen."
Er schnalzt leicht mit der Zunge und schaut weg,"Klar hast du das."
Kurz überlege ich was ich sagen soll, doch dann platzt es aus mir heraus:"Also, wenn ich du wäre, dann hätte ich ja gar kein Recht mich jetzt so zu verhalten. Ich existiere praktisch für dich überhaupt nicht, nicht einmal ansehen darf ich dich, aber wenn dich dann irgendeine Bitch so anfasst, dann ist das natürlich okay. Ah, ich verstehe schon."
Schockiert von meinen eigenen Wörtern starre ich ihn an.
„Du verstehst es nicht."
„Wie immer.", lache ich sarkastisch auf.

„Ich dachte, du wolltest reden - nicht streiten?"
„Du machst es nur unmöglich normal zu reden. Weißt du, wie normale Menschen.", ich verschränke meine Arme als eine Art Schutz vor meiner Brust zusammen.
Noah schaut langsam hinauf, seine Strähnen fliegen ihm vor's Gesicht und er starrt mir in die Seele.
Ich atme tief durch,"Kannst du aufhören mich immer so...anzustarren?"
Er reagiert nicht.
Toll.

Ich glaube, ich muss euch nicht erklären, was sein Blick in mir auslöst.
Meine Knie werden ganz weich, meine Hände werden schwitzig und ich weiß - wie immer - nicht was ich zu ihm sagen soll.

„Weshalb habt ihr euch gestritten?"
„Warum möchtest du das wissen, Sarah?", er mustert meine Klamotten und erst jetzt bemerke ich, dass ich in meinem kurzen und engen Top, sowie meine kurzen Shorts vor ihm stehe.
Tolles Erscheinen, Sarah.
Man sieht gerade bestimmt deine Hängetitten und die Nippelchen zugleich.
Perfekt durchdacht.
„Du bist verletzt."
„Das nennst du verletzt?", er lacht empört.
„Du nicht?"
„Das sind ein paar Kratzer."
„Nach ein paar Kratzer sieht das nicht aus."
Er stöhnt genervt auf:"Kyle ist auf mich losgegangen, zufrieden?"
Ich runzle meine Stirn.
„Wie? Warum?"
Ich setze mich langsam auf den Boden hin während Noah meine Bewegungen mustert.
„Er denkt, dass ich etwas mit seiner Ex hatte."
„Und?"
Mein Blick schreit 'Hattest du was mit ihr?' doch ich spreche es nicht aus.

Noah legt seinen Kopf in den Nacken, stützt sich mit seinen Händen auf der Matratze ab und seufzt tief.
„Nein.", haucht er heraus.
„Warum denkt er dann sowas?"
Ich starre auf Noahs Brust, die er anspannt und bekomme ein komisches Gefühl in meinen Fingerspitzen.
Wie schön es doch wäre wenn...
„Weil sie sich an mich rangeschmissen hat, keine Ahnung wann. Da waren die anscheinend noch zusammen. Mir auch egal, ich habe wichtigere Probleme. Bist du zufrieden mit der Antwort? Sind wir jetzt fertig mit der Befragung?", unterbricht er mich.
Er dreht seinen Kopf in meine Richtung und lehnt sich zu mir.
Schnell halte ich meinen Atem an und nehme eine defensive Pose ein.
„Und warum möchtest du jetzt reden?"
„Ich...", stottere ich,"...ich wollte mich nur...bedanken?"
„Für was?", diesmal runzelt er die Stirn und ich bin sofort eingeschüchtert.
„Dass du mich gerettet hast.", ich werde rot und schaue beschämt in die Richtung des halboffenen Fensters.
„Das...", er verstummt.
Womöglich weiß er selbst nicht einmal was er sagen soll. Richtige Wörter gibt es nicht, die richtige Antwort existiert nicht. Ich selbst wüsste nicht was ich dazu sagen würde.
„Bitte."
Wir verweilen ein wenig in dieser Position und schauen uns nicht an.
Mein Herz rast, meine Hände sind schwitzig, mir ist warm und mein Puls springt fast aus den Adern.
Ich öffne meinen Mund um etwas zu sagen, doch bringe nichts heraus.
Noah scheint auch sprachlos zu sein.
„Du scheinst dich mit Alex gut zu verstehen...", bricht er die Stille.
Ich nicke,"Er ist wie ein zweiter Bruder."
Noah nickt zurück und überlegt seine nächsten Wörter behutsam.
„Sarah", er dreht meinen Kopf mit seiner rechten Hand in seine Richtung und schaut mir sanft in die Augen,"Du bist mir - uns allen - nicht egal."
Ich atme tief durch und nicke.
Was soll ich denn dazu sagen?
Noahs Gesicht nähert sich meinem sehr, bis nur einige Zentimeter unsere Lippen voneinander trennen.
Ich spüre seinen Atem auf meinen Lippen, seine sanfte Hand auf meiner Wange und die Hitze in der Luft.
Mir ist so heiß.
Ich schließe meine Augen und lasse die Situation über mich ergehen.
Seine Unterlippe berührt kurzzeitig meine und uns fehlt nur eine Millisekunde, bis wir uns endlich küssen.
Nur ein kleiner Moment, ein wenig mehr Zeit, doch das wurde in nur kurzer Zeit gestört.
Hinter meinem Rücken spüre ich ein leichtes Klopfen, dass mich Zusammenzucken und automatisch Noah seine Hand zurückziehen lässt.
„Noah, alles klar?", haucht Elias gegen die Tür.
„Eh...ja, warum bist du wach Elias?", fragt Noah unsicher.
Ich versuche so still wie möglich zu bleiben, denn ich fühle mich schlicht und ergreifend als wurde ich von meinen Eltern beim Rummachen mit einem fremden Typen erwischt.
Naja, in einer anderen Art und Weise ist das fast passiert.
„Ich wollte mir nur Wasser holen...hab' dann gesehen, dass dein Licht an ist. Ist wirklich alles okay?"
Noah schaut mich an während er redet:"Es ist wirklich alles gut, mich hat nur...etwas aufgeweckt und habe dann nach meiner Wasserflasche gesucht."
„Naja...wenn das so ist.", Elias stoppt kurzzeitig,"Du Noah, ich danke dir. Du bist mir eine große Hilfe in letzter Zeit gewesen, ich denke nicht, dass ich das ohne dich so gut hingekriegt hätte."
Ich bemerke, dass Noah immer unruhiger wird, doch er lässt es sich Elias nicht anmerken.
„Gerne, Elias, du hast mir auch geholfen...Weißt du, können wir wann anders reden? Ich möchte eigentlich wieder Schlafengehen."
„Ja klar, ich geh dann auch gleich wieder pennen, und danke nochmal...", Elias entfernt sich langsam von der Tür und ich atme tief aus.
„Das war...knapp."
Noah bringt mehr Distanz zwischen unseren Körpern.
„Ich...", ich stoppe für einen Moment,"...ich glaube, ich sollte jetzt in mein Zimmer."

NoahWo Geschichten leben. Entdecke jetzt