Es dauerte lange bis die Katzen das Lager wieder erreichten. Sie waren kaum in ihr Territorium zurückgekehrt und der Weg zog sich endlos lange dahin. Und Haselfell hatte schnell gemerkt, dass es nicht nur ihr so erging.
Kiefernfell lief unruhig neben ihrer Tochter her und auch Sandsterns Schritte waren unpräzise, was sehr ungewöhnlich erschien. Aschensand hingegen blieb ruhig, nur sein Blick sagte Haselfell, dass er sich auch fremd vorkam.
Giftflosse hatte die Ohren gespitzt und sah so aus, als wäre sie jederzeit zum Kampf bereit. Sandstern beendete das Schweigen schließlich mit einem: "Ich befürchte, irgendwas ist passiert. Es ist viel zu ruhig"
Aschensand murmelte etwas zustimmendes während Glutsturm neben seinem Anführer her tappte und sich leise mit ihm beriet. In der Zeit, in der es wieder ruhig wurde, wurden Haselfells Gedanken wieder auf die Versammlung gelenkt. Sie war immer noch etwas wütend auf Eberzweig, der diesen Vorschlag gebracht hatte, dass sie und einige anderen Krieger eine Rede halten mussten.
Sie hatte zwar einen Mond Zeit, sich darauf vorzubereiten...jedoch hatte sie gar keine Idee, weder die Energie oder sonst noch etwas, das ihr helfen könnte. Die Clans steckten in der Patsche und Haselfell glaubte nicht, dass ein Haufen junger Krieger den Katzen die Ängste nehmen könnte.
Sie schüttelte leicht ihr Fell und versuchte anschließend, die Worte von Sandstern zu verstehen. Fehlanzeige. Also unterhielt sie sich mit ihrer Mutter über Mondflausen und darüber, warum er nicht verbannt wurden war. "Ich weiß es nicht", gestand Kiefernfell schließlich, "Aber es wird wohl Gründe dafür geben. Vermutlich hat er das gleiche Argument damals gebracht wie vorhin"
Haselfell wollte schon etwas erwidern, als Glutsturm abrupt Inne hielt. "Was ist denn?", fragte Giftflosse genervt. Der zweite Anführer spähte in die Ferne. "Hört ihr das?", wollte er wissen, jedoch preschte er ohne eine Antwort abzuwarten davon. "Giftflosse, Kiefernfell - zurück ins Lager! Haselfell, Aschensand, ihr kommt mit mir", kündigte Sandstern schnell an und auch er verschwand.
Haselfell tat wie ihr gesagt wurde und sprintete ihren Clangefährten hinterher. Glutsturm war den drei Katzen um einige Fuchslängen voraus, jedoch konnte die junge Kriegerin sich nun selbst orientieren. An den Geräuschen, die Glutsturm gemeint hatte. Es waren Rufe und Schreie, nicht sonderlich weit entfernt.
Die Gruppe wurde nach wenigen Herzschlägen langsamer und hielt nicht weit entfernt vom Ufer des Sonnenflusses. Es war zwar Tiefe Nacht und Blut konnte man nicht sehen; aber Haselfells Nase war nun eben besser als ihre Augen und roch die rote Flüssigkeit.
Glutsturm sah sich um. "Ich rieche SandClan", miaute der Kater geistesabwesend. "Ich rieche sogar wer es ist", mischte sich Aschensand düster ein und sofort richteten sich sechs Augen auf ihn. "Steinkralle"
Ein Knurren ließ die Gruppe zusammenzucken. Etwa zehn Fuchslängen von Sandstern entfernt rangen Steinkralle und ... Tahnee miteinander. Was macht Tahnee hier?, fragte sich Haselfell entsetzt.
"Was sollen wir tun?", fragte Haselfell. "Tahnee wird ihre Gründe haben Steinkralle anzugreifen", verteidigte Aschensand die schwarze Kätzin. "Das sie Haselfell hilft, ihre Macht richtig einzusetzen gibt ihr keineswegs das Recht, eine meiner Katzen zu verletzten!", erwiderte Sandstern wütend.
Das Kreischen wurde lauter und inzwischen taten Haselfell die Ohren weh. "Was tun wir jetzt?", wollte auch Glutsturm wissen. Sandstern sah ihn kurz an ehe er antwortete: "Helfen"
Ohne Zeit zu verlieren rannte die Gruppe etwas näher zum Ort des Geschehens. Sandstern schickte Aschensand weg um Kräuter für Steinkralle zu holen. Es ging alles zu schnell:
Tahnee versetzte Steinkralle noch ein paar schmerzhafte Hiebe ehe sie davonrannte und verschwand. Steinkralle, der sonst immer so kontrolliert gegenüber allen war konnte seine Fassade nicht mehr halten, seine Schmerzen waren zu stark, wie Haselfell anhand der Klageschreie wahrnahm.
"Haselfell, verfolg sie!", donnerte Sandstern zu der braunen Kätzin hinüber. "Aber...", wollte diese argumentieren doch Sandstern fiel dazwischen "Das war ein Befehl!" "Natürlich", brummte die junge Kriegerin und schloss die Augen um, wie Aschensand es nannte zu springen. Haselfell schaffte es, die Geräusche um sich herum auszublenden und stellte sich vor neben Tahnee zu stehen.
Bitte, GeisterClan - es darf nicht funktionieren. Tahnee hat das bestimmt nicht mit Absicht getan. Bitte, flehte sie in Gedanken, doch ihre Bitte wurde überhört. Als Haselfell die Augen aufschlug fand sie sich, wie in ihrer Vorstellung neben Tahnee. Überrascht weiteten sich die Augen der schwarzen Kätzin. Hätte ich mich bloß nicht so angestrengt...
"Warum hast du das getan?", fragte Haselfell irritiert. "Es hatte einen Grund, Haselfell. Einen Grund, den du nicht verstehst" - "Ich bin mir ziemlich sicher, das Sandstern dieses Argument nicht akzeptieren wird"
"Vielleicht werde ich Sandstern mehr informieren als dich. Aber es war notwendig", meinte Tahnee nun bestimmter. "Für was denn?", bohrte Haselfell flehend nach. "Einerseits Rache, andererseits ... es ist halt so und solange du Fragen stellst, werden meine Antworten nicht besser"
Haselfell gestand sich ein, dass dieser Kampf ein verlorener war. Sie sah sich um und entdeckte um sich herum nur Moor. "Wo sind wir hier?" Tahnee sah sie nicht an, als sie antwortete: "Etwas abseits deines Territoriums, ein anderer Weg, der zu meinem Lager führt", sie machte eine Pause, "Darf ich jetzt gehen?" Haselfell kniff die Augen zusammen. "Na ja, Sandstern würde mir wahrscheinlich den Tod aufbrummen also sollte ich dich vielleicht mitnehmen" - "Damit er mich tötet? Was soll's, er kann es ja gerne probieren" Tahnee zuckte die Schultern und gemeinsam trabten die zwei Kätzinnen zum Sonnenfluss zurück.
***
Dort angekommen hatte sich Steinkralles Lage wenigstens ein bisschen verbessert. Die Blutungen waren gestillt, jedoch schien er immer noch Schmerzen zu haben. Sandstern sah Tahnee kühl an. "Am besten, wir unterhalten uns kurz", meinte der Anführer und forderte Tahnee mit einem Schwanzschnippe dazu auf, ihm zu folgen.
Diese bewegte sich jedoch nicht. "Sehe ich aus wie ein verletztes, kleines Junge das hinter seiner Mutter herrennt, wie ein Entenküken?" "Was genau ist eine Ente?", fragte Aschensand neugierig. Tahnee seufzte und Sandstern sah nun doch so aus, als würde er sie jeden Moment umbringen. "Also schön, ich komme mit", miaute sie und sprang voran, während Sandstern ihr wortlos folgte.
"Ich würde wirklich gerne wissen, was eine Ente ist", gestand Aschensand. "Eine Vogelart", sagte Glutsturm langsam. "Was?" - "Eine Vogelart", wiederholte der zweite Anführer, "die Männchen sind bunt, die Weibchen braun und sie schwimmen auf stillen Gewässern oder Flüssen"
"Woher weißt du das?", fragte Haselfell neugierig. "Ich glaube, Krebsfuß hat diese Dinger mal erwähnt"
"Genug geredet, Steinkralle hat immer noch innere Blutungen...ich weiß nicht, ob ich sie heilen kann", erklärte Aschensand müde. "Eigentlich hätte er schon vorher ins Lager zurückgemusst, dann hätte ich ihn vielleicht schneller behandeln können"
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(Überarbeitet)
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Geheimes Flüstern
Fanfiction3. Platz des WarriorCats-Awards 2022 "Nicht alle Stürme kommen, um dein Leben zu zerstören, Haselfell. Einige kommen nur, um den Weg freizuräumen" Haselfell, die frisch ernannte Kriegerin des SandClans hat ein Ziel: Ihrem Clan dienen, so gut es nur...