6. Zimmerservice

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Joseph holte zwei Gläser aus einem der Schränke unter der Bar und griff sogleich nach einer Flasche Whiskey. Selbst das Etikett darauf, sah teurer aus als meine 2-Zimmer Wohnung zuhause.
Er lief an mir vorbei und steuerte den gläsernen Beistelltisch der Couch an.
Etwas skeptisch, beobachtete ich ihn, während er die Flasche mit goldbrauner Flüssigkeit öffnete und in den Gläsern verteilte. Anschließend ließ er sich auf die Couch fallen. Mit den Händen rieb er sich über die Augen, ehe er mich fragend ansah.

So setz ich mich bestimmt nicht auf die Couch. Das kann ich mir nicht leisten." sagte ich, deutete dabei mit den Händen an mir herab.
Joseph lachte. „Natürlich. Warte kurz." Er erhob sich von der Couch und verschwand im vermeintlichen Schlafzimmer seines Hotelzimmers.

Mein Blick wanderte abermals durch den Raum. Alles war so luxuriös und reinlich, dass der Gedanke, Joseph würde hier wohnen, beinahe albern wirkte. Er passte hier eigentlich gar nicht rein. Jedenfalls nicht so, wie ich ihn heute kennengelernt hatte.
Wenn man ihn zum ersten mal sieht und nicht weiß, dass er ein berühmter Schauspieler ist, wirkt er wie ein Typ mit dem man lange Waldspaziergänge macht oder den Sonntagmorgen mit kalter Pizza vom Vorabend startet.
Nichts an ihm wirkte wie ein wohlhabender, bekannter Star.

Im nächsten Moment tauchte Joseph wieder neben mir auf. In seinen Händen hielt er eine rot-karierte Schlafanzughose, sowie ein schlichtes, schwarzes Shirt. Fragend sah ich zu ihm auf.
„Das kommt bestimmt komisch, aber du kannst natürlich gerne duschen gehen. Deine Sachen kann ich dem Zimmerservice geben, dann wären sie innerhalb einer Stunde wieder sauber und trocken, falls du nach Hause willst."
Ich spürte, wie schon so oft an diesem Abend, die aufsteigende Röte in meinen Wagen.

Ich lächelte nervös, griff aber kurzerhand nach den Sachen in seinen Armen und rannte beinahe zum Couchtisch. Ich hielt die Luft an und kippte den gesamten Inhalt des Whiskeyglases in mich hinein. Erst als ich ausatmete, spürte ich das Brennen des Alkohols in meiner Kehle.

„Sorry." sagte ich schnell, doch Joseph lachte nur auf. „Schon gut." Der Whiskey wirkte schnell. Sofort begann meine Haut zu kribbeln und meine Gedanken wurden gedämpft.
„Danke und bis gleich..." sagte ich schüchtern, hielt dabei die Sachen von Joseph in die Höhe und verschwand sofort im Badezimmer.

Wie der Rest seines Zimmers, musste natürlich auch dieses verdammte Badezimmer vor Luxus nur so triefen. Goldene Handtuchhalter, sowie goldene Wasserhähne strahlten mir auf Hochglanz entgegen. Es gab eine bodenebene Dusche, die wahrscheinlich mehr Platz bietet, als mein gesamtes Bad in Deutschland.
Ich konnte nicht wirklich beschreiben, wie ich jetzt fühlte.
Für einen Moment, ließ ich mich auf dem geschlossenen Toilettendeckel nieder und zog mein Handy hervor. Als ich es entsperrte, waren immer noch die Suchergebnisse von Joseph's Namen geöffnet. Für einen Moment war ich wie hypnotisiert. Ich begann einen Artikel nach dem anderen zu überfliegen.
Nach einer Weile, sperrte ich genervt mein Handy wieder und ließ mich mit dem Kopf an die Wand hinter mir fallen.

Ich schnalzte mit der Zunge. Sofort schmeckte ich nochmals die herben und gleichzeitig süßen Aromen des Whiskeys.

Nach weiteren Minuten, die ich einfach nur dasaß und eigentlich über nichts nachdachte, stellte ich die Dusche an und schälte mich aus den klebrigen Klamotten. Ich beeilte mich, so gut es ging, wusch allerdings noch meine Haare, um auch sie vom lästigen Biergeruch zu befreien.
5 Minuten später, betrachtete ich mich im Spiegel in Josephs Klamotten.

Das Shirt passte gut, wenn es auch etwas sehr oversized wirkte. Die Hose allerdings, war einfach zu groß. Viel zu groß. Ich versuchte sie mit einem Knoten an der Seite, etwas enger an meinen Hüften werden zu lassen, doch es brachte nicht viel. Der Stoff war viel zu leicht und dünn, um das der Knoten halten könnte. Wenn wir uns etwas besser kennen würden, hätte ich auch einfach sein Shirt als Kleid tragen und auf die Hose verzichten können, doch dafür war ich definitiv zu schüchtern. Es blieb mir also nichts anderes übrig.
Schnell raffte ich mit einer Hand, all meine Sachen zusammen. Die Hose hielt ich mit der anderen am Bund fest, damit sie mir im Laufen nicht von der Hüfte rutschen konnte.

getting down in americaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt