17. Alkohol?

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Die Fahrt verlief eher schweigend, ab und an tauschten Joseph und John ein paar Worte miteinander, doch ansonsten hörten wir alle nur dem Radio zu. Nach ein paar weiteren Minuten, parkte John den Wagen vor einem kleinen, aber wirklich eindrucksvoll wirkendem Lokal. Über der Markise, die den Bürgersteig und die darunter stehenden Tische vor Regen schützte, hingen unzählig viele kleine Lichter. Von außen würden nur die Sitzgruppen vor dem Laden darauf hinweisen, dass es sich um ein Restaurant handelt.

Bevor ich in der Lage war, die Autotür zu öffnen, atmete ich noch einmal tief durch.
„Viel Spaß, ich warte hier." rief John über seine Schulter, ehe Joseph auch schon den Wagen verließ, um mir die Tür zu öffnen. In aller Gentleman-Manier, reichte er mir eine Hand, um mir beim Aussteigen zu helfen. Mit einem nervösen Lächeln, bedankte ich mich bei ihm. Ebenso wie die Autotür, öffnete er mir als nächstes die Tür zum Laden. Und tatsächlich, es war nicht viel los, nur vereinzelt saßen ein paar Paare an den kleinen Tischen verteilt. Doch auch innen überraschte der Laden mit vielen kleinen Lichtern, sowie wunderschön verzierten Holzwänden und vielen, vielen Blumen. Es war klein hier, fast schon wohnlich und brachte mich dazu, etwas entspannter zu werden.

„Ein Tisch für 2?" fragte ein junger Kellner, lächelte uns für einen Moment an, ehe sein Blick sich verwandelte. Die Augen wurden größer, der Mund stand ihm etwas offen, während er Joseph musterte. „Oh mein Gott..." brachte der dunkelhaarige Kellner entsetzt hervor, bevor er sich kurz schüttelte. „Ja, bitte ein Tisch für 2." antwortete Joseph ihm, schenkte ihm ein wirklich breites Lächeln. Der Kellner nickte nur, schaute sich im Raum um, bevor er uns zu einem etwas versteckt gelegenem Tisch führte.
„Darf es schon etwas zu trinken sein?" fragte er freundlich, wenn auch etwas nervös.
„Weißwein?" fragte Joseph über den Tisch hinweg, mit einem Nicken stimmte ich ihm zu.

Nachdem der Kellner gegangen war, musste ich erneut durchatmen. „Das lief doch schon mal gut." lächelte Joseph mich von Gegenüber an. „Er hat dich erkannt." gab ich knapp und verunsichert zurück, doch Joseph griff über den Tisch nach meiner Hand und nahm sie in seine. „Alles ist gut, Mary." sprach er vorsichtig. Allmählich begann ich dann wirklich mich zu beruhigen. Irgendwann kam der Kellner und brachte uns ein große Flasche Wein. Gemeinsam stießen wir an, ehe wir uns der Karte widmeten.
„Puhhh." entwisch es mir, denn obwohl der Laden so klein wirkte, war ich mit der Menge an Auswahl der Gerichte überfordert. „Was isst du?" fragte ich über die Karte hinweg, ohne Joseph anzusehen. „Gute Frage. Irgendwas mit Käse." „Ich hab irgendwie Appetit auf Pilze..." sagte ich nachdenklich, eher zu mir selbst.
Es dauerte noch ziemlich lange, bis wir uns entschieden haben und noch länger, bis unser Essen fertig ist. Mittlerweile füllten sich auch die anderen Tische immer mehr. Doch meine Anspannung schien wie verflogen zu sein, was definitiv auf Joseph zurückzuführen war. Und vielleicht auch auf den Wein.

Wir unterhielten uns über so viele Themen, über Lieblingsessen, Josephs witzige Momente während ein paar Drehs, meiner Zeit in Deutschland. Und es harmonierte. Das ein paar der Leute uns ansahen und musterten, fiel mir erst wieder auf, als Joseph bezahlte und ich auf dem Weg zum Badezimmer war. Sofort überkam mich die Aufregung und ich brauchte deutlich länger auf Toilette, als gedacht. Als ich fertig war und noch einmal vor dem Spiegel stand, um meine Haare zu richten, öffnete sich plötzlich die Tür hinter mir. Eine junge Frau, vielleicht in meinem Alter, betrat die Toilette. Mit einem zaghaften Lächeln bedachte sie mich, nickte mir zu und verschwand in einer der Kabinen.

Zurück bei unserem Tisch, stellte ich verwundert fest, das Joseph mittlerweile vor dem Tresen des Restaurants stand. Und natürlich nicht alleine war, sondern ein paar Leute um ihn rum versammelt waren. Zunächst stellte er sich neben den Kellner, griff nach dem Handy in dessen Hand und legte einen Arm um ihn, um ein Foto von beiden zu machen. Etwas unsicher betrachtete ich das ganze von weiter weg, doch konnte nichts gegen das plötzliche Kribbeln in mir unternehmen. Zum Glück war unser Tisch noch nicht abgeräumt, so konnte ich zufrieden den letzten Schluck Wein aus meinem Glas leeren.
Es dauerte auch nicht lang, bis Joseph mich sah, mir mit einem Nicken deutete, zu ihm zu kommen. Während ich auf ihn zu lief, umarmte er noch eine der Frauen, winkte einem anderen Mann zu. „Wenn ihr uns jetzt entschuldigen würdet." sagte er vornehm, streckte seinen Arm aus, um nach meiner Hand zu greifen. Und dann verließen wir das Restaurant, Hand in Hand, den kurzen Weg zum Wagen, in welchem John auf uns wartete.

Erst als die Tür sich neben mir schloss, schaffte ich es wieder durchzuatmen. Die letzten Minuten schienen mir doch etwas aufregender, als angenommen. „Alles in Ordnung?" wollte Joseph sich sofort rückversichern. „Ja, alles gut. Das ist nur einfach nicht meine Welt." gestand ich lächelnd, auch wenn mir die Aussage etwas unangenehm schien.
„Das wird schon. Man gewöhnt sich dran." sagte der Mann neben mir, bevor er wieder nach meiner Hand griff. Sofort überkam mich eine erneute Gänsehaut.

Die Fahrt zurück zum Hotel unterhielten wir uns alle 3, über das Restaurant, wie John es gefunden hatte und welches er noch empfehlen würde.
Nachdem der breite Sicherheitsmann den Wagen wieder in der Tiefgarage geparkt hatte und sich verabschiedete, liefen Joseph und ich zum Fahrstuhl.
Immer noch hielt er meine Hand umklammert, welche er auch erst losließ, als wir den Fahrstuhl betraten. Ich nutzte die Gunst der Sekunde, um auf meinem Handy nachzusehen.

Ruby

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Ruby. Meine Stirn legte sich automatisch in Falten, da ich nicht wirklich wusste, was genau ich ihr zu sagen hätte. Doch ehe ich hätte eine Antwort tippen können, kam auch schon die nächste Nachricht von Ruby.
Und diesmal war es ein Foto.
Ein Foto, von Joseph und mir, im Restaurant von gerade eben, wie er meine Hand festhielt und wir beide lachten. Meine Augen weiteten sich augenblicklich, ehe ich etwas geschockt zu Joseph sah.
„Alles gut?" fragte er besorgt, doch als Antwort drehte ich ihm nur den Bildschirm meines Handys entgegen.
„Oh." entwich es ihm knapp, bevor er sich leicht lächelnd mit der Zunge über die Lippen fuhr. „Ist doch ein schönes Bild, du siehst Hammer aus." hängte er noch dran, was ich nur mit einem Augenrollen quittieren konnte.

„Macht dir das überhaupt nichts aus?" Als Antwort bekam ich zunächst nur ein Schulterzucken. „Warum sollte es?" Die Fahrstuhltüren öffneten sich, schweigend stiegen wir aus. „Ich brauch mehr Alkohol." gab ich zu, was Joseph einen Lacher entlockte. „Musst du mich dir schön trinken?" fragte er ironisch, während er seine Schlüsselkarte durch das Sperrsystem seiner Zimmertür zerrte. Mit dem Kopf nach links und rechts wippend, tat ich so, als würde ich meine Antwort abwägen müssen, erntete aber einen geschockten Blick vom Blonden neben mir. „Ich denke das sollte schon passen." sagte ich schließlich selbstsicher lächelnd.

Bevor ich mir überhaupt meine Jacke von den Schultern streifen konnte, geschweige denn die Schuhe ausziehen, fiel die Tür hinter mir ins Schloss und Joseph umgriff mich mit starkem Druck an der Taille, um mich in einer gekonnten Bewegung zu sich zu drehen. Kurz bevor unsere Nasenspitzen sich trafen, kam ich zum stehen und da war es wieder. Das Gefühl von tausenden von Schmetterlingen, die begannen in meinem Unterleib empor zu steigen. Das aufregende Kribbeln meiner Haut, genau an den Stellen, an denen Joseph mich berührte. „Bist du dir da sicher?" fragte er leise, so leise und mit tiefer Stimme, dass es mir erneut einen Schauer über den Rücken jagte.
„Sicher." brachten meine ausgetrockneten Stimmbänder schließlich heraus. Mittlerweile passte kein Blatt zwischen uns, meine Brust presste sich eng an seine, seine Hand in meinem Rücken zog mich noch näher an ihn.

Und dann passierte es wieder.
Seine Lippen trafen zielgerichtet meine, was unwillkürlich dazu führte, dass meine Knie drohten unter mir nachzugeben. Als würde Joseph dies mitbekommen, umgriff er mich noch fester, während seine andere Hand in meinen Nacken wanderte. Der Kuss war gierig, intensiv, aber vor allem lange, so dass ich ein tiefes mal Luft holen musste, als unsere Münder sich das nächste Mal trennten.
Obwohl kaum ein Licht im dunklen Flur seines Hotelzimmers brannte, konnte ich nur allzu gut den goldenen Schleier seiner braunen Augen erkennen, mit welcher er mein Gesicht musterte. Ehe ich noch weiter darüber nachdenken konnte, umgriffen meine Hände sein Gesicht, zogen es wieder näher an meines, nur damit unsere Lippen sich ein weiteres mal liebkosen konnten.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 13, 2022 ⏰

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