Am nächsten Morgen fühlte sich Haselfell schon deutlich besser. Ihre Pfoten waren so weit verheilt, dass sie nicht mehr wirklich schmerzten. Sie erhob sich und tankte die Sonnenstrahlen, die in den Heilerbau schienen, freudig auf.
"Wie geht es dir?", fragte Aschensand und musterte sie leicht besorgt. "Gut", gab Haselfell zurück.
"Kann ich wieder auf Patrouille?", bohrte Haselfell nach. Aschensand zögerte kurz und musterte sie erneut. "Ja"
Erfreut tappte die junge Kriegerin aus ihrem Nest und lief zum Frischbeutehaufen. Glutsturm nickte ihr zur Begrüßung zu, was die Braune knapp erwiderte ehe sie sich einen Fisch nahm und ihn hastig verschlang.
Nebenbei hörte sie dem zweiten Anführer zu, der die Patrouillen zusammenstellte. "Schnittkralle, Wildfeder und Haselfell, ihr geht in der Nähe der KieselClan-Grenze jagen. Rindenblatt, Kiefernfell, Wacholdersturm und Widderpfote ihr geht die WellenClan-Grenze entlang", entschied er.
Die Katzen machten sich bereit und nickten, liefen aus dem Lager. Schnittkralle tappte neben ihr her. "Jagen wir zusammen?", fragte er, als auch Wildfeder eintraf. "können wir machen", nahm die langhaarige Kätzin ihr die Entscheidung ab.
Also setzten die Katzen ihren Weg fort und liefen gemeinsam zur Grenze.
Dort angekommen prüfte Schnittkralle die Luft und wandte sich an Wildfeder. "Kaninchen", murmelte er. "Und Amsel", fügte Haselfell hinzu. Der ältere Kater nickte bedächtig. "Beides zu jagen wäre Verschwendung", meinte Wildfeder.
"Meinst du?", erkundigte sich der braun-graue Kater. "Na ja, Glutsturm hat sicherlich mehr als eine Jagtrotte losgeschickt"
Nach einigen Diskussionen entschieden sich alle dafür, die Amsel wenn möglich doch zu erbeuten. Jedoch nahmen sie sich zuerst das Kaninchen vor: Wildfeder schlich sich langsam von hinten heran, während Haselfell von der Seite aus auflauerte um den Weg zu versperren und Schnittkralle - der es, wenn nötig von der anderen Seite aus hetzten würde.
Wildfeder war nun absichtlich auf irgendein Geräusche-machendes Etwas getreten und das Beutetier preschte los. In Schnittkralles Richtung, machte jedoch eine Kehrtwende und huschte auf Haselfell zu. Diese machte sich bereit zur Jagt und kniff kurz die Augen zusammen.
Dann sauste das Tier an ihr vorbei und Haselfell hinterher. Ihre Pfoten trommelten auf den trocknen Boden und sie beschleunigte. Ihr Opfer war nicht mehr weit von ihr entfernt, aber Haselfell war Grund auf, eine schlechte Sprinterin.
Dennoch schaffte sie es, aufzuholen und rammte das Kaninchen auf die Seite. Dort blieb es keuchend liegen und Haselfell durchtrennte den Halswirbel, ehe es die Flucht ergreifen konnte. Die anderen beiden Krieger kamen zu ihr gerannt. "Sehr gut", lobte Wildfeder.
Die Amsel hatte sich auf und davon gemacht, weshalb die Katzen ohne weitere Beute zurückliefen.
***
Im Lager angekommen legten sie ihre Beute ab und Haselfell lief mit einer kleinen Forelle zu Rochenherz in die Kinderstube.
"Für dich", nuschelte Haselfell durch ein Maul voll Schuppen und ließ die Beute fallen. Dankbar nahm ihre Freundin ein paar Bissen. Ihre beiden Jungen schliefen noch, dicht gedrängt an ihre Mutter.
"Bald werden sie auf der Lichtung herumtollen", meinte Rochenherz liebevoll. Doch auf einmal wurde ihr Blick unklar, fast traurig, fast wütend. "Was ist los?", erkundigte sich Haselfell und setzte sich.
Rochenherz versuchte eine gleichgültige Miene aufzusetzen. "Harzsprung ... er, er möchte dass wir nur noch 'Freunde' sind"
Haselfell sah sie mitfühlend an "Und was wird aus seinen Jungen?", fragte sie. Die Antwort kam kalt wie ein Blitz: "Er sieht sie nicht als diese an. Es sind für ihn Junge, aber nicht seine" "Und du glaubst wirklich, dass Harzsprung dich einfach so alleine lässt?"
Rochenherz regte sich erstmals nicht. "Keine Ahnung, Felsklang hat es mir erzählt", miaute sie schließlich. "So so ...", überlegte die Braune. "Dann werde ich mal mit ihm reden. Wann genau hat er dir das denn erzählt?", wollte sie noch wissen. "Vor zwei Tagen"
Damit lief Haselfell rasch aus dem Bau und suchte die Lichtung nach Felsklang ab. Sie fand ihn schließlich im Kriegerbau. Dort war er nicht der einzige; zu Sonnenhoch in der Blattgrüne wurde es sehr warm, deshalb wurden um diese Zeit keine Patrouillen losgeschickt.
Die meisten Katzen verbrachten die Zeit damit zu Ruhen. Andere, wie die Schüler konnten ihren Pflichten bei den Ältesten nachgehen.
Felsklang schlummerte, aber die Braune zögerte nicht, ihm die Pfote in die Rippe zu stoßen. Fast sofort schreckte der steingraue Kater auf. "Was ist passiert?", fragte er leicht verpeilt. "Nichts", antwortete Haselfell scheinheilig. "Ich wollte bloß mit dir reden"
Widerwillig erhob Felsklang sich "Worüber denn?", hakte er mit einem Gähnen nach. Haselfell sprach jetzt etwas leiser, damit es keine andere, der schlafenden Katzen hören konnte. "Das mit Rochenherz" kurz sah Felsklang sie verwirrt an, als wüste er nicht, um was es ging. Doch danach fing er an zu schnurren und lachte sich schlapp. "Das hat sie mir geglaubt?", fragte er und es ging beinahe in seinem Gelächter unter.
Haselfell legte den Kopf schief. "Ich verstehe nicht" Ihr Gegenüber beruhigte sich wieder. "Ich hab mit ein paar anderen Katzen vor zwei Tagen 'Katze oder Maus' gespielt", fing er an. "Katze oder was?", wiederholte Haselfell perplex. "Du kennst das nicht? Es geht darum Aufgaben zu bewältigen. Bei Maus muss man etwas leichtes machen, oder die Wahrheit zu einer Frage sagen, bei Katze werden die Fragen und Aufgaben schwerer.
Jedenfalls habe ich Katze gesagt und die Aufgabe von Steinkralle war es, Rochenherz zu sagen, dass Harzsprung sie nicht mehr mag. Harzsprung hat mitgespielt und fand es okay, also hat er die darauffolgenden Tage nicht mehr mit ihr geredet um es echt wirken zu lassen", erklärte er.
Genervt schlug Haselfell mit dem Schweif hin und her. "Du wirst ihr das erklären", schnaubte sie. "Klar"
Haselfell verließ den Bau und redete kurz mit einigen Katzen auf der Lichtung ehe sie es sich im Schatten eines Baumes, einer Eiche die hier praktischer Weise als Lagerwall stand, gemütlich machte. Sie genoss die Ruhe und hörte auf das Gezwitscher der Vögel. Sowie auf Glutsturms Stimme, der die Katzen für die Abendpatrouille einteilte.
Sie schloss die Augen. Warum kann es so nicht immer sein? Warum gibt es immer Gefahren, die das Leben uns aufbindet. Warum ...
Weiter nachdenken konnte sie darüber nicht, sie kuschelte sich ins Moos und schlief müde ein. Auch im Traum wiederholten sich ihre Fragen, danach jedoch blieb Haselfell traumlos.
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Ja, ich lebe noch. Und es tut mir wahnsinnig leid, dass ich so lange für dieses kurze Kapitel gebraucht habe... Ich hatte für dieses Kapitel einfach null Motivation.
Natürlich sollt ihr nicht denken, dass ich gar nichts schreibe; es gibt drei weitere fertige Kapitel dieses Buches, die ich aber erst für später eingeplant habe. Außerdem habe ich fleißig an einem bisher unveröffentlichten Short Adventure geschrieben, dass auch bald veröffentlicht wird.
(Überarbeitet)
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Geheimes Flüstern
Fanfictie3. Platz des WarriorCats-Awards 2022 "Nicht alle Stürme kommen, um dein Leben zu zerstören, Haselfell. Einige kommen nur, um den Weg freizuräumen" Haselfell, die frisch ernannte Kriegerin des SandClans hat ein Ziel: Ihrem Clan dienen, so gut es nur...