Kapitel 3

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♠Blair♠

Was soll denn der Scheiß? Spinnt der?

Ich will gerade zurückschlagen, doch jemand packt meinen Arm und zieht mich zurück.

"Hört auf, beide. Aris geh du zu Phedoka und du Blair, mach dass du zurück in den Keller gehst, du hast sicher noch Arbeit."

Wütend sieht Damon mich an, lässt mich aber trotzdem los. Ich hebe meine Arme und signalisiere damit meinen Rückzug.

Ja okay, es war nicht nett was ich gesagt habe, aber schon seit er hier angefangen hat geht er mir mit seiner Ich-bin-so-schön und Keiner-kann-mir-gar-nix Art auf den Wecker. Nur weil er Aris heißt, heißt das nicht, dass er sich wie ein Gott aufführen muss. So arrogant und allwissend. Klugscheißer mag eben auch keiner.

Ich bin froh, dass er wenigstens nicht noch Adonis heißt. Stellt euch das mal vor. Dann wäre seine Arroganz sicher noch überheblicher.

Auf dem Weg nach unten merke ich etwas Feuchtes um meine Nase. Ich taste sie ab und sehe Blut an meiner Hand.

Ach verdammt.

"Fuck, verdammt", fluche ich laut und schlage gegen das Holz meiner kleinen Empfangstheke. Ein Wimmern erregt meine Aufmerksamkeit und ich entdecke einen Sub, der mich erschrocken und ängstlich ansieht.

"Sorry Kleiner. Alles gut. Das war nicht für dich bestimmt", entschuldige ich mich ruhig bei ihm. Mit einem schüchternen Lächeln nickt er und eilt weiter, zurück in einen der Räume.

Ich betrete die öffentlichen Sanitäranlagen ,die wir unten sowie oben haben und sehe in den Spiegel. Blut läuft mir aus der Nase über meinen Mund und tropft vom Kinn in das Waschbecken hinunter. Ich schnappe mir ein paar Papiertücher aus dem Spender, lasse kaltes Wasser darüber laufen und lege sie mir in den Nacken.

Schon als Kind habe ich gelernt den Kopf ja nicht in den Nacken zu legen. Dadurch läuft das Blut nach hinten in den Rachen und durch die Speiseröhre in den Magen. Das kann zu Übelkeit und Erbrechen führen. Außerdem besteht die Gefahr, dass das Blut in die Atemwege gerät, zumindest wenn man bewusstlos wird. Das kalte Wasser im Nacken sorgt dafür, dass sich die Blutgefäße zusammenziehen und die Nase aufhört zu bluten.

Ja, als Kind musste ich mich schon durch das Leben boxen und steckte so einige ein. Sicher musste Aris das nicht. Mit seinen langen schwarzen Haaren, seinem sonnengeküssten Teint und diesen elend langen Wimpern, war er sicher der Frauenschwarm Nummer eins und jedermanns bester Freund.

Nachdem meine Nase endlich aufgehört hat zu bluten, wische ich das restliche Blut von meinem Gesicht und verlasse das Bad.

Wieder an meinem Platz angekommen sehe ich mir die Reservierungen der Räume durch. Für heute sind es noch sechs. Ich klappe das Buch zu, verstaue es unter der Theke und mache mich zu den einzelnen Räumen auf, um sie zu checken.

Nachdem sie benutzt wurden gehe ich sie immer durch, um aufzufüllen was fehlt. Zum Beispiel Kondome, Gleitgel oder auch die Salben. Genauso werden Handtücher nachgelegt und die Werkzeuge inspiziert, ob sie richtig gesäubert und desinfiziert wurden. Dann schicke ich den Reinigungsdienst hinein, um wieder klar Schiff zu machen.

Wenn dann die Gäste kommen, gehe ich mit ihnen die Verträge und Beiblätter durch und händige ihnen den Schlüssel für ihren gebuchten Raum aus.

Das ist so im Groben mein Job.

Als ich damals die Jobbeschreibung las, wusste ich nicht wirklich worauf ich mich einlassen würde.

>Schlüsselmeister für Resortclub gesucht< stand kurz und knapp in der Zeitung. Zu dem Zeitpunkt war mir scheißegal was ich arbeite, Hauptsache ich arbeite. Dennoch war ich kurz geschockt, als man mir erklärte, was meine Aufgabe sei. Bis zu diesem Zeitpunkt, habe ich zwar das ein oder andere Mal von BDSM gehört, aber mich nie dafür interessiert und mich demnach auch nie darüber erkundigt.

Das hat sich nun geändert. Nach den Jahren, die ich jetzt schon hier bin, weiß ich so gut wie alles darüber.

Nur für mein Privatleben brauche ich das nicht. Ich bin weder dominant noch submissiv. Ich mag geben und nehmen und brauche auch keinen Schmerz in meiner Beziehung. Den hatte ich schon zur Genüge. Auch wenn das Meiste psychischer Schmerz war.

Apropos Schmerz. Der stand Aris vorhin auch in den Augen. Mich würde wirklich brennend interessieren was passiert ist. Vielleicht frage ich Damon später mal. Doch jetzt sollte ich zurück zu meiner Theke, denn die Zimmer sind alle fertig und die ersten Gäste müssten gleich auftauchen.

***

Ein paar Stunden später, als der letzte Dom mit seinem Sub den BDSM Bereich verlässt, gehe ich noch einmal die Zimmer durch.

Ein Räuspern an der Türe, lässt mich überrascht aufschauen.

"Hey. Ich wollte noch einmal mit dir sprechen", meint Damon und lehnt sich mit verschränkten Armen an den Türrahmen. Ich mag Damon und ich respektiere ihn voll und ganz, doch manchmal geht er mir schon ein wenig auf den Wecker, wenn er mich zurechtweisen will.

"Sprich."

"Das mit Aris. Was ist das überhaupt? Seit ihr beide hier angefangen habt zu arbeiten höre ich nur gestreite und gezicke von euch. Auch den Anderen fällt das auf und auch sie sind nicht begeistert davon. Wenn ihr euch nicht leiden könnt, wieso geht ihr euch denn nicht einfach aus dem Weg? Blair, du bist ein guter, freundlicher Mann und Aris genauso. Ich verstehe das nicht."

"Muss man denn immer alle leiden können?", blocke ich ab und er runzelt die Stirn.

"Nein, muss man nicht, ich mag Slade auch nicht besonders, aber das gibt mir nicht das Recht, mich ihm gegenüber wie ein Arschloch zu verhalten. Es stört einfach das Arbeitsklima. Also versuch dich bitte ab jetzt zurückzuhalten. Am Besten ignoriert ihr euch beide und das werde ich Aris auch noch einmal sagen, denn wenn das zwischen euch nicht klappt, dann muss ich Maßnahmen ergreifen und die gehen für einen von euch sicher nicht gut aus."

Uff. Damit habe ich nicht gerechnet.

"Also?", hakt Damon noch einmal nach, da ich immer noch keine Antwort gegeben habe.

"Ja, ist gut. Ich halte mich zurück. Was ist eigentlich passiert? Also bei ihm?", versuche ich dann noch meine Neugier zu stillen, doch ich hätte mir denken können, dass Damon abblockt.

"Ich denke das geht dich nichts an. Wenn Aris es dir erzählen will ist das was anderes, aber ich werde nichts ausposaunen."

"Okay, sorry."

Damon nickt und hebt seine Hand.

"Ich werde dann gehen. Schönen Feierabend dir noch."

"Bye, danke, dir auch."

"Den werde ich haben", lacht er gehässig. Ich kann nicht anders als mit den Augen zu rollen. Ja, wenn man zwei Männer daheim hat die einen befriedigen dann hat man wohl jeden Tag einen schönen Feierabend. 

Resort de la Pheya 13 - MikisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt