21. Kapitel

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Haselfell rührte sich nicht. Sie konnte es nicht. Alle ihre Versuche sich aus den Fängen der Finsternis zu befreien führten zu nichts. Immer noch war die junge Kätzin in der Dunkelheit gefangen. Ab und zu meinte sie Stimmen zu hören, die dann wieder leiser wurden bis Haselfell kein einziges Geräusch mehr wahrnahm.

Wenn sie die Stimmen hörte spürte sie Schmerzen, wenn sie wieder der Dunkelheit zum Opfer fiel merkte sie nichts. Nicht wie die Zeit verging, nicht wie sie atmete - rein gar nichts. Dieses Phänomen ereignete sich des Öfteren, Haselfell hatte aufgehört zu zählen wie oft.

***

Als Haselfell wieder Stimmen hörte konnte sie einige Worte verstehen wie "Nahrung" oder "Moos" aber ihre Konzentration hielt nicht sonderlich lange an und so fiel sie immer wieder in die Finsternis, aus der sie nach einiger Zeit wieder erwachte.

Mit einem Schlag spürte sie wie Leben in ihren Körper zurückkehrte sie hörte Katzen laut und deutlich sprechen. "Wir sollten bald weiterziehen", miaute jemand, die Stimme kam Haselfell bekannt vor aber sie konnte nicht zuordnen welcher Katze sie gehörte.

"Sobald wir können", versprach Rochenherz. Diese Stimme hätte die junge Kriegerin überall wiedererkannt. 

Die Braune versuchte die Augen zu öffnen jedoch gelang es ihr nicht. Auch andere Bewegungen konnte sie nicht durchführen - alles was sie gerade so schaffte war atmen. "Meinst du, dass uns noch viel Zeit bleibt?", fragte die andere Stimme leicht gereizt. "Nein, aber es nützt nichts zu riskieren dass noch mehr Katzen ihr Leben lassen", antwortete Rochenherz ruhig, "Und jetzt entschuldige mich, ich muss nach meinen Jungen sehen" 

Haselfell hörte wie Schritte die Nähe von der jungen Kätzin verließen. Also gab es schon tote. Wenigstens hat unsere Patrouille es geschafft die anderen wiederzufinden, überlegte sie. Haselfell wollte seufzten aber nicht mal das schaffte sie. Vermutlich ging es der Kriegerin körperlich nicht allzu gut, wenn sie es nicht einmal schaffte die Augen zu öffnen. Und besonders stark und wach fühlte sich Haselfell keines Weges, ihr Zeitgefühl hatte versagt und es war eine reine Qual zu verstehen was andere Katzen sagten. 

Die Zeit verstrich, so zumindest hatte Haselfell das Gefühl, extrem langsam oder rein gar nicht. Katzen kamen und gingen, unterhielten sich über Haselfells Zustand, über andere Katzen die nach Haselfells Schlussfolgerung ebenfalls verletzt waren oder über das Wetter, was bei den Gegebenen Umständen gar nicht so komisch und langweilig war. 

***

"Ich glaube, wir haben sie wieder", berichtete Aschensand und die Kätzin hätte wetten können, dass der Heiler damit sie selbst meinte. "Bist du sicher?", bohrte Glutsturm nach. "So sicher man im Moment sei kann. Fakt ist, wenn sie wach ist braucht sie Nahrung", meinte Aschensand. Danach folgte eine lange Zeit kein weiteres Wort bis jemand anderes das Schweigen brach. "Die Kinderstube ist betroffen" - es war wieder die Stimme, die Haselfell nicht erkannte. 

"Aschensand, du hast hier wieder das Kommando. Bereite dich darauf vor das wir bald weiterziehen" länger hielt es Haselfell nicht aus. Sie wollte mitreden, sie wollte Rochenherz sehen und sie wollte wissen, wie die Lage war. 

Vielleicht kann ich...mich wach träumen, fiel es Haselfell plötzlich ein. Aschensand hatte während des Trainings gemeint, dass ihr Körper nur vorhanden sein musste, damit Haselfell teleportieren oder 'springen' konnte. Und ihr Körper war hier, vielleicht konnte sie es so schaffen, die Augen zu öffnen. 

