14. Ausflug 1

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Ich gab es auf, mit Joseph darüber zu diskutieren. Ich war sowieso nicht der Fan von sowas, jedmöglicher Diskussion oder Auseinandersetzung versuchte ich im nüchternen aus dem Weg zu gehen.
Während ich mich in die Klamotten von gestern quälte, telefonierte Joseph im Schlafzimmer.
Irgendwie war ich aufgeregt.
Bis vor 2 Tagen, kannte ich Joseph Quinn noch gar nicht. Weder sein Auftritt in Games of Thrones, noch seine Rolle in der Serie Dickensian, war mir wirklich bekannt. Stranger Things habe ich zwar gesehen, jedoch nicht die neue Staffel. Seine Existenz ist also beinahe völlig an mir vorbei gezogen.

Und jetzt, nachdem ich Hals über Kopf einen Flug nach Amerika gebucht hatte, in der Hoffnung der temporäre Tapetenwechsel würde mir helfen, meine Schreibblockade zu knacken, laufe ich ihm über den Weg. 2 Nächte hintereinander, lagen wir in einem Bett. Das Joseph den Anschein macht, unbedingt seinen freien Tag auch mit mir verbringen zu wollen, war meine Gefühlswelt noch mehr durcheinander.

„Können wir?" kam er fragend in's Wohnzimmer gelaufen. Stumm nickend griff ich nach meiner Tasche und steuerte auf die Ausgangstür zu.
Mein inneres, unsicheres Ich, hätte ihn am liebsten noch weitere, einhundert mal versucht, davon zu überreden hier zu bleiben. Doch irgendein anderes Ich in mir, freute sich zum überwiegenden Teil darauf, etwas mit ihm zu unternehmen. Auch wenn es nur eine gemeinsame Autofahrt war.

Zusammen liefen wir zum hinteren Ausgang des Hotels. Am Straßenrand stand ein schwarzes Auto und auch wenn ich nicht wirklich die Ahnung von Marken hatte, konnte ich erkennen, dass es ein ziemlich teurer Wagen sein musste. Joseph dankte dem einen Hotelmitarbeiter, hielt mir deine der hinteren Autotüren auf auf und wartete, bis ich eingestiegen war, ehe er selbst um den Wagen lief und neben mir auf der Rückbank Platz nahm. Etwas verwundert, beobachtete ich ihn beim Anschnalle. Bevor ich ihn fragen konnte, wie er von der Rückbank das Auto fahren will, stieg plötzlich ein großer, breiter Mann auf der Fahrerseite ein. "Einen wunderschönen guten Morgen, Joseph." Der wirklich aufgepumpte Riese, wirkte auf dem kleinen Fahrersitz wie ein ausgewachsener Löwe, den man in eine Katzentransportbox gesteckt hatte. Mit einem breiten Lächeln, drehte er sich zu uns um, reichte mir über die Mittelkonsole hinweg seine Hand. Etwas verunsichert, schüttelte ich sie zur Begrüßung. "Mary." sagte ich knapp, um mich vorzustellen, doch der Riese nickte nur lachend. "Ich weiß. Ich bin John." Total verwirrt, sah ich zwischen Joseph und John hin und her. "John ist mein... Security Mann." sprach der blonde neben mir, ziemlich verlegen, während er sich mit der Hand im Nacken herumfuhr.

„Wo geht's hin?" fragte John sogleich, sah mich dabei mit einem breiten Lächeln an.
„Seaway Motel am Venice Boulevard." antwortete ich zaghaft. Er lächelte nur nickend, startete den Wagen und tippte den Namen meines Hotels in das Navigationssystem des Autos..
Nach den ersten 5 Minuten, die wir schweigend unterwegs waren, meine Gedanken sich zu überschlagen drohten, skippte John durch das Radio. Er blieb bei einem Sender hängen, das Lächeln auf seinen Lippen schien sich nochmals zu erweitern. Gleich darauf begann er, fröhlich mit vollem Temperament passend im Takt des Liedes, welches nach einer Mischung aus Rock und Indie klang, auf dem Lenkrad zu trommeln.
Im Handumdrehen ließ ich mich von seiner guten Laune anstecken. Auch, wenn es ein total merkwürdigses Gefühl war, von jemandem chauffiert zu werden, fühlte ich mich langsam immer wohler. Joseph's Bodyguard schien ein totaler Sonnenschein zu sein, auch, wenn sein äußerliches Erscheinungsbild im ersten Moment, vielleicht nicht so wirkt.
Und dann schoss mir ein weiterer Gedanke durch den Kopf. Sofort zückte ich das Blatt Papier aus meinem Beutel, welches ich vorhin im Hotel beschrieben hatte und glücklicherweise mitgenommen hatte. Als nächstes wühlte ich nach dem Stift in meinem Jutebeutel, und legte das vollgeschriebene Blatt quer, um den restlichen Platz darauf nutzen zu können.
Joseph neben mir, beugte sich etwas zu mir herüber und sah meiner Hand beim schreiben zu.

Den Rest der Strecke unterhielten wir uns wieder einmal über alles mögliche. Immer wieder brachten wir uns gegenseitig zum Lachen. Joseph erzählte mir von einer Situation am Flughafen, als er auf seinem Koffer sitzend durch die Wartehalle gerollt ist und prompt von den Security Mitarbeitern dafür ermahnt wurde. Ich wiederum, teilte meine Erinnerung an meinen schlimmsten Kater mit ihm. Wie Ruby ihren, mittlerweile Mann, kennen gelernt hatte und ihn auf einer Hausparty beeindrucken wollte. Wie sie sich allerdings nicht getraut hatte, zu viel Alkohol zu trinken, aus Angst Nat würde das schlecht finden und wie meine beste Freundin und ich Bierpong gegen ihn spielen mussten, allerdings ich jeden Becher trinken musste.

getting down in americaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt