Haselfell atmete die frische Morgenluft ein und schaute sich um. Vor ihr erstreckte sich das Heideland. Die Strahlen der Aufgehenden Sonne ließen das blühende Heidekraut in einem wunderschönen Schimmer erstrahlen. Die braune Kätzin trabte den Hügel herunter. "Wird Zeit, dass du kommst", stellte Muschelharz fest. Die junge Kriegerin reihte sich zwischen Graspfote, einem hellgrauem Kater und Fischblüte in die Patrolie ein. "Graspfote", begann Muschelharz "Worauf müssen wir achten, wenn wir die KieselClan Grenze kontrollieren?"
"Ehm", überlegte der junge Kater, "Auf Gerüche" sein Mentor zuckte genervt mit der Schweifspitze. "Das wussten wir auch schon. Worauf genau müssen wir achten?", fragte er seinen Schüler erneut. Dieser kniff angestrengt die Augen zusammen. "Ich weiß es!", rief er plötzlich erfreut.
"KieselClan-Katzen leben in einem felsigen Territorium. Daher kann der Wind sehr leicht den Geruch über die Grenze tragen" Muschelharz' Augen leuchteten kurz "richtig", lobte er schließlich. "Und wie stellen wir fest, ob jemand die Grenze übertreten hat oder nicht?"
"Wir bräuchten die Grenze nicht mal kontrollieren. Ich meine, wann in der Geschichte der Clans hat der KieselClan auch nur einmal einen Clan angegriffen? Nie, oder?", flüsterte Rochenherz Haselfell zu. Ihre beste Freundin rollte mit den Augen, als sie das sagte, worauf Haselfell ein Schnurren entwich. "Was gibt es denn zu lachen?", fragte der Anführer der kleinen Gruppe. "Nichts, nichts", miaute Haselfell hastig.
"Wenn das so ist, könnt ihr mir sicher sagen, was Graspfote geantwortet hat" Die beiden Kätzinnen begannen unschuldig auf ihre Pfoten zu starren. "Ich weiß, dass der KieselClan noch nie einen Clan angegriffen hat", fuhr Muschelharz fort. "Aber die Grenzen müssen trotzdem markiert werden" "Ja ja", miauten die Freundinnen im Chor. Rochenherz, eigentlich Königin, die nur mitkam weil sie nicht dauernd im Lager festsitzen wollte und der KieselClan sowieso immer friedlich war, war eine dunkelgrau-blaue Kätzin mit tiefblauen Augen, die sich nun damit beschäftige eine Klette aus ihrem Fell herauszuziehen.
"Wie lief eigentlich die Zwischenprüfung?", fragte Haselfell Graspfote. Der Junge Kater hatte sie vor zwei Tagen absolviert und heute würde Sandstern dem Clan verkünden, wie es für ihn und die anderen Schüler stand. Der Graue wurde unruhig. "Naja, es ging. Bei der Feldmausjagt habe ich wohl keinen Treffer gelandet, aber der Rest lief ganz gut", miaute er schließlich. "Ist doch toll", gab Haselfell zu. Sie erinnerte sich, wie sie vor 6 Monden ihre Zwischenprüfung geschafft hatte. Damals musste sie 3 Kaninchen bis Sonnenhoch jagen, was nicht sonderlich einfach gewesen war und gegen Glutsturm höchstpersönlich einen Scheinkampf austragen.
Der 2. Anführer hatte erbittert gekämpft und sie hatte sich nur knapp auf den Beinen gehalten. "Nur zu deiner Info: wenn du noch eine Fuchslänge weiterläufst, bist du es, die die Grenze übertritt", riss Fischblütes neckendes Miauen sie aus den Gedanken. Sofort blieb Haselfell stehen und kehrte zur Patrolie um, die nur wenige Fuchslängen abseits stand. "An wen hast du denn jetzt gedacht?", neckte Rochenherz, worauf Haselfell sich spielerisch auf sie stürzte und dabei darauf achtete, nicht ihren Bauch zu treffen. "Hört auf damit", murrte Muschelharz nachdenklich.
"Ihr seit keine Jungen mehr", fügte er hinzu. Fischblüte musste kurz schnurren. "Sie sind erst seit 2 Monden Krieger" Der Cremfarbene schüttelte nur den Kopf. "Graspfote, Fischblüte, ihr beide lauft von oben die Grenze ab. Haselfell und ich gehen von unten auf euch zu. Rochenherz, du bleibst hier", ordnete er an.
***
Als die Patrouille zurück zum Treffpunkt kehrte, herrschte dort einige Unruhe. Rochenherz stand einer vierköpfigen Gruppe Katzen entgegen. "Haha, du glaubst doch nicht ernsthaft, dass wir denken, dass du eine Königin bist. Du bist immerhin fast noch ein Junges!", lachte Moorfeder höhnisch. "Du kannst es ja riskieren", lud Muschelharz ruhig ein. "Wenn du unbedingt zwei Gesetzte brechen möchtest, dann tu das ruhig"
Moorfeder fauchte, drehte sich um und ging. "Jetzt wissen wir zumindest, warum es überhaupt zu kleinen Grenzkämpfen beim KieselClan kommt", scherzte ihre Freundin.
***
Als die Patrouille das Lager erreichte, war die Sonne vollends aufgegangen. Glutsturm saß auf dem Heidestein, welcher für die Reden des Anführers vorgesehen war, und teilte die Jagtrotten ein. Als er die Patrouille sah, fuhr sein Kopf hoch, seine grünen Augen auf Graspfote gerichtet. "Gab es Probleme?", fragte er dann an Muschelharz gewandt. Dieser legte kurz den Kopf in den Nacken. "Eine kleine Streiterei, mehr nicht" Glutsturm nickte und fuhr mit seinen Pflichten fort.
"Um was ging es bei diesem Streit?", erkundigte sich Sandstern. "Ach, die haben Rochenherz bloß nicht geglaubt, dass sie Königin ist", sagte Fischblüte knapp und verschwand im Kriegerbau, der von Felsen, Heide und Brombeerranken geschützt an der einen Seite des Lagers lag, neben dem Schülerbau und der Kinderstube. "Apropos", miaute Sandstern. "Du musst zu Aschensand, Rochenherz" meinte er nur und verschwand ebenfalls wieder.
"Kommst du mit?", fragte Rochenherz. Haselfell nickte nur. "fandest du es auch komisch, wie Glutsturm Graspfote angestarrt hat?", fragte sie ihre Freundin. "Wer fand das nicht komisch?", antwortete sie, "Aber kein Grund Angst zu kriegen. Er hat bestimmt bloß überlegt. Oder sowas in der Art" das brachte beide zum Schnurren, warum wussten sie beide nicht. Sie betraten den Heilerbau. Es roch nach Kräutern und der Rinnsal am anderen Ende, welches dazu diente, die verwundeten mit frischem Wasser zu versorgen, plätscherte gemütlich vor sich hin.
"Ah, Rochenherz", ein grauer Kater trat aus einer Nische. "Na, heute mit auf Patrouille?", fragte er, worauf ihre Freundin mit ja antwortete. "Lange wird das nicht mehr gehen", miaute er währenddessen er sie untersuchte. "Kannst du mir heute sagen, wie viele es werden?"
Darauf fing der Kater gleich wieder an, sie abzutasten. "Ja, zwei bis drei. Du und Harzsprung werden bestimmt stolz auf sie sein können" er fiel kurz in ein Schweigen, ehe er wieder aufblickte "kann ich für dich noch etwas tun, Haselfell?", fragte er an die Braune gewandt. "Für mich? Nein", gab sie kurz zurück. "Okay, wenn du meinst. Wenn ihr Jubelpfote seht, er hat Zeckendienst, schickt ihn bitte her. Und ansonsten sehen wir uns morgen wieder, Rochenherz"
Die zwei Kätzinnen verließen den Bau und traten auf dich Lichtung. "Hunger?", fragte Haselfell und streckte sich. Ohne eine Antwort abzuwarten sprang sie auf den Frischbeutehaufen zu und nahm sich eine Maus, die die Abendpatrouille gestern mitgebracht hatte. Für den Rest war noch mehr übrig, immerhin war es Blattgrüne.
Die beiden Freundinnen setzten sich zu Harzsprung, der seiner Gefährtin schnurrend die Ohren leckte. Gegenüber der beiden Katzen saßen Frostwind und Nebelfluch, beide unterhielten sich leise und schielten immer wieder böse zu Mondsaphir und Lichtsprung, die mit Steinkralle und Splittersprung plauderten.
"Katzen des SandClans, versammelt euch!", forderte Sandstern die Katzen auf. Schnell fanden sich die Katzen zusammen. Die Patrouillen waren noch nicht aufgebrochen, wahrscheinlich hatte ihnen jemand gesagt, dass es jetzt eine Versammlung geben würde. "Drei Schüler haben vor zwei Tagen ihr Zwischenprüfung absolviert. Mit Freuden kann ich den Mentoren, so wie den Schülern mitteilen, dass alle bestanden haben! Wenn ihr Fragen habt, was ihr verbessern könnt, wird Glutsturm euch gerne behilflich sein. Den nächsten Mond werdet ihr euch nochmal mit der Theorie beschäftigen. Danach folgt eine Zusammenfassung von dem was ihr bereits gelernt habt und schließlich werdet ihr neue Techniken kennenlernen. Erst dann dürft ihr eure Kriegerprüfung ablegen", verkündete er stolz. "Graspfote, Jubelpfote, Widderpfote!", applaudierte der Clan, bevor sich alle wieder ihren Pflichten zu wanden.
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(Überarbeitet)
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Geheimes Flüstern
Fanfiction3. Platz des WarriorCats-Awards 2022 "Nicht alle Stürme kommen, um dein Leben zu zerstören, Haselfell. Einige kommen nur, um den Weg freizuräumen" Haselfell, die frisch ernannte Kriegerin des SandClans hat ein Ziel: Ihrem Clan dienen, so gut es nur...