Die Kriegerin konzentrierte sich auf ihr Umfeld, in dem Falle Finsternis und versuchte dann sich einen Bau vorzustellen, in dem sie lag und die Augen öffnete. Es dauerte eine ganze Weile, bis es ihr gelang kurz einmal zu blinzeln. Kurz darauf fiel sie wieder in einen traumlosen Schlaf. 

Als sie wieder erwachte öffnete Haselfell, aus Reflex die Augen, was sie die letzte Zeit nicht geschafft hatte, aber vielleicht ging es der braunen Kriegerin wieder etwas besser, immerhin konnte sie wieder sehen. 

"Gut geschlafen", begrüßte Aschensand mit geteilter Aufmerksamkeit. Es klang nicht wie eine Frage, eher wie eine Feststellung oder eine Frage, auf die keine Antwort folgen sollte. Also blieb Haselfell ruhig liegen und versuchte ihre Hinterbeine langsam zu bewegen - auch dies funktionierte. 

"Wasser", krächzte sie hilfesuchend. Aschensand, der gerade Steinkralle untersuchte schielte kurz zu ihr hinüber und fuhr mit seiner Arbeit fort ehe er einen Moosball nahm, aus dem Bau herauslief und mit Wasser zurückkehrte. Eilig schlürfte die Braune die Flüssigkeit aus dem Moosball ehe sie ein "Danke", formulierte. 

"Wie lange war ich...abwesend?", wollte Haselfell nach einiger Zeit wissen. Aschensands Schnurrhaare zuckten kurz. "Bis du aufgewacht bist waren es drei Tage. Vermutlich warst du aber schon früher wach und hast uns gehört", antwortete er kurz angebunden und lief zwischen seinen Patienten umher. 

Die Kätzin zählte insgesamt vier andere verletzte; drei von ihnen stammten aus den anderen Clans einer war Steinkralle, dem es immer noch nicht besser ging. "Denkst du, er heilt wieder?", flüsterte Haselfell und rechnete nicht damit, dass sie eine Antwort bekam: "Ich tue was ich kann. Der GeisterClan wird entscheiden, wann er zu ihnen darf"

Die Kätzin gab sich mit dieser Antwort, mehr oder weniger, zufrieden und beschloss die Lage zu erfragen. "Wende dich nicht an mich, bei Fragen um den Sturm", miaute Aschensand urplötzlich, als könnte er Gedanken lesen. Ein wenig enttäuscht seufzte Haselfell und torkelte zum Ausgang des Baues. Das Innere hatte sich Haselfell noch nicht angeschaut, aber wenn sie jetzt ihren Blick darüber schweifen ließ erkannte sie eine große Erdhöhle, ausgestattet mit Moos und in den Wänden des Baues, aus Lehm, hatte sich Aschensand einige Nischen eingeritzt um seine Kräuter zu verstauen. 

"Verrätst du mit noch, wo die anderen Heiler sind?", fragte die Kriegerin. Aschensand rümpfte die Nase. "Sie sammeln Kräuter...da ich der älteste Heiler bin dachten sie, es wäre angemessen mich mit einem Haufen verletzter, ohnmächtiger und hungernden Katzen alleine zulassen" 

Darauf hin machte Haselfell, dass sie davon kam um sich eine weitere Mini-Standpauke von dem SandClan-Heiler zu ersparen.   

Nachdem sie den Bau hochgetapst war fand sie sich auf einer teils kahlen, teils bewaldeten Fläche wieder. Die anderen Baue waren vermehrte Büsche und Sträucher, und wie Haselfell vermutete wurden auch Lücken unter Baumwurzeln genutzt. 

"Haselfell, du bist wach!", rief eine Stimme und als Haselfell sich umdrehte erkannte sie Rochenherz, die auf sie zu gerannt kam. Ein kurzer Blick zum Himmel sagte der Braunen, dass es immer noch finsterer den je war und das der nächste Anflug von Regen und Gewitter sicherlich nicht lange wegblieb, doch zunächst sollte sie etwas mehr über die Situation in Erfahrung bringen. 

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Da ich ab morgen, bis Sonntag auf Klassenfahrt/Unterwegs sein werde, kommt das Kapitel jetzt, dafür aber am Freitag keines. 

(Überarbeitet) 

Geheimes FlüsternWo Geschichten leben. Entdecke jetzt