11. Wieder zurück

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„Mary? Hier ist Joseph..."
stammelte er durch das Telefon. Im Hintergrund konnte ich das schrille Klingeln eines Fahrstuhls raushören.
„Hey, hi..." stammelte ich nervös zurück. Mitten auf der dunklen Straße war ich stehen geblieben, meine Nervosität stieg mir bis in's Knochenmark. Ich hatte definitiv nicht damit gerechnet, dass Joseph sich heute oder irgendwann noch einmal meldete.

„Ähm, sorry, dass ich mich jetzt erst melde... Die Eröffnung hat länger gedauert, als gedacht und... Fuck!" Erst jetzt konnte ich Joseph's leichtes Lallen heraushören, ebenso das Geräusch von fallendem Plastik.
„Alles okay?" fragte ich ihn, konnte mir allerdings ein leises Lachen nicht verkneifen.
„Ähm, ja. Sorry, der Wein hat heute einfach zu gut geschmeckt, haha." Wieder musste ich lachen.
„Ich wollte dich fragen, ob es vielleicht irgendwie möglich ist, dass ich dich heute noch mal sehen könnte?" sprach Joseph dann schnell und direkt.
Immer noch stand ich wie angewurzelt auf dem Bürgersteig der Straße, das Handy an mein Ohr gepresst, in der anderen Hand die billige Flasche Weißwein.
„Also, nur falls du magst, ich weiß nicht ich, keine Ahnung..." stammelte Joseph weiter, als ich immer noch keine Antwort gab.
„Natürlich, gerne doch." sagte ich schnell, mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht.

„Soll ich vorbeikommen?" hängte ich hinten dran, mit dem komischen Gefühl eines intensiven Kribbeln in meinem Unterleib.
„Äh, gerne, ja also nur wenn es dir keine Umstände bereitet." Wir beide lachten nervös in unsere Handys. „Alles gut. Aber schlaf nicht ein, bis ich da bin." sagte ich noch schmunzelnd, bevor wir uns verabschiedeten.

Als ich aufgelegt hatte, sah ich mich auf der Straße um. Zum Glück war keine Menschenseele unterwegs und hatte dieses, bestimmt peinlich wirkende Telefonat mitbekommen.
Kurzerhand suchte ich auf meinem Handy nochmals nach der nächsten Bahnstation, um irgendwie zum Four Seasons zu gelangen. Es dauerte keine 10 Minuten Fußweg, als ich sie erreicht hatte und bereits in einer der U-Bahn saß.
Meine Kopfhörer stellte ich wieder auf volle Lautstärke, bevor ich Joseph noch schnell nach seiner Zimmernummer fragte, welche ich mir natürlich nicht gemerkt hatte.

Die Aufregung in mir stieg in's unermessliche, während ich spürte wie die Hitze in meine Wangen kroch. Je näher ich dem Four Seasons kam, desto nervöser wurde ich. Joseph antwortete nicht auf meine Nachricht und mein Herz pochte unerträglich schnell, als ich die U-Bahn-Station erreicht hatte, an welcher ich aussteigen musste. Ich kann ja jetzt schlecht einfach in's Hotel gehen und am Empfang nach dem Zimmer von Joseph Quinn fragen...

Allerdings traute ich mich irgendwie auch nicht, ihn noch einmal anzurufen. In der Hoffnung, es würde schon alles gut gehen und die Zimmernummer würde mir auf dem Weg schon wieder einfallen, lief ich geradewegs auf das große Tor vor dem Haupteingang des Hotels zu.
Zu meiner Überraschung, erwartete mich allem Anschein nach schon ein bekanntes Gesicht. Der junge Mann, im grauen Anzug und der vermeintlich Roger hieß, wie jedenfalls Joseph ihn gestern Abend so genannt hatte, stand bereits vor der Eingangstür des Four Seasons und lächelte mich freundlich an.
„Sie müssen Mary sein!" sagte er sogleich, als ich vor ihn trat. Ein schüchternes Grinsen, war alles was ich als Antwort herausbrachte.
„Mr. Quinn erwartet sie bereits in der Lobby." Mit einer einladenden Handbewegung, deutete Roger mir, ihm zu folgen.

Und tatsächlich, gerade als ich die Lobby betreten hatte, lief ein breit lächelnder Joseph auf uns zu. Sofort traf mich eine leichte Alkoholfahne, nicht wirklich intensiv, aber dennoch spürbar. Schmetterlinge flatterten aufgeregt in meinem Unterleib umher, als Joseph wie selbstverständlich nach meiner Hand griff, um sich mit sich zu ziehen. Vor dem Fahrstuhl kamen wir zum stehen, ohne, das Joseph meine Hand losließ, drückte er den Knopf und wartete geduldig.

„Ich bin echt froh das du hergekommen bist." sagte er, ohne mich anzusehen, während er das digitale Schild über der Fahrstuhltür beobachtete. Mein Blick fiel an mir herab, ich musterte meine Baggy Jeans, die schon ziemlich ausgewaschen war, danach Joseph, der in einer ziemlich teuer aussehenden Anzugshose neben mir stand, dazu ein graues Hemd trug, die Hand immer noch in meiner verschränkt.
Als ich uns so beobachtete, überschlugen sich sofort meine Gedanken. Warum zur Hölle bin ich hier? Warum freut er sich darüber?

getting down in americaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt