♠Blair♠
Er ist mein Sohn, Mikis ist mein Sohn. Ich habe es geahnt und es erfüllt mich mit solch Stolz und Freude.
Trotzdem lasse ich Chloe nicht so einfach vom Haken. Ich will wissen, was sie sich dabei gedacht hat.
Nachdem wir uns auf das Sofa gesetzt haben, ziehe ich Mikis zwischen mich und Aris, wo dieser sich gleich an seinen Dad kuschelt.
Sein Dad. Ich bin auch sein Dad.
Wieder rollen mir die Tränen über mein Gesicht. Mikis beobachtet mich, drückt sich von Aris weg und lehnt sich zu mir. Dann wischt er mir meine Tränen von den Wangen und lehnt sich an meine Brust.
Vorsichtig sehe ich zu Aris, denn das Ganze macht mir Angst. Angst davor, dass Aris nun erst recht denken könnte, ich will ihm Mikis wegnehmen, aber auch wenn sich die Situation geändert hat, will ich das ganz und gar nicht. Eher sehne ich mich nach einer Familie zusammen mit Aris. Und sein Blick, den er uns zuwirft, lässt darauf hoffen. Ich erkenne haufenweise Liebe und Zuneigung. Ich lege meinen Arm um Mikis und streichle ihm durch die Haare, während ich wieder zu Chloe rüber sehe.
"Es tut mir wirklich leid, Blair. Aber ich stehe dazu, was ich getan habe. Ich war jung, zu jung. Du hast dich so gefreut auf das Baby, doch ich war noch nicht bereit dafür. Anfangs habe ich mir noch versucht einzureden, dass ich das schaffen kann, dass wir das schaffen können. Du würdest mir helfen, und meine Eltern sicher auch. Doch je größer mein Bauch wurde, desto schlimmer wurden meine Gedanken. Ich fiel in tiefe Depressionen. Du hast viel gearbeitet. Ich mache dir das nicht zum Vorwurf, aber so hatte ich viel Zeit, über mein Leben nachzudenken. Und dann kam der Punkt, wo alles in mir zusammenbrach und ich wusste, ich muss das Baby weggeben. Deshalb entschied ich letztendlich, das Baby zur Adoption freizugeben."
Aus dem Augenwinkel sehe ich wie Aris unruhig hin und her rutscht und sich dann nach vorne lehnt.
"Du hast uns erzählt, dass dein Mann sich damals ins Ausland abgesetzt hat und du deswegen nicht an seine Zustimmung zur Adoption kamst. Wieso hast du gelogen?"
"Sie hat was?", fauche ich und will aufspringen. Doch Mikis, greift nach meiner Hand und drückt sie sanft. Sofort beruhige ich mich wieder. Für ihn werde ich meine Emotionen im Griff halten, trotzdem bleibe ich angespannt.
Chloe seufzt und nickt.
"Ja, ich habe gelogen. Was hätte ich denn tun sollen?" Ihr flehender Blick nimmt mich vollkommen ein. Früher konnte ich diesem Blick nicht widerstehen, doch heute sorgt er nur dafür, dass ich noch mehr verhärte.
"Blair. Du warst so ein guter Mann. Voller Liebe, für mich, für das Baby, du hättest niemals zugestimmt, es zur Adoption freizugeben. Und ich wusste, wenn das Baby erstmal da ist, ist es für mich zu spät. Ich wäre nie wieder die geworden, die ich einst war. Ich würde nur funktionieren, für dich und für das Baby, aber niemals für mich selbst. Es wäre mein Untergang gewesen und das wollte ich weder dir noch dem Baby antun, also musste ich mir was einfallen lassen. Aris und sein Mann Max waren verzweifelt auf der Suche nach einem Kind. Wir trafen uns zufällig in einem Café, als ich mal wieder einen schlechten Tag hatte. Ich erzählte ihnen, dass ich schwanger sei von einem Mann, der einfach abgehauen ist und ich viel zu jung sei und mich nicht um das Baby kümmern könnte. Ich erzählte, dass ich keine Eltern mehr habe und deine nicht kennen würde. Du weißt gar nicht, wie die beiden sich gefreut haben, als wir alles offiziell gemacht haben. Ich war glücklich, weil die beiden glücklich waren und ich wusste, das Baby kommt in gute Hände. Und wenn ich euren Sohn so sehe weiß ich, dass ich es richtig gemacht habe."
Das wollte sie mir nicht antun? Hat sie überhaupt eine Ahnung, was sie mir stattdessen angetan hat? Ist ihr nie in den Sinn gekommen, dass sie uns hätte verlassen können, ohne mir mein Kind wegzunehmen? Stattdessen verschwindet sie sang und klanglos.
"Wieso habe ich dich nie gefunden? Du warst spurlos verschwunden."
"Ich bin damals nicht einfach ohne Ziel davongelaufen. Ich hatte seit einiger Zeit Kontakt zu einer Kommune, deren Leute versuchten, sich weitgehend selbst zu versorgen und einen anderen Lebensweg zu finden, als den üblichen. Dort spielten Namen keine Rolle. Ich war einfach eine von ihnen. Sie unterstützten mich bis zur Geburt und verurteilten mich nicht, als ich nach der Geburt ohne Kind aus dem Krankenhaus zurückkam und erklärte, dass ich es zur Adoption freigegeben habe. Ich habe mich nie umgemeldet, keinen Job aufgenommen und alle Brücken abgebrochen. Dort war und bin ich einfach nur Chloe.
Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Wir waren damals beide wirklich sehr jung, sie noch mehr als ich und vielleicht kann ich ein bisschen verstehen, dass sie mit der Situation überfordert war. Aber ihre Entscheidung, nicht mit mir zu sprechen und alles mit sich selbst auszumachen, war falsch, unfair und egoistisch und ich kann ihr einfach nicht verzeihen, was sie mir damit angetan hat. Zumindest noch nicht. Und ich muss das Ganze erstmal verdauen.
"Wieso kommst du erst jetzt, wo du etwas von mir willst?", werfe ich ihr vor. "Damals magst du zu jung gewesen sein um zu erkennen, was du mir angetan hast, aber in all den Jahren ist es dir nie in den Sinn gekommen, mir wenigstens eine Nachricht zu senden um mir zu sagen, warum? Und wo mein Sohn ist?"
Sie schüttelt den Kopf. "Es war meine Entscheidung und die hätte man niemals ändern können. Und ganz sicher wollte ich Aris und Max keine Probleme machen, indem ich dir von all dem erzähle. Es war besser alles so zu lassen, wie es ist."
Aris war die ganze Zeit ruhig, ich denke, dass auch er mit all diesen Neuigkeiten zu kämpfen hat. Oh Gott, er tut mir so leid, so sehr. Auch wenn alles ein Zufall war, will ich gerade nicht wissen, was er von mir denkt. Ob ich es wusste? Natürlich nicht. Aber ich habe es geahnt. Mikis Alter, seine Intelligenz, seine blonden Haare und diese Augen. Er ähnelt mir. Doch sicher war ich mir nie. Ich dachte, es wäre ein zu großer Zufall, dass er auf diese Weise zu mir kommt. Und um ehrlich zu sein sehe ich es noch immer so, obwohl ich es jetzt besser weiß.
Neben mir bewegt sich Aris und steht auf.
"Ich denke, du gehst jetzt besser, Chloe. Leg die Papiere auf den Tisch, Blair wird sie unterschreiben und dir per Post zusenden, doch ich möchte jetzt, dass du gehst. Ich denke alle Fragen sind beantwortet, den Rest klären Blair und ich untereinander."
Ich spüre Aris Enttäuschung wie meine eigene. Auch wenn es etwas Gutes hatte, wurde er dennoch belogen, genauso wie ich. Doch ich muss zugeben, ich denke wie Aris. Sie hat erzählt, was ich wissen wollte, mehr möchte ich nicht von ihr. Sie kann jetzt gehen.
Mikis selbst war die ganze Zeit ruhig. Hin und wieder drückte er meine Hand oder fuhr mit seinem Zeigefinger meine Finger nach. Ob er verstanden hat um was es ging? Natürlich. Ich denke nur, dass auch er nicht weiß wie er reagieren soll. Die Frau ist ihm fremd und er hat absolut keinen Bezug zu ihr. Ich tausche einen Blick mit ihm aus und Aris fragt ihn flüsternd, ob er vielleicht noch Fragen hat, doch Mikis schüttelt nur den Kopf.
Ich schiebe ihn ein Stück von mir, stehe dann auf, nehme seine Hand und begebe mich mit ihm zur Eingangstür. Ich öffne sie weit und sehe Chloe auffordernd an.
Sie geht an mir vorbei und dreht sich noch einmal um, während sich Aris auf die andere Seite von Mikis stellt und dessen Hand nimmt.
"Wie Aris schon andeutete, wir sind fertig miteinander. Danke trotzdem, dass du wenigstens jetzt die Wahrheit gesagt hast, auch wenn es mich zehn Jahre meines Lebens mit meinem Sohn gekostet hat. Ich werde dir die Papiere zuschicken, sobald ich sie gelesen und unterschrieben habe. Leb wohl Chloe."
Ohne sie noch einmal anzusehen, schließe ich die Türe. Dann ist es vorbei und ich breche weinend zusammen. Ich gleite an der Türe hinunter, ziehe meine Beine an und lege meinen Kopf auf meine Knie. Ich spüre Hände auf meinen Oberarmen die mich sanft streicheln, doch reagiere ich nicht. Ich muss mich jetzt einfach für einen Moment fallen lassen.
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Resort de la Pheya 13 - Mikis
Romance🍀Buch 13🍀 Es ist alles weg, vernichtet, verbrannt. Weinend steht der kleine Mikis in der Empfangshalle vor Paul und warte darauf, dass jemand seinen Dad ruft. Wie soll es denn jetzt mit ihm und seinem Dad weitergehen? Warum muss das Leben immer s...