So wie die schwere Tür hinter uns in's Schloss fiel, verstummten die lauten Geräusche der vollen Bar dahinter beinahe komplett. Die rockige Musik drang nur noch dumpf zu uns durch und die kühle Abendluft wirbelte durch meine dunklen Haare. Für einen Moment, schloss ich die Augen und atmete einen tiefen Zug des frischen Winds ein.
Mein Kopf brummte etwas und ich bemerkte, dass ich wirklich müde wurde. Als ich die Augen wieder öffnete, sah mich der Lockentyp fragend an. Seine Mundwinkel zogen sich zu einem vorsichtigen Lächeln und er hatte einen erwartungsvollen, aber ebenso nervösen Blick im Gesicht.
Ich lächelte verlegen und lief ein paar Schritte an ihm vorbei. Die Straße, in der die Bar lag war beinahe leergefegt. Große Laternen warfen schummriges Licht auf den Asphalt, während der Mond schon fast am höchsten Punkt des Himmels angelangt war.Ich stellte mich ein paar Meter von der Eingangstür der Bar entfernt an die Wand, um mich anzulehnen. Eine Zigarettenschachtel tauchte vor meinen Augen auf, abermals lächelnd ergriff ich sie gleich. Im nächsten Moment zog ich ein Feuerzeug aus meiner kleinen Umhängetasche und brachte den Nikotinstängel zwischen meinen Lippen zum glühen.
„Danke." sagte ich, während ich die Zigarettenschachtel seinem Besitzer zurückreichte.„Immer wieder gerne. Ich bin übrigens Joseph." sagte er und musterte mich wieder mit großen Augen. „Mary." sagte ich grinsend. Mir war vorhin schon aufgefallen, wie unglaublich attraktiv Joseph war. Sein Lächeln wirkte aufrichtig und ehrlich, seine braunen Augen stichelten immer mehr die Neugier in mir an. Er war etwas größer als ich, seine starken Schultern wirkten breit, aber keineswegs aufgepumpt.
Ich beobachtete, wie er seine rechte Hand zum Mund führte, um an seiner Zigarette zu ziehen. Sofort fiel mir ein glänzender Ring am Ringfinger auf.Ich war nicht wirklich auf den Mund gefallen, vor allem nicht wenn ich in Amerika unterwegs war. Hier kannte mich niemand, außer meine Freunde und ich machte mir nicht wirklich Gedanken darum, was andere von mir halten würden. Anders, als wenn ich zuhause in Deutschland unterwegs war.
„Deine Frau hat nichts dagegen, wenn du deine Zigaretten mit mir teilst?" sagte ich also geradeaus und deutete mit der Kippe zwischen meinen Fingern auf seinen Ring. Joseph sah mich verwundert an und schüttelte den Kopf. „Wer?" sagte er und brauchte noch einen weiteren Moment, ehe er verstand was ich meinte. „Oh, achso. Der... der ist eigentlich nur Schmuck." sagte er schulterzuckend. Etwas verlegen sah er zu Boden und nahm einen weiteren Zug Nikotin. Das Gefühl, dass hinter der Sache mehr steckte kam in mir auf, doch ich beließ es bei seiner Antwort und nickte lächelnd.
„Also, Mary, was treibt dich in diese Bar?" fragte Joseph, während er sich neben mir an die Wand stellte und sich ebenfalls anlehnte. Er ließ etwas Abstand zwischen uns, wahrscheinlich, um nicht aufdringlich zu wirken und diese Tatsache brachte mir sofort ein angenehmes Gefühl.
„Eigentlich wollten zwei Freunde heute mit mir hier feiern, allerdings haben sie wohl mittlerweile andere Pläne." erklärte ich leicht amüsiert und zog wieder an meiner Zigarette. „Achja?" hakte Joseph nach und um die Erklärung so einfach wie möglich zu gestalten, holte ich kurzerhand mein Handy heraus und zeigte ihm den Chatverlauf zwischen Liz und mir.Joseph lachte laut auf und verzog seine Lippen zu einem frechen Schmunzeln.
„Wow, tolle Freunde hast du da." sagte er sarkastisch und nun musste auch ich lachen.
„Das kannst du laut sagen. Zumal wir uns ewig nicht gesehen hatten und nachher eigentlich auch noch in eine andere Bar gehen wollten, zu irgendeinem Konzert, oder so." erklärte ich schulterzuckend, während ich einen Tisch neben uns ansteuerte, um meine Zigarette im Aschenbecher zu entsorgen.
„Und was machst du hier?" fragte ich interessiert, als ich mich wieder neben Joseph an die Wand lehnte. Diesmal drehte ich mich etwas zu ihm, damit ich ihn ansehen konnte. Unwillkürlich, tat Joseph es mir gleich und sah mich beim sprechen nun direkt an.
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getting down in america
FanfictionStell dir vor, du besuchst deine Freunde in Amerika. Dein Leben ist voller Herausforderungen, Aufgaben, Deadlines und Hindernissen. Nichts ist mehr wie früher. Du wirst erwachsen, deine Freunde auch. Nichts läuft nach Plan. Vor allem, als du dich in...