10. Immer diese Zigaretten

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Obwohl ich schon so oft bei Ruby zu Besuch war, überkam mich der Schock jedes mal auf's neue. Sie und Nat lebten etwas näher zum Stadtrand Los Angeles und es war nicht zu übersehen, wie gut seine Football Kariere lief. Ihr Haus war riesig, mit mehreren Badezimmern und ein großer, einladender Pool zierte den Garten.
Nat war heute natürlich wieder einmal beim Training und obwohl ich mich eigentlich freute, etwas Zeit alleine mit meiner besten Freundin zu verbringen, graulte es mir auch ein wenig davor. Zum einen, da ich wusste das das Thema Joseph für Ruby noch nicht erledigt war, zum anderen, weil ich mir bewusst wurde das es jedes mal, die letzte gemeinsame Zeit gewesen sein könnte. Irgendwann in den nächsten Tagen oder Wochen, würde sie Mutter werden und sich ihr Leben, so wie unsere Freundschaft, komplett neu entwickeln müssen. Natürlich freue ich mich wahnsinnig für Ruby und auch für Nat. Doch tief in mir spürte ich auch die Angst, dass meine beste Freundin sich noch weiter von mir entfernt. Nicht nur geografisch, wie vor einigen Jahren als sie nach Amerika ausgewandert ist, sondern auch emotional. Doch aus Angst, dies könnte zu egoistisch rüberkommen, würde ich es diese Tatsache und dieses Gefühl in mir, niemals laut aussprechen.

Wir machten es uns in ihrem, natürlich ebenfalls riesigem Wohnzimmer gemütlich und rollten uns auf der Couch zusammen.
„Und hat er sich schon gemeldet?" fragte Ruby nach einer Weile. Ich rollte mit den Augen, obwohl ich genau gewusst hatte, dass es zu diesen Fragen kommen wird, bereits bevor ich mich überreden lassen hatte, mit zu ihr zu fahren.
„Ne. Er ist heute bei irgendeiner Buchladeneröffnung eingeladen." sagte ich, so gleichgültig, wie es mir nur möglich war. Ich wusste nicht richtig, ob ich überhaupt anfangen sollte, mir Hoffnung zu machen. Joseph war ganz wie es scheint, ein viel beschäftigter Mann, zudem noch ziemlich berühmt. Und ich dagegen dümpelte irgendwo mit meinen 27 Jahren herum, auf der Suche nach etwas, an dem ich mich in meinem Leben halten konnte. Meine Karriere als Schriftstellerin, lief zwar nicht gerade schlecht, dennoch fühlte ich mich im Vergleich zu ihm eher... hoffnungslos.

„Ich kann's immer noch nicht glauben. Wenn er wirklich der Joseph ist, das wäre einfach... krass." kam es nach einer Weile von Ruby. „Können wir über was anderes reden? Wir hatten einfach einen schönen Abend zusammen, aber das war's dann auch. Mehr wird da nicht zustande kommen." Genervt zückte ich mein Handy aus meiner Handtasche.

Mein Herz setzte für einen kurzen Moment aus, ehe mein Blick sich vom Bildschirm meines Handys löste und ganz langsam zu Ruby wanderte.
„Was ist?" fragte diese verwirrt.
„Eine unbekannte Nummer hat mir ein Bild geschickt." sprach ich nur, beinahe in Schockstarre.
Hastig entsperrte ich mein Handy, während Ruby sich halb über die Couch rollte, um mit der Nase beinahe in den Bildschirm zu kriechen.

Unfähig etwas zu tun, starrte ich auf mein Handy

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Unfähig etwas zu tun, starrte ich auf mein Handy.
„Hä?" entfuhr es Ruby nur, laut und verwirrt und ich lachte nervös auf.

„Als wir gestern von der einen Bar zur nächsten gelaufen sind, waren Joseph und ich noch in so einem Straßenkiosk. Da hab ich Flipz gekauft, die Schokobrezeln mit salted caramel, weißt du?" Ich fixierte immer noch den Bildschirm in meinen Händen, während sich Ruby neben mir ruckartig aufrichtete und in die Hände klatschte.

getting down in americaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